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Friedenspreis 2010

David Grossman

Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat den israelischen Schriftsteller David Grossman zum Träger des Friedenspreises 2010 gewählt. Die Preisverleihung fand am 10. Oktober 2010 in der Frankfurter Paulskirche statt. Die Laudatio hielt der Bürgerrechtler und spätere Bundespräsident Joachim Gauck.

Begründung der Jury

Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2010 David Grossman und ehrt damit den israelischen Schriftsteller, der sich aktiv für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt.


In seinen Romanen, Essays und Erzählungen versucht er, nicht nur die eigene, sondern immer auch die Haltung der jeweils Andersdenkenden zu verstehen und zu beschreiben. David Grossman gibt dem schwierigen Zusammenleben eine literarische Stimme, die in der Welt gehört wird. Seine Bücher zeigen, dass die Spirale von Gewalt, Hass und Vertreibung im Nahen Osten nur durch Zuhören, Zurückhaltung und die Kraft des Wortes beendet werden kann.

In seinem Hauptwerk ‚Eine Frau flieht vor einer Nachricht’ zeigt David Grossman die Bedeutung der Sprache für die Suche nach Identität und warnt vor ihrer zunehmenden Militarisierung. So bietet er inmitten einer Realität von Willkür, Zwang und Entfremdung Auswege aus dem jetzigen Zustand der Gesellschaft, die sich zwischen Krieg und Frieden befindet.

Preisverleihung

Reden

David Grossman hat nicht weniger versucht, als mit der Kraft des Wortes und der Argumente auszuloten, welchen Weg es in der zerteilten und verminten Welt seiner Heimat überhaupt noch geben kann, um – mit Marcel Mauss’ Worten – „die Speere niederzulegen“.

Gottfried Honnefelder - Grußwort
Gotffried Honnefelder
Grußwort des Vorstehers

Loyalität und Kritik sind keine Gegensätze, recht verstandene Loyalität und Kritik bedingen einander. Doch wäre es nur so einfach, wie es sich spricht!

Joachim Gauck - Laudatio
Joachim Gauck
Laudatio

Ich stehe hier und rede mit Ihnen über Frie­den. Ist das nicht merkwürdig. Ich, der ich in meinem ganzen Leben noch keinen Augenblick wirklichen Frie­dens erlebt habe. Doch ich weiß etwas über Krieg. Deshalb denke ich, habe ich das Recht, hier über Frieden zu reden.

David Grossmann - Dankesrede
David Grossman
Dankesrede

Chronik des Jahres 2010

+ + + Bei einem Erdbeben in Haiti sterben etwa 220.000 Menschen, über eine Million Menschen werden obdachlos. + + + Das Europäische Parlament bestätigt die neue Kommission unter Präsident José Manuel Durão Barroso. + + + Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten verabschiedet mit knapper Mehrheit die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama. + + +


+ + + 39 Menschen sterben bei Anschlägen in Moskau. + + + Bei dem Flugzeugabsturz von Smolensk sterben der polnische Präsident Lech Kaczyński und zahlreiche polnische Politiker, Militärs und Würdenträger. Insgesamt sterben 96 Menschen. + + + Nach einem neuerlichen Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island muss aufgrund von Aschewolken der Luftraum weiträumig gesperrt werden.  + + + Der Europäische Rat beschließt die Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (»Euro-Rettungsschirm«) mit einem Umfang von 750 Milliarden Euro. Die griechische Finanzkrise zieht eine Eurokrise nach sich.+ + + Horst Köhler erklärt den sofortigen Rücktritt vom Amt des deutschen Bundespräsidenten. + + + Christian Wulff (CDU) wird von der Bundesversammlung zum zehnten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Er erhält im dritten Wahlgang 625 Stimmen gegenüber Joachim Gauck (parteilos) mit 494 Stimmen. + + + Bei dem Unglück bei der Loveparade 2010 in Duisburg kommen 21 Menschen ums Leben, 511 Teilnehmer werden zum Teil schwer verletzt. + + + Das SWIFT-Abkommen, das es US-amerikanischen Terrorfahndern ermöglicht, Einsicht in EU-Konten zu bekommen, tritt in Kraft. + + + Israel wird 33. Mitgliedstaat der OECD + + +

Biographie David Grossman

David Grossman, geboren 1954 in Jerusalem, zählt zu den einflussreichsten Schriftstellern und Journalisten Israels. In seinen Romanen und Erzählungen, Essays und Kinderbüchern, die in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden, setzt er sich vor allem mit der Identität seines Landes und dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinander. Er beteiligt sich zudem aktiv an der politischen Debatte um eine friedliche Lösung im Nahen Osten.


David Grossman beginnt 1975 nach seinem Militärdienst, Philosophie und Theaterwissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem zu studieren. Nebenbei arbeitet er als Nachrichtenredakteur, Hörspielautor und -sprecher beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk des Landes. Schon vor seinem Universitätsabschluss im Jahr 1979 schreibt er erste Kurzgeschichten und veröffentlicht 1983 mit „Das Lächeln des Lammes“ (dt. 1988) seinen ersten Roman. Die Geschichte über drei Israelis und einen alten Araber spielt vor dem Hintergrund der besetzten Gebiete und wird aufgrund seiner Direktheit und Intensität von der Kritik gelobt. Mit dem 1986 erscheinenden Roman „Stichwort: Liebe“ (dt. 1991) über die zweite nachfolgende Generation der Opfer der Shoah, in dem er mit den Mitteln der Groteske, des Märchens und des Fantastischen das Unfassbare zu beschreiben versucht, belebt Grossman die Diskussion darüber, ob und wie die Shoah literarisch zu verarbeiten sei. Dieser Roman und die Veröffentlichung seiner Reportagensammlung „Der gelbe Wind“ (1987, dt. 1988) über das Verhältnis zwischen Israelis und Arabern machen ihn weltweit bekannt.

Als er sich 1988 weigert, seine Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung der Palästinenser zensieren zu lassen, bei der Jassir Arafat erstmals indirekt von einem Existenzrecht Israels spricht, wird David Grossman von seinem Arbeitgeber fristlos entlassen. Fortan konzentriert er sich ganz auf die Schriftstellerei und veröffentlicht in den folgenden Jahren Romane wie „Der Kindheitserfinder“ (1991, dt. 1994) und „Sei du mir das Messer“ (1998, dt. 1999), in denen er die Komplexität des Lebens in der heutigen Welt beschreibt, sowie zahlreiche Kinder- und Jugendbücher wie „Zickzackkind“ (1994, dt. 1996) und die Geschichten über Joram (1990, 1991 und 1992). Mit seinen politischen Essays über die Situation von in Israel lebenden Arabern, die er in dem Buch „Der geteilte Israeli“ (1992) veröffentlicht, geht Grossman den Problemen des Zusammenlebens auf den Grund. Zunehmend setzt er sich als Unterstützer der Genfer Initiative auch in seinen politischen Kommentaren für eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern ein und dokumentiert in der Essaysammlung „Diesen Krieg kann keiner gewinnen. Chronik eines angekündigten Friedens“ (2003) seine wachsende Enttäuschung darüber, dass der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern nicht gelöst werden kann.

Die Haltung der jeweils Andersdenkenden zu verstehen und zu beschreiben, ist eine der Antriebsfedern für sein politisches Engagement und beeinflusst die Themen seiner literarischen Arbeiten. In dem Jugendroman „Wohin du mich führst“ (2000, dt. 2001) über einen Jungen, der sich von einem Hund auf der Suche nach dessen Besitzer durch Jerusalem führen lässt, und in „Löwenhonig“ (2005, dt. 2006), einer Nacherzählung der biblischen Geschichte von Samson, sind Bezüge zur Situation, in der sich die israelische Gesellschaft befindet, offensichtlich. Bei Ausbruch des Zweiten Libanonkriegs 2006 fordert David Grossman mit Amos Oz, Abraham B. Jehoshua und anderen Schriftstellern eine Waffenruhe zwischen Israel und Libanon. Einige Tage später wird sein Sohn Uri von einer Rakete der Hisbollah getötet. Diese leidvolle Erfahrung versucht er in seinem Roman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ (2008, dt. 2009) zu verarbeiten. In dem als sein epochales Hauptwerk bezeichneten Roman erzählt er von einer Frau und ihrem verzweifelten Versuch, sich und ihr Familienleben vor der harten und gewalttätigen Realität zu schützen, und verwebt ihre Erlebnisse auf der Reise durch Israel mit ihren Erinnerungen und den politischen Ereignissen. Auf eindrückliche Weise zeigt er dabei, wie das Schicksal der Menschen in Israel unauflöslich mit Politik und Krieg verbunden ist.

Auch nach dem Tod seines Sohnes engagiert sich Grossman weiterhin für eine friedliche Lösung im Nahost-Konflikt. Im November 2006 appelliert er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt vor 100.000 Menschen an die Politik, jedes noch so zögerliche Friedenssignal der arabischen Führer anzunehmen. Als die Hamas im Dezember 2008 beginnt, aus dem Gazastreifen israelische Städte mit Raketen zu beschießen, fordert er von seinem Land Zurückhaltung: „Wir haben die Pflicht, die Zivilbevölkerung zu schützen, eben weil Israel viel stärker ist als die Hamas. Wir müssen uns unbedingt vor dem Strudel der Gewalt hüten, der uns in der Vergangenheit allzu oft verschlungen hat.“

Wichtiger Bestandteil seines literarischen Schaffens bleiben neben seinen politisch motivierten Schriften und den Romanen seine zahlreichen Bücher und Geschichten für und über Kinder, in denen er die Familie als menschliches Drama schildert, um die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern zu beschreiben. 2009 wird seine Kinderoper „Itamar Meets a Rabbit“ vom Philharmonischen Orchester Israels uraufgeführt. Die Musik komponiert der israelische Musiker Yoni Rechter.

David Grossman erhält für seine schriftstellerisches Werk und sein politisches Engagement zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Harry Herschon-Preis (Israel, 1980), Prime Minister’s Prize for Literature Work (Israel, 1984), Nelly-Sachs-Preis (1991), Premio Mondello (Italien, 1996), Premio Grinzane Cavour (Italien, 1997), Sapir Prize (Israel, 2001), Manès Sperber-Preis (2002), Bialik Prize (Israel, 2004), Emet-Prize (Israel, 2007), Geschwister-Scholl-Preis (2008) und den Albatros-Preis (2010).

David Grossman, Sohn des 1933 aus Polen eingewanderten Busfahrers Yitzhak Grossman und dessen Frau Michaela, ist mit der Psychologin Michal Grossman verheiratet. Zusammen haben sie drei Kinder, Jonathan, Ruth und Uri, und leben in Mevaseret Zion, einem Vorort von Jerusalem.

Auszeichnungen

2020 Würth-Preis für Europäische Literatur
2018 Preis für Verständigung und Toleranz Jüdisches Museum Berlin 
2018 Israel-Preis
2017 Man Booker International Prize 
2011 Prix Médicis étranger
2011 Wingate Literary Prize
2010 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 


2010 Albatros-Literaturpreis mit Anne Birkenhauer
2008 Geschwister-Scholl-Preis 
2007 Premio Ischia Internazionale di Giornalismo
2007 EMET-Preis
2004 Wingate Literary Prize
2002 Manès-Sperber-Preis
2002 Jugendbuchpreis der Jury der jungen Leser 
2001 Buxtehuder Bulle
1996 Premio Mondello
1991 Nelly-Sachs-Preis
1989 Mount Zion Award
1984 Preis des Premierministers für Hebräische Literatur

Bibliographie

Was Nina wusste - Erscheinungsdatum: 17.08.2020

Roman, aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer, Carl Hanser Verlag, München 2020, 352 Seiten, ISBN 978-3-446-26752-7, 25,00 €

Eine Taube erschießen

Reden und Essays, aus dem Hebräischen übersetzt von Anne Birkenhauer, Carl Hanser Verlag, München 2018, 128 Seiten, ISBN 978-3-446-25813-6, 18,00 €

Kommt ein Pferd in die Bar

Roman, aus dem Hebräischen übersetzt von Anne Birkenhauer. Carl Hanser Verlag, München 2016, 256 Seiten, ISBN 978-3-446-25050-5, 19,90 €

Aus der Zeit fallen

Roman, übersetzt aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer. Carl Hanser Verlag, München 2013, 128 Seiten, ISBN 978-3-446-24126-8, 16,90 €

Die Umarmung

Mit Zeichnungen von Michal Rovner, übersetzt von Michael Krüger. Hanser, München 2012, 36 Seiten, ISBN 978-3-446-23855-8, 9,90 €

Eine Frau flieht vor einer Nachricht

Roman, aus dem Hebräischen übersetzt von Anne Birkenhauer. Hanser, München 2009, 736 Seiten, ISBN 978-3-446-23458-1, 10,99 €

Mehr anzeigen

Die Kraft zur Korrektur. Über Politik und Literatur Essays

Aus dem Hebräischen von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling (engl. Writing in the Dark, 2008), Carl Hanser Verlag, München 2008

Löwenhonig. Der Mythos von Samson

Roman aus dem hebräischen Original „Dvash Araiot“ (2005) von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling (engl. „Lion’s Honey: The Myth of Samson“, 2006), Berlin Verlag, Berlin 2006; Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2007

Das Gedächtnis der Haut

Novellen aus dem hebräischen Original „Ba-Guf Ani Mevina“ (2002) von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling (engl. „Her Body Knows“, 2005), Carl Hanser Verlag, München 2004; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2006

Diesen Krieg kann keiner gewinnen. Chronik eines angekündigten Friedens

Essays aus dem hebräischen Original „Mavet Ke-Derech Chaim“ (2003) von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling (engl. „Death as a Way of Life”, 2003), Carl Hanser Verlag, München 2003; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2006

Wohin du mich führst

Roman aus dem hebräischen Original „Misheu Larutz Ito“ (2000) von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling (engl. „Someone To Run With“, 2004), Carl Hanser Verlag, München 2001; Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2003

Eine offene Rechnung

Erzählungen aaus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, Carl Hanser Verlag, München 2000; Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 200

Sei du mir das Messer

Roman aus dem hebräischen Original „She-Tihi Li Ha-Sakin“ (1998) von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling (engl. „Be My Knife”, 2002), Carl Hanser Verlag, München 1999; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003

Joram und der Zauberhut

Gutenachtgeschichten aus dem hebräischen Original „Itamar-Ve-Kova Ha-Ksamim Ha-Shahor“ (1992) von Mirjam Pressler Mit Bildern von Jacky Gleich, Carl Hanser Verlag, München 1998

Zickzackkind

Roman aus dem hebräischen Original „Yesh Yeladim Zig-Zag“ (1994) von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling (engl. „The Zig-Zag Kid“, 1997) Carl Hanser Verlag, München 1996; Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2000

Der Kindheitserfinder

Roman aus dem hebräischen Original „Sefer Ha-Dikduk Ha-Pnimi“ (1991) von Judith Brüll (engl. „The Book of Intimate Grammar”, 1994), Carl Hanser Verlag, München 1994; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003; Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2007

Der geteilte Israeli. Über den Zwang, den Nachbarn nicht zu verstehen

Roman aus dem hebräischen Original „Nochahim Nifkadim“ (1992) von Barbara Linner (engl. „Sleeping on a Wire: Conversations with Palestinians in Israel“, 1993), Carl Hanser Verlag, München 1992

Joram schreibt einen Brief

Kinderbuch aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, Carlsen Verlag, Hamburg 1991

Stichwort: Liebe

Roman aus dem hebräischen Original „Ayien Erech: Ahavah“ (1986) von Judith Brüll (engl. „See Under: Love“, 1989), Carl Hanser Verlag, München 1991; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2004

Joram wünscht sich was

Kinderbuch aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, Carlsen Verlag, Hamburg 1990

Ein spätes Duell

Kinderbuch aus dem hebräischen Original „Du-Kr’av“ (1982) von Mirjam Pressler (engl. „Duel“, 1999) Mit Zeichnungen von Matthias Berthold, Carlsen Verlag, Hamburg 1990; Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1994

Gan Riki

[Rikis Kindergarten], Theaterstück, Hakibbutz Hameuchad, Tel Aviv 1988

Das Lächeln des Lammes

Roman aus dem hebräischen Original „Hiuch Ha-Gedi“ (1983) von Judith Brüll (engl. „Smile of the Lamb“, 1990), Carl Hanser Verlag, München 1988; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003

Der gelbe Wind Die israelisch-palästinensische Tragödie

Reportagensammlung, aus dem Amerikanischen von Jürgen Benz (orig. Ha-Zeman Ha-Tzahov, 1987, engl. The Yellow Wind, 1988), Kindler Verlag, München 1988

Ratz

[Der Läufer], Kurzgeschichten, Hakibbutz Hameuchad, Tel Aviv 1983

Laudator Joachim Gauck

Joachim Gauck, geboren am 24. Januar 1940 in Rostock, studierte in seiner Heimatstadt evangelische Theologie und wurde im Jahr 1967 ordiniert. Als Pastor wirkte er für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburg. Nebenamtlich war er lange Jahre als Stadtjugendpfarrer in Rostock tätig und leitete die Kirchentagsarbeit in Mecklenburg. In dieser Funktion organisierte er im Jahr 1988 den Rostocker Kirchentag. Gauck war Sprecher des von ihm mitbegründeten Bürgerbewegung Neues Forum in Rostock. Er leitete ab Oktober 1989 Gottesdienste und organisierte friedliche Großdemonstrationen gegen die SED-Diktatur.


1990 war Joachim Gauck für das Bündnis 90 Abgeordneter im ersten frei gewählten Parlament der DDR. Mit der Wiedervereinigung wurde er 1990 von der Bundesregierung zum Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR berufen.

Nach einer zweiten Amtszeit schied er im Jahr 2000 aus diesem Amt aus. Seither wirkt Gauck als Publizist und engagiert sich weiterhin im Sinne seines freiheitlich-demokratischen Grundverständnisses. Seit 2003 hat er das Amt des Vorsitzenden des 1993 gegründeten Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ inne, der die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und der DDR-Geschichte verfolgt und sich gegen politischen Extremismus und Rassismus engagiert. Im Jahr 2010 war Joachim Gauck Kandidat der SPD und der Grünen bei der Wahl zum Bundespräsidenten. 2012 wurde er nach dem Rücktritt von Christian Wulff zum Bundespräsidenten gewählt, ein Amt, das er bis 2017 ausführte..

Für sein bürgerrechtliches Engagement sowie für seine publizistischen Leistungen wurde Joachim Gauck vielfach ausgezeichnet. Im Herbst 2009 ist sein Erinnerungsbuch „Winter im Sommer, Frühling im Herbst“ erschienen und wurde mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2010 ausgezeichnet.

"Kann Literatur versöhnen?" - David Grossman im Interview