Ina Hartwig

Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main

Grußwort der Stadt Frankfurt am Main zum Nachlesen

Im Namen der Stadt Frankfurt begrüße ich Sie herzlich in der Frankfurter Paulskirche zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2022 an den ukrainischen Schriftsteller und Musiker Serhij Zhadan.

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Am Morgen des 28. April 2022, etwas mehr als zwei Monate nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, vermeldet das Nachrichtenportal »Spiegel Online«: »Durch Beschuss sind in der Region Charkiw ukrainischen Angaben zufolge mindestens drei Menschen getötet und sechs verletzt worden, darunter ein 14 Jahre altes Kind. Die örtliche Verwaltung machte Russland in der Nacht zu Donnerstag für die zivilen Opfer verantwortlich. Zwei der sechs Verwundeten seien schwer verletzt, teilte der regionale Militärchef […] mit.«

Am selben Tag um 17 : 27 Uhr notiert Serhij Zhadan: »In Charkiw findet ein Rockabilly-Konzert statt / Die Stadt klingt und ergibt sich nicht / Allen einen guten Abend.«

In Zhadans Aufzeichnungen aus seiner umkämpften Heimatstadt, soeben unter dem Titel »Himmel über Charkiw« als Buch erschienen, lesen wir ebenfalls von Bombardierungen und von Opfern, vom tagtäglichen Kampf ums Überleben und der fürchterlichen Brutalität des Krieges. Aber wir lesen auch von Hoffnung und Zuversicht, von trügerischer Normalität in einer apokalyptisch anmutenden Situation. Wir lesen von den vielen Menschen, denen Zhadan auf seinem Weg durch die Stadt begegnet. Und vom Vertrauen auf die Kultur: »Es wird weiter eine Stadt der Dichter und Universitäten sein, ihr werdet sehen«, schreibt er.

Die meisten in Deutschland erleben den Krieg gegen die Ukraine vermittelt – durch Bilder und Berichte in den Medien, als Thema politischer Diskussionen um Waffenlieferungen und in der Begegnung mit Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind und die, hin- und hergerissen zwischen ihrer Heimat und Deutschland, weder hier noch dort mehr ein normales Leben führen können. Für die ältere Generation, der das Trauma des zweiten Weltkriegs, seiner Schrecken und seiner großen Schuld, noch in den Knochen steckt, bedeutet dieser neue Krieg in Europa die schreckliche Wiederkehr des Verdrängten.

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»Der Himmel über Charkiw war heute hoch und klar, und die Wolken irgendwie leichtsinnig sommerlich. Die schweren Schneekappen fallen von den Dächern. In der Stadt selbst ist es still, daher sehen sich die Menschen um, wenn Schnee herabrutscht. In der Stadt ist Frühling. Und in der Stadt ist Krieg.« – notiert Zhadan am 6. März um 17 : 41 Uhr.

In Sätzen wie diesen vernehmen wir das deutliche Echo jener Poesie, die etwa auch Zhadans »Warum ich nicht im Netz bin. Gedichte und Prosa aus dem Krieg« durchwirkt, die 2016 in der Übersetzung von Claudia Dathe auf Deutsch erschienen sind. Es ist eine Sprache, die auch im größten Schrecken immer auch der Schönheit ihre Reverenz erweist. Eine Sprache der Annäherung und der Verständigung, die in ihrem Tasten und Abwägen die Wahrheit sucht. Die den Humanismus sucht und manchmal den eigenen Abgrund – den Hass – entdeckt.

Die Wahrheit der Literatur ist ganz gewiss eine andere als die der Medien. Poesie und Prosa sind vielschichtiger, widersprüchlicher, mitunter auch hermetischer. Sie sprechen zu uns auf andere Weise, berühren tiefer, bisweilen schockhafter. Welche Wahrheit aber spricht die Literatur? Welche Ansprüche stellen wir an sie – zu Recht oder möglicherweise auch zu Unrecht? »Jetzt nichts als Widerstand, Kampf und gegenseitige Unterstützung. Es gibt keine Worte. Einfach keine«, schreibt Serhij Zhadan am 3. April 2022, als die grausamen Bilder aus Butscha um die Welt gehen.

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In Zeiten des Krieges einen Friedenspreis zu verleihen, ist ein Appell. Dies umso mehr, als die Etablierung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels kurz nach dem zweiten Weltkrieg ein Signal an die Welt sein sollte, dass Deutschland seine Lehren aus der Geschichte ziehen werde. Dies hier in der Paulskirche, die wir im kommenden Jahr zum 175. Jubiläum der Märzrevolution als Gründungsort der deutschen Demokratie feiern. Ich könnte mir in diesem Jahr keinen würdigeren Preisträger als Serhij Zhadan vorstellen und gratuliere Ihnen von Herzen zu dieser Auszeichnung!

Möge sie ein Gruß an die Ukrainerinnen und Ukrainer sein, dass wir ihnen Frieden in einem befreiten Land wünschen. Mit dem Frieden jedoch wird auch der Versöhnung wieder eine Chance gegeben werden müssen, es geht gar nicht anders. Und so möchte ich zum Abschluss die große Dichterin Nelly Sachs zitieren, die Friedenspreisträgerin des Jahres 1965. Sie schrieb: »Immer / dort wo Kinder sterben / werden die leisesten Dinge heimatlos.«

Karin Schmidt-Friderichs

Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels

Grußwort der Vorsteherin zum Nachlesen

Fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erstmals verliehen. Mit dem Friedenspreis wollten die Buchhändler und Verleger dazu beitragen, Deutschland aus seiner kulturellen Isolation herauszuholen und humanistisches Gedankengut wieder in die Gesellschaft einzubringen. Seitdem sind mehr als 70 Jahre vergangen. Der Preis und seine Verleihung sind zu wichtigen Bestandteilen einer Auseinandersetzung geworden, in deren Zentrum die Frage nach Krieg und Frieden steht; die Frage, wie Verbrechen gegen die Menschheit verhindert werden können. Die mit dem Friedenspreis ausgezeichneten Menschen haben dabei immer wieder neue Aspekte eingebracht, Debatten angestoßen und nach Alternativen zu Gewalt und Krieg gesucht.

Auch in diesem Jahr war es die Aufgabe des Stiftungsrates, eine solche Person zu finden. Am 23. Februar trafen wir uns zum ersten Mal, um diese Arbeit aufzunehmen. Doch wie nähert man sich im frühesten Frühjahr der Frage, wem man im Oktober in der Paulskirche vor den Augen der Weltöffentlichkeit tiefste Anerkennung für Werk und Wirken aussprechen will? Welches Zeichen soll der Friedenspreis 2022 setzen? Am folgenden Tag, dem 24. Februar 2022, war die Welt nicht mehr die, die sie vorher war.

Frieden. Dieses Wort hat an diesem Tag ein anderes Gewicht bekommen. Der Klang des Wortes hat sich verändert – es herrscht Krieg. Krieg in Europa. Ein brutaler, rücksichtsloser, ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, der uns mit elementaren Fragen konfrontiert – und uns auch deshalb verstört, weil er viele unserer früheren Gewissheiten erschüttert. Tausende Menschen wurden seit dem in der Ukraine getötet: Soldaten. Aber auch Zivilisten. Frauen. Kinder. Gewalt und Zerstörung sind in die Städte und Dörfer eingezogen.

Und wir wollen einen Preis für den Frieden vergeben?

Suchendes Fragen bestimmt die Durchsicht der Unterlagen. Die Beschäftigung mit den Vorschlägen bedeutet jetzt immer auch ein Nachdenken darüber, wie diesem Krieg zu begegnen ist. Sehr bald begreifen wir: Wir werden und wollen bei der Entscheidung des Stiftungsrates in diesem Jahr nicht um diesen Krieg herumkommen. Selbst wenn wir nicht wissen können, was im Oktober sein wird.

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Der Mai kommt. Die Bilder vom Krieg werden immer konkreter, das Grauen immer sichtbarer. Die Diskussionen im Stiftungsrat helfen, das eigene diffuse Empfinden angesichts der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung zu ordnen. Umzugehen mit den Fragen, auf die wir keine Antworten haben. Hier nun wird gefragt, hinterfragt, argumentiert, auch gestritten. Aber für den Friedenspreis streitet man mit weisen, leisen Worten. Und wägt ab.

Zu unseren Diskussionen gesellt sich die Lektüre. Wir lesen den Roman »Internat«, 2017 im Original erschienen, und sind beschämt. Wir hätten das alles ahnen können, wenn wir diese literarische Annährung an den Alltag des Krieges früher und bewusster gelesen hätten. Wir lesen die Gedichte dieser Stimme aus der Ukraine, und wir hören die Musik der Band Zhadan i Sobaki, wie das Lied »Diti«, dessen Text – auch in der Übersetzung – sprachlos macht.

»Es bleibt von der Nacht der dunkle Himmel,
Der Krieg geht weiter, die Kinder wachsen!
Und du gibst ihnen Liebe, denn außer dir
Wird sie keiner hier lieben!«

Serhij Zhadan begeistert uns – sprachlich, literarisch, musikalisch. Sein Engagement für die Menschen in seiner Heimat beeindruckt uns. Er spielt in Metrostationen, holt Menschen aus stark umkämpften Vierteln heraus, liest Gedichte vor vollen Sälen und verteilt Hilfsgüter in der Stadt. »Wir sind keine Kriegsanhänger«, sagt Serhij Zhadan über sich und die Ukrainer*innen, »wir wünschen uns sehnlichst ein friedliches Leben. … Leider lässt sich mit Dichtung kein Krieg gewinnen, aber Dichter können Zeugnis über Krieg ablegen.«

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Serhij Zhadan studierte in Charkiw Literaturwissenschaft, Ukrainistik und Germanistik. Er promovierte über den ukrainischen Futurismus. In den frühen Jahren des vorigen Jahrhunderts leisteten Künstler*innen aus der Ukraine einen wertvollen Beitrag zur internationalen Avantgarde. Der Futurismus erhob den Anspruch, eine neue Kultur zu begründen. Serhij Zhadan beruft sich in seinem Werk ausdrücklich auf diese Epoche; auf diese Blütezeit der ukrainischen Kultur.

Seit 241 Tagen erlebt er hautnah mit, wie diese Kultur zerstört wird, wie auch Theater, Kulturhäuser und Museen bombardiert werden mit dem Ziel, die ukrainische Identität zu zerstören. Er sieht, wie Bücher verbrannt werden. Sieht Menschen sterben. Sieht Freunde sterben. Meine Freunde, die in den Siebzigerjahren den Wehrdienst verweigerten, wurden mit Gewissensfragen konfrontiert. Was sie täten, wenn ihre Freundin angegriffen würde … Für Serhij Zhadan sind diese Fragen gelebte Realität. Erlittene Realität.

Vor wenigen Tagen ist sein jüngstes Buch erschienen, »Himmel über Charkiw«. Es versammelt seine Social Media Einträge seit eben jenem 24. Februar, der schon für uns die Welt verändert hat. Wie sehr erst für ihn! Der Krieg verändert alles. Er verändert Menschen. Den Worten des Dichters, der immer wortgewaltig war, kann man jetzt anspüren, was der Krieg mit Menschen macht. Seine literarische Stimme ist verstummt. In den sozialen Medien schreibt er weiter: Dokumentierend. Mut machend. Nicht literarisch.

Was passiert mit einem Künstler, dessen Kultur – so das Ziel Putins – ausgelöscht werden soll? Was passiert mit einem Autor, dem die Sprache genommen werden soll? »Am Anfang war die Sprachlosigkeit«, schreibt Carolin Emcke, Friedenspreisträgerin von 2016, in ihrem Buch »Von den Kriegen«. »Wie sollte ich das Erlebte in Worte fassen, die … nicht abschreckten? Wie diese Begegnung mit Tod und Zerstörung beschreiben? Wie soll ich erklären, dass Krieg und Gewalt sich in uns einnisten?«

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Die Welt sucht nach Antworten seit dem 24. Februar. Und sie tut sich damit schwer. Wir Deutschen, weil wir zwei Mal die Schuld eines Krieges auf uns geladen haben. Weil wir wissen, dass wir nicht wissen, wie es ist, angegriffen zu werden und nicht selbst der Aggressor zu sein.

»Leider lässt sich mit Dichtung kein Krieg gewinnen, aber Dichter können Zeugnis über Krieg ablegen.«

Danke, lieber Serhij Zhadan, dass Sie uns mit Ihrer Dichtung auf die wesentlichen Fragen zurückwerfen, uns herausfordern, verunsichern. Danke, dass Sie die lange Reise auf sich genommen haben, weg von Ihren Landsleuten, um die Sie sich sorgen und für die Sie unermüdlich da sind – unter Einsatz Ihres Lebens! Danke für Ihre Romane, Ihre Gedichte, Ihre Musik. Das Zeugnis, das Sie ablegen. Über den Krieg.

Danke, Serhij Zhadan.

Sasha Marianna Salzmann

Schreiben aus der Lunge heraus

Laudatio zum Nachlesen

In James BaldwinsEssay »Der Kampf des Künstlers um Wahrhaftigkeit«finden wir die folgende Zeile: »Dichter (und damit meine ich alle Kunstschaffenden) sind letztlich die Einzigen, die die Wahrheit über uns wissen. Nicht die Soldaten. Nicht die Staatsmänner. Nicht die Priester. … Nur Dichter.« Künstler*innen besitzen zwar eine gesellschaftliche Verantwortung, doch: Sie stellen sich zu keiner Wahl auf, erteilen niemandem die Absolution, greifen nicht zur Waffe. Ihre Aufgabe ist es, unbestechlich zu beschreiben, was ist. Was sie sehen. Wovon sie Zeug*innen werden. Sie richten und urteilen nicht. Sie suchen nach Worten, die Gültigkeit haben werden auch noch in einem nächsten Jahrzehnt, in einem nächsten Jahrhundert. Aus der Komplexität menschlicher Empfindungen flechten sie Zöpfe eng an die Kopfhaut der Welt – und halten damit die Erdkugel zusammen.

Wir wissen voneinander nicht aus den Geschichtsbüchern, sondern aus der Kunst. Wir wissen von der Innenseite des Menschlichen nicht aus den Wissenschaften, sondern von Malereien auf den Wänden der Steinzeithöhlen. Wir erfahren kaum etwas voneinander aus den Tagesnachrichten. Dort kommt das gelebte Leben nicht vor. Dort sind die Schockmomente, der Alarmismus, die Eskalation zu Hause. Dagegen kann die Poesie nichts tun. Auch ist sie weder für moralischen Beistand zuständig, noch kann sie als Friedensbringer dienen.

Frieden ist in den heutigen Tagen ein viel zu großes Wort, um es als Metapher zu benutzen. Kann Poesie Frieden stiften? Vielleicht den inneren Frieden. Einen Moment der Reparatur der Welt, in dem ein Einzelner aufatmet. Indem sich jemand in einem Gedicht wiedererkennt, oder in einem Satz, oder in einer Szene, und plötzlich wie über ein weites Feld schaut und nicht mehr in den eigenen Abgrund. Poesie kann das beklemmende Gefühl, dass die Welt in ihre Einzelteile zerfällt, für kurze Zeit lindern. Um es mit dem diesjährigen Friedenspreisträger Serhij Zhadan zu sagen: »Natürlich können Bücher den Krieg nicht beenden. Aber Bücher können dir im Krieg helfen, du selbst zu bleiben, dich nicht zu verlieren, nicht unterzugehen.«

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»Früher nannte man ihn den ukrainischen Rimbaud, jetzt ist er … Zhadan«, schreibt Juri Andruchowytsch über seinen jüngeren Kollegen: »… sicher im Ton, makellos in den Details, … anarchisch und kompromisslos sozial, zugleich absolut poetisch ...«. Wie funktioniert das Prinzip Zhadan? Der Dichter legt seine Finger auf die Pulsschlagader der Menschen um ihn herum. Wir als Lesende sind stets mitten unter jenen, die früh am Morgen die Tore zu den Schlachthöfen öffnen, wir sitzen mit ihnen abends in den Kneipen, schlafen neben ihnen in den Baracken. Aber dieser Autor ist kein Realist, eher ein hoffnungsloser Romantiker – leidenschaftlich gerne beschreibt er den Himmel, den tauenden Schnee, die ihre Farbe wechselnden Kronen der Bäume. Momente von Futurismus und von Mystik flackern auf in seinem Schreiben. Popsongs, Paul Celan und Georg Trakl tauchen auf. Neben den dubiosen Helden*innen eines unbewältigbaren Alltags haben von allem Anfang an Engel in seinen Texten Platz (es wird auf sie geschossen, von ihren Flügeln regnet es Federn auf die Welt), am Rande der Stadt werden Hexen gehängt, an Gott wird appelliert, und immer wieder erstrahlt die Stadt Charkiw als eine Kloake der Glückssuchenden, die in ihrem feuchten Maul alle und alles zu verschlingen scheint.

Neben den Desperados ist für Serhij Zhadan die Heimatstadt eine beinahe schon erotisch aufgeladene Inspirationsquelle. Er beschreibt Charkiw wie eine Geliebte, sucht immer und immer wieder neue Seiten an ihr, huldigt ihr, verdammt sie. Seine Protagonist*innen versuchen sie zu erobern, in ihr einen Platz zu finden, aber sein, wie Zhadan Charkiw nennt, »Mesopotamien, weil Mesopotamien für Babylon steht«, ist uneinnehmbar.

Die zahlreichen Gedicht- und Erzählbände, die Romane und Essays entfalten eine Wirkung, die an die Gemälde von Pieter Bruegel erinnert. »Der Kampf zwischen Karneval und Fasten«, »Die Kinderspiele«, »Die Bauernhochzeit«: hektische Wimmelbilder, die so aufregend sind, dass man, unfähig wegzuschauen, nicht anders kann, als den Wegen der Portraitierten nachzuspüren. Wie sind sie dorthin gelangt? Was ist ihnen auf dem Weg geschehen? Woher kommt dieses gleißende Licht auf ihren Gesichtern?

Zhadan malt Tableaus, auf denen unvergessliche Randgestalten sich in das Bewusstsein der Leserschaft hineinsaufen und hineinraufen, sich einmeißeln in das Narrativ einer sich neuverortenden ukrainischen Gesellschaft. Man liest seine Bücher »Anarchy in the UKR«oder »Hymne der demokratischen Jugend« oder »Die Erfindung des Jazz im Donbass« und schmeckt das Blut der Perestroika im Mund. Man begreift ein wenig vom gelebten Leben derjenigen, die durch einen eisernen Vorhang von einem getrennt waren. Oder man begreift, wenn man auf der anderen Seite dieses Vorhangs aufgewachsen ist, mehr über sich selbst. Über die kollektive Erfahrung der postsowjetischen Jahre.

»Er hat mich dazu gebracht, ukrainische Kultur zu entdecken. Er hat mich verstehen lassen, dass wir überhaupt eine eigene Kultur haben«, sagte eine junge Besucherin des Konzerts von Serhij Zhadan und seiner Band Sobaki dieses Jahr in Frankfurt. Ganz unzweifelhaft spricht sie für jene Generationen von Ukrainer*innen, die sich von dem post-diktatorischen Schutt, dem Erbe der Sowjetunion, haben mühsam befreien müssen. Und leider spricht sie auch für viele von uns, die allzu lang die große ukrainische Kulturnation weitgehend ignoriert haben.

Serhij Zhadan ist mit seiner Literatur und seiner Musik gerade auf einer Tournee durch Europa, damit die Verbindung zu jenen, die aus der Ukraine fliehen mussten, nicht abreißt. Damit sie auch ein Stück Normalität haben können im Exil. Von humanistischer Haltung zeugt Serhij Zhadans Werk allerdings von Anfang an, noch vor dem Ausbruch dieses entsetzlichen Krieges.

Die Perspektive, die ein Schreibender bei seinen Beobachtungen einnimmt, verrät alles über seine Haltung zur Welt. Zhadan, der uns in seinem Werk so viele unterschiedliche Biografien wie nur möglich vergegenwärtigt, wählt nie die Vogelperspektive. Wir werden in seinem Blick keine Distanz erkennen.

Wenn in seinem Debütroman »Depeche Mode« der Protagonist Dog in die Psychiatrie eingewiesen wird, dann kommt Zhadan mit. Er sitzt an seinem Bett, er folgt ihm in das Zimmer des Chefarztes, wo Dog »Spiritus, Ascorbinsäure und irgendwelche Tabletten auf einmal« schluckt. Er ist dabei, wenn man seinen Freund am nächsten Morgen auf dem Boden findet und versucht, ihn wiederzubeleben.

In seinem Gedichtband »Warum ich nicht im Netz bin« besucht der Dichter Typen wie Jura, einen studierten Historiker, der sich im Internet für eine Tschetschenin ausgibt, eine Scharfschützin. Er »schreibt über ihren Glauben / schreibt über ihre Zweifel / schreibt über ihr Feingefühl, / führt eine Strichliste auf ihrem Gewehrschaft …« Jura zeigt Zhadan seine Posts. Die beiden sitzen in einem dunklen, stickigen Raum, der nur vom Bildschirm des Computers beleuchtet wird, und Zhadan registriert, dass in Juras Wohnung natürlich keine Gewehre zu finden sind. Aber er verrät Jura nicht. Er hört ihm zu und macht selbst Notizen.

Der erste Text in dem Gedichtband »Antenne« ist ein Nachdenken über den eigenen Vater, der zu Zhadans großem Erstaunen Tagebuch führt, obwohl er sonst nicht liest (auch nicht die Bücher seines Sohnes) und nicht einmal Briefe schreibt. Seine Handschrift ist auffällig ungeübt. Stattdessen macht der Vater seltsame Einträge über sein Leben: »eine Art Chronik der vergehenden Zeit, … wo er gewesen war, … wer ihn angerufen hatte«. Wer braucht schon sein Tagebuch?, fragt sich der Sohn nach der Beerdigung des Vaters. Die Antwort liegt auf der Hand: Er. Das ist unmissverständlich: Er, Zhadan. Denn Serhij Zhadan ist der Sammler und Erfinder zahlreicher Tagebücher. Er führt Tagebuch für diejenigen, deren Leben nicht für Held*innengeschichten taugt. Die unbemerkt wieder aus der Menschheitsgeschichte verschwinden. Diesen Individuen, fiktiven wie realen, widmet er sein gesamtes Werk.

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»… Dichter in vorrevolutionären Zeiten ... haben eine schwierige Rolle ... Du musst da sein, wenn der Sturm vorüber ist. Du wirst in den nächsten Sturm geraten. Sturm ist immer«, heißt es bei James Baldwin. Möglicherweise rührt die verführerische Energie von Serhij Zhadans Arbeit aus der Illusion, dass die Rolle, die er übernommen hat, gar nicht so schwer sei. Immer ist er mitten unter seinen Leuten. Er schreibt und spricht sozusagen aus deren Lunge heraus. In Zhadans Poesie holt die ukrainische Gesellschaft Luft. Und nicht nur die ukrainische. Dank der herausragenden Übersetzungsarbeit von Claudia Dathe, Juri Durkot und Sabine Stöhr kann die deutschsprachige Leserschaft nicht nur einen Eindruck davon bekommen, wie es in der ukrainischen Fremde zugeht. Poesie, wenn sie gelingt, flicht uns zusammen. Wir suchen und finden gemeinsame Erfahrungen und wenn es nur die Erfahrung eines geteilten Gefühls ist. Das »Andere« wird in der Poesie die Erfahrung des Selbst. »Wir sind nicht ‚anders‘. Wir sind Möglichkeiten. Und wenn man Romanliteratur von uns und über uns liest, eröffnet sich die Möglichkeit, Zentren des Ichs zu betrachten …«, schreibt Toni Morrison in »Selbstachtung«.

In Zhadans Roman »Depeche Mode« findet sich eine Figur, Zhadan genannt, in der Lunge eines Engels wieder, während auf diesen Engel eingedroschen wird. Unweigerlich drängt sich das Bild nun unter ganz anderen politischen Vorzeichen auf.

Wie also Frieden erreichen, wenn auf einen eingedroschen wird? Wie auch nur eine wahrhaftige Zeile schreiben, wenn das Bombardement die Alltagsgeräusche bestimmt? Wie diesen Krieg vermitteln? Ist ein Krieg vermittelbar? In seinem letzten Buch, »Himmel über Charkiw«, eine Art Tagebuch der ersten Kriegsmonate in diesem Jahr 2022, heißt es: »Das Schreiben widerspricht dem Tod. Der Wunsch, Gefühle und Bedeutungen festzuhalten, Erzählungen zu umreißen, Motive nachzuerzählen, verträgt sich überhaupt nicht mit der Idee von Zerstörung, Vernichtung, Verschwinden. Wir greifen nach dem Schreiben wie nach der trügerischen Möglichkeit, die Konturen der Wirklichkeit einzufangen und zu bewahren … Inwiefern ist diese Illusion berechtigt? Jedenfalls ist sie ungebrochen – «

Und durch seinen unbeugsamen Willen, »Konturen der Wirklichkeit einzufangen«, hält der Dichter die Wirklichkeit beisammen. Sie zerfällt nicht mehr, jedenfalls für kurz nicht mehr, in einzelne ausgestanzte Teile. In einer Zeit, in der Worte, Positionen, Urteile uns wundreiben bis aufs Fleisch, schafft dieser Dichter Momente des Aufatmens durch radikale Menschlichkeit.

Aber was heißt das schon, menschlich sein? Was heißt schon menschlich bleiben auch in Finsteren Zeiten? Ein vielzitierter Satz aus Hannah Arendts Dankesrede anlässlich der Verleihung des Lessingpreises lautet, »Menschlichkeit erweist sich in der Freundschaft, nicht in der Brüderlichkeit«. Die politische Theoretikerin bestand darauf, dass das, was uns zu Menschen macht, die philia ist. Und das wahre Wesen von Freundschaft sei das Gespräch. Das Gespräch mache uns zu Menschen: »Denn menschlich ist die Welt nicht schon darum, weil sie von Menschen hergestellt ist, und sie wird auch nicht schon dadurch menschlich, dass in ihr die menschliche Stimme ertönt, sondern erst, wenn sie Gegenstand des Gesprächs geworden ist.«

Wie man als Aktivist menschlich, also im Gespräch mit anderen, bleibt, ist offensichtlich: Die ganze Welt kann auf Social Media verfolgen, wie Serhij Zhadan im umkämpften Charkiw Menschen evakuiert, Bedürftige versorgt, zu Schutzsuchenden in die Metrostationen steigt, um mit ihnen zu singen. Bereits vor der Kriegsausweitung im Februar 2022 war er dafür bekannt, dass er entlang der Demarkationslinie zu den im Donbass besetzten Gebieten Militärstützpunkte besuchte und den Soldaten seine Gedichte vorlas.

Aber wie geht Menschlichkeit in der Poesie?

Jeder einzelne von Zhadans Texten wird bestimmt von der Haltung des Dialogs, der Auseinandersetzung mit seiner Außenwelt. Seine Dichtung ist nie hermetisch, nie in sich verschlossen. Ein Auge schaut immer hinaus in die Welt, eine Hand scheint ausgestreckt und bereit, die Lesenden mit ins Gespräch zu ziehen. 

Kein Soldat. Kein Staatsmann. Und kein Priester. Niemandem wird hier Absolution erteilt. Niemand stellt sich zur Wahl oder kann sie gar gewinnen. Ja, der Dichter sieht, was geschieht, aber er ist kein Seismograph, der nur stoisch die Erdbebengefahr protokolliert. Er ist ein Freund. Einer, der versteht, und wenn er nicht versteht, ist er bereit, zuzuhören. Hier ist einer, der sich mit an den Tisch setzt und das Glas hebt. Der auf den Hochzeiten seiner Desperados mittanzt. Einer, der bei jeder Beerdigung, von der er erzählt, dabei war. Einer, der die Gabe hat, die Stimme des Einzelnen auf ewig in seinen Texten weiterleben zu lassen. So, dass sie Gültigkeit hat in einem nächsten Jahrzehnt, in einem nächsten Jahrhundert.

Was Prosa, Poesie – Kunst überhaupt – nicht kann, ist die Welt zu retten. Sie gewinnt keine Kriege. Sie liefert, wenn es ihr ernst ist, keine Heilsversprechen. Aber was sie kann, ist den Augenblick herstellen, in dem man erleichtert, erstaunt oder verzückt aufatmet. Und dieses kurze Luftholen mag einen Moment des Friedens enthalten. Denn Luft holen ist immer auch ein Zeichen der Hoffnung. 

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Serhij, du sagtest neulich bei einer Veranstaltung auf die Frage hin, was du tun wirst nach dem Sieg der Ukraine: »Lesen. … Und Schreiben. … Das ist ein Hunger.« Ich wünsche dir eine baldige Einkehr in die Ruhe deines Lese- und Schreibzimmers. Umgeben von Büchern, Blättern, Notizheften. Auf dass dein Hunger gestillt wird. Und gleichzeitig: auf dass dein Hunger nie gestillt werden möge und wir immer weiter von dir lesen.  

Mazel tov zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels!

Serhij Zhadan

Lass es einen Text sein, aber nicht über den Krieg

Dankesrede zum Nachlesen

Seine Hände sind schwarz und abgearbeitet, das Schmieröl hat sich in die Haut gefressen und sitzt unter den Nägeln. Menschen mit solchen Händen wissen eigentlich zu arbeiten und tun es auch gern. Was sie arbeiten, ist eine andere Sache. Klein, still und besorgt steht er da und erzählt von der Situation an der Front, von seiner Brigade, von der Technik, mit der er – der Fahrer einer Einheit – unterwegs ist. Plötzlich fasst er sich ein Herz und sagt: »Ihr seid doch Freiwillige«, sagt er, »kauft uns einen Kühlschrank.« »Was willst du denn an der Front mit einem Kühlschrank?« Wir verstehen nicht. »Aber wenn du ihn brauchst, dann fahren wir zum Supermarkt, du suchst dir einen aus, und wir kaufen ihn.« »Nein«, erklärt er, »ihr habt mich falsch verstanden: Ich brauche ein Fahrzeug mit einem Kühlschrank. Einen Kühlwagen. Um die Gefallenen abzutransportieren. Wir finden Leichen, die schon länger als einen Monat in der Sonne gelegen haben. Wir schaffen sie mit einem Kleinbus weg, da kriegst du keine Luft mehr.« Er spricht über die Leichen – seine Arbeit –, ruhig und gemessen, ohne Wichtigtuerei und auch ohne Hysterie. Wir tauschen unsere Nummern. Eine Woche später haben wir in Litauen einen Kühlwagen gefunden und bringen ihn nach Charkiw. Unser Bekannter und seine Kämpfer rücken mit der ganzen Mannschaft an, feierlich nehmen sie das Fahrzeug in Empfang und machen mit uns ein Selfie für einen Post. Dieses Mal trägt unser Bekannter eine Waffe und saubere Kleidung. Die Hände sind – wenn man genauer hinsieht – so schwarz wie zuvor, die tagtägliche schwere Arbeit, das sieht man den Händen am meisten an.

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Was ändert der Krieg vor allen Dingen? Das Gefühl für Zeit und das Gefühl für Raum. Die Konturen der Perspektive, die Konturen der zeitlichen Ausdehnung ändern sich unglaublich schnell. Wer sich im Raum des Krieges befindet, macht keine Zukunftspläne, denkt nicht weiter darüber nach, wie die Welt morgen aussehen wird. Nur das, was jetzt und hier mit dir passiert, hat Bedeutung und Gewicht, nur Dinge und Menschen, mit denen du spätestens morgen zu tun hast – wenn du überlebst und aufwachst – haben Sinn. Die wichtigste Aufgabe ist es, unversehrt zu bleiben und sich den nächsten halben Tag durchzukämpfen. Irgendwann später wird sich zeigen, wird sich herausstellen, was man unternehmen und wie man sich verhalten muss, worauf man sich in diesem Leben verlassen kann und wovon man sich lösen muss. Das betrifft im Grunde genommen sowohl die Militärangehörigen als auch jene, die sich als »Zivilisten«, also unbewaffnet, in der Kontaktzone des Todes aufhalten. Genau dieses Gefühl ist es, das dich vom ersten Tag des großen Krieges an begleitet – das Gefühl der gebrochenen Zeit, des Fehlens von Dauer, das Gefühl der zusammengepressten Luft, du kannst kaum atmen, weil die Wirklichkeit auf dir lastet und versucht, dich auf die andere Seite des Lebens, auf die andere Seite des Sichtbaren abzudrängen. Die Überlagerung von Ereignissen und Gefühlen, das Aufgehen in einem zähen blutigen Strom, der dich erfasst und umfängt: diese Verdichtung, der Druck, die Unmöglichkeit, frei zu atmen und leicht zu sprechen, das ist es, was die Wirklichkeit des Krieges fundamental von der Wirklichkeit des Friedens unterscheidet. Doch sprechen muss man. Selbst in Zeiten des Krieges. Gerade in Zeiten des Krieges.

Natürlich ändert der Krieg die Sprache, ihre Architektur und ihr Funktionsfeld. Wie der Stiefel eines Eindringlings, eines Fremden beschädigt der Krieg den Ameisenhaufen des Sprechens. Also versuchen die Ameisen – die Sprecher der beschädigten Sprache – fieberhaft, die zerstörte Struktur zu reparieren, das, was ihnen vertraut ist, was zu ihrem Leben gehört, wiederherzustellen. Irgendwann ist alles an seinem Platz. Aber diese Unfähigkeit, sich der vertrauten Mittel zu bedienen, genauer gesagt, die Unfähigkeit, mit den früheren – aus friedlichen Vorkriegszeiten stammenden – Konstruktionen deinen Zustand zu beschreiben, deine Wut, deinen Schmerz und deine Hoffnung zu erklären – ist besonders schmerzhaft und unerträglich. Besonders, wenn du es gewohnt warst, der Sprache zu vertrauen und dich auf ihr Potenzial zu verlassen, das dir bislang unerschöpflich schien. Plötzlich aber zeigt sich, dass die Möglichkeiten der Sprache begrenzt sind, begrenzt von den neuen Umständen, von einer neuen Landschaft: einer Landschaft, die sich in den Raum des Todes, in den Raum der Katastrophe einschreibt. Jeder einzelnen Ameise kommt die Aufgabe zu, die Kongruenz des kollektiven Sprechens, des Gesamtklangs, der Kommunikation und Verständigung wiederherzustellen. Wer ist in diesem Fall der Schriftsteller? Auch eine Ameise, verstummt wie alle anderen. Seit Kriegsbeginn holen wir uns diese beschädigte Fähigkeit zurück – die Fähigkeit, sich verständlich zu machen. Wir alle versuchen zu erklären: uns selbst, unsere Wahrheit, die Grenzen unserer Verletzlichkeit und Traumatisierung. Vielleicht ist die Literatur hier im Vorteil. Weil sie alle früheren Sprachkatastrophen und -brüche in sich trägt.

Wie soll man über den Krieg sprechen? Wie soll man mit den Intonationen umgehen, in denen so viel Verzweiflung, Wut und Verletzung mitschwingt, zugleich aber auch Stärke und die Bereitschaft, zueinander zu stehen, nicht zurückzuweichen? Ich glaube, das Problem mit der Formulierung der zentralen Dinge liegt derzeit nicht nur bei uns – die Welt, die uns zuhört, tut sich manchmal schwer, eine einfache Sache zu verstehen – dass wir, wenn wir sprechen, ein hohes Maß an sprachlicher Emotionalität, sprachlicher Anspannung, sprachlicher Offenheit zeigen. Die Ukrainer müssen sich nicht für ihre Emotionen rechtfertigen, aber sicher wäre es gut, diese Emotionen zu erklären. Warum? Schon allein deshalb, damit sie den Zorn und den Schmerz nicht länger allein bewältigen müssen. Wir können uns erklären, wir können beschreiben, was mit uns geschehen ist und weiter geschieht. Wir müssen uns darauf einstellen, dass das kein einfaches Gespräch wird. Aber so oder so müssen wir dieses Gespräch schon heute beginnen.

Wichtig erscheint mir hier, dass sich der begriffliche Gehalt und die Nuancen unseres Vokabulars verschieben. Es geht dabei um die Optik, um die andere Sicht, den anderen Blickwinkel, aber vor allem eben um die Sprache. Manchmal kommt es mir so vor, als würde die Welt, wenn sie beobachtet, was sich da seit sechs Monaten im Osten Europas abspielt, von Wörtern und Begriffen Gebrauch machen, die das, was passiert, schon längst nicht mehr erklären können. Was zum Beispiel meint die Welt – ich weiß um das Irreale und Abstrakte der Bezeichnung, habe sie aber hier bewusst gewählt –, wenn sie den Frieden zu einer Notwendigkeit erklärt? Scheinbar geht es um die Beendigung des Krieges, das Ende der militärischen Konfrontation, um den Moment, wenn die Artillerie schweigt und Stille eintritt. Frieden sollte doch die Sache sein, die uns zur Verständigung führt. Was wollen die Ukrainer denn am meisten? Natürlich die Beendigung des Krieges. Natürlich Frieden. Natürlich die Einstellung der Gefechte. Ich, der ich im Zentrum von Charkiw im achtzehnten Stock wohne und vom Fenster aus beobachten kann, wie die Russen von Belgorod aus Raketen abfeuern, wünsche mir nichts sehnlicher als die Einstellung des Raketenbeschusses, die Beendigung des Krieges, die Rückkehr zur Normalität, zu einem natürlichen Dasein.

Warum werden die Ukrainer dann so oft hellhörig, wenn europäische Intellektuelle und Politiker den Frieden zu einer Notwendigkeit erklären? Nicht etwa, weil sie die Notwendigkeit des Friedens verneinen, sondern aus dem Wissen heraus, dass Frieden nicht eintritt, wenn das Opfer der Aggression die Waffen niederlegt. Die Zivilbevölkerung in Butscha, Hostomel und Irpen hatte überhaupt keine Waffen. Was die Menschen nicht vor einem furchtbaren Tod bewahrt hat. Die Bewohner von Charkiw, die von den Russen permanent und wüst mit Raketen beschossen werden, haben auch keine Waffen. Was sollten sie denn nach Meinung der Anhänger eines um jeden Preis schnell geschlossenen Friedens tun? Wo sollte für sie die Grenze zwischen einem Ja zum Frieden und einem Nein zum Widerstand verlaufen?

Wenn wir jetzt, im Angesicht dieses blutigen, dramatischen und von Russland entfesselten Krieges über Frieden sprechen, wollen einige eine simple Tatsache nicht zur Kenntnis nehmen: Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden. Es gibt verschiedene Formen eines eingefrorenen Konflikts, es gibt zeitweilig besetzte Gebiete, es gibt Zeitbomben, getarnt als politische Kompromisse, aber Frieden, echten Frieden, einen Frieden, der Sicherheit und Perspektive bietet, gibt es leider nicht. Und wenn manche Europäer (zugegebenermaßen nur ein sehr kleiner Teil) den Ukrainern ihre Weigerung, sich zu ergeben, fast schon als Ausdruck von Militarismus und Radikalismus anlasten, tun sie etwas Merkwürdiges – beim Versuch, in ihrer Komfortzone zu bleiben, überschreiten sie umstandslos die Grenzen der Ethik. Das ist keine Frage an die Ukrainer, das ist eine Frage an die Welt, an ihre vorhandene (oder nicht vorhandene) Bereitschaft, um fragwürdiger materieller Vorteile und eines falschen Pazifismus willen ein weiteres Mal das totale, enthemmte Böse zu schlucken.

Appelle an Menschen zu richten, die ihr Leben verteidigen, Opfer zu beschuldigen, Akzente zu verschieben, gute und positive Parolen manipulierend einzusetzen, ist für den einen oder anderen eine ziemliche bequeme Form, die Verantwortung abzuschieben. Dabei ist alles ganz einfach: Wir unterstützen unsere Armee nicht deshalb, weil wir Krieg wollen, sondern weil wir unbedingt Frieden wollen. Nur ist die uns unter dem Vorwand des Friedens angetragene, sanfte und diskrete Form der Kapitulation nicht der geeignete Weg zu einem friedlichen Leben und zum Wiederaufbau unserer Städte. Vielleicht müssten die Europäer weniger Geld für Energieträger ausgeben, wenn die Ukrainer kapitulierten, aber wie würden sich die Menschen in Europa fühlen, wenn sie sich bewusst machten (woran gar kein Weg vorbeiführt), dass sie ihr warmes Zuhause mit vernichteten Existenzen und zerstörten Häusern von Menschen erkauft haben, die auch in einem friedlichen und ruhigen Land leben wollten?

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Es geht hier, das möchte ich noch einmal betonen, um die Sprache. Darum, wie genau und zutreffend die Wörter sind, die wir verwenden, wie markant unsere Intonation, wenn wir über unser Dasein an der Bruchstelle von Leben und Tod sprechen. Inwieweit reicht unser Vokabular – also das Vokabular, mit dem wir gestern noch die Welt beschrieben haben – inwieweit reicht es jetzt aus, um über das zu sprechen, was uns schmerzt oder stark macht? Schließlich befinden wir uns heute alle an einem Punkt des Sprechens, von dem aus wir früher nicht gesprochen haben, wir haben ein verschobenes Wahrnehmungs- und Bewertungssystem, veränderte Bedeutungsbezüge, veränderte Maßstäbe für Angemessenheit. Was von außen, aus der Entfernung, womöglich aussieht wie ein Gespräch über den Tod, ist in Wirklichkeit der verzweifelte Versuch, am Leben, an seiner Existenz und seiner Dauer festzuhalten. Wo in dieser neuen, gebrochenen und verschobenen Wirklichkeit endet denn der Krieg, und wo beginnt der Frieden? Der Kühlwagen mit den Leichen der Gefallenen – geht es da noch um Frieden oder schon um Krieg? Wenn Frauen an Orte gebracht werden, an denen keine Gefechte stattfinden – wofür ist das eine Unterstützung? Für die friedliche Lösung des Konflikts? Das Tourniquet, das du für einen Soldaten gekauft hast und das ihm das Leben rettet – ist das noch humanitäre Hilfe oder schon eine direkte Unterstützung der Kämpfenden? Und wenn du jenen hilfst, die für dich, für die Zivilisten in den Kellern, für die Kinder in der Metro kämpfen, hast du dann die Grenzen eines achtbaren Gesprächs über das Gute und über Empathie überschritten? Müssen wir unser Recht auf Existenz in dieser Welt in Erinnerung rufen, oder ist dieses Recht offensichtlich und unantastbar?

Viele Dinge, Phänomene und Begriffe bedürfen derzeit, wenn nicht einer Erklärung, so doch mindestens einer Erwähnung, einer neuen Darstellung, einer neuen Akzeptanz. Wie immer legt der Krieg offen, was lange Zeit bewusst ignoriert wurde, der Krieg ist die Zeit unangenehmer Fragen und komplizierter Antworten. Dieser Krieg, den die russländische Armee begonnen hat, wirft auch eine ganze Reihe von Fragen auf, die weit über den russländisch-ukrainischen Kontext hinausgehen. Wir werden in den nächsten Jahren nicht umhinkommen, uns über heikle Themen zu verständigen – über Populismus und das Messen mit zweierlei Maß, über Verantwortungslosigkeit und politischen Konformismus, über Ethik, einen Begriff, den man seit langem vergeblich im Vokabular derer sucht, die in der heutigen Welt folgenschwere Entscheidungen treffen. Diese Themen, könnte man sagen, betreffen die Politik, und deswegen müssen wir über Politik reden. Aber Politik ist hier nur ein Deckmantel, ein Schlupfwinkel, eine Gelegenheit, scharfe Kanten zu umgehen und die Dinge nicht klar zu benennen. Dabei erfordern die Dinge genau das: dass man sie klar benennt. Ein Verbrecher ist ein Verbrecher. Freiheit ist Freiheit. Niedertracht ist Niedertracht. In Kriegszeiten klingen Lexemewie diese besonders deutlich und zugespitzt. Man kann ihnen kaum ausweichen, ohne sich zu verletzen. Und man sollte ihnen auch nicht ausweichen, ganz und gar nicht.

Es ist traurig und bezeichnend, dass wir über den Friedenspreis sprechen, während in Europa wieder Krieg herrscht. Der Krieg ist nicht weit von uns entfernt. Und er dauert auch schon etliche Jahre. In all den Jahren, die der Krieg nun schon andauert, ist auch der Friedenspreis verliehen worden. Natürlich geht es hier nicht um den Preis als solchen. Es geht um die Frage, inwieweit Europa bereit ist, sich dieser neuen Wirklichkeit zu stellen – einer Wirklichkeit, in der es zerstörte Städte gibt – mit denen man noch bis vor kurzem wirtschaftlich zusammenarbeiten konnte; einer Wirklichkeit, in der es Massengräber gibt  – in denen Menschen aus der Ukraine liegen, die noch gestern zum Einkaufsbummel und Museumsbesuch in deutsche Städte kommen konnten; eine Wirklichkeit, in der es Filtrationslager für gefangen genommene Ukrainer gibt – Lager, Besatzung, Kollaborateure sind wohl kaum Wörter, von denen die Europäer in ihrer alltäglichen Sprache Gebrauch machen. Und es geht auch darum, wie wir alle in dieser neuen Wirklichkeit weiterleben – mit den zerstörten Städten, den ausgebombten Schulen, den vernichteten Büchern. Und vor allem mit den Tausenden Toten, mit denen, die noch gestern ein friedliches Leben geführt und Pläne geschmiedet, ihre täglichen Sorgen bewältigt und sich auf ihre eigene Erinnerung gestützt haben.

Über die Erinnerung zu sprechen, ist auch wichtig, und zwar aus folgendem Grund. Krieg bedeutet nicht einfach eine andere Erfahrung. Wer das behauptet, spricht nur über das Oberflächliche, über das, was offensichtlich ist, das, was nur beschreibt, aber wenig erklärt. Der Krieg verändert unser Gedächtnis und füllt es mit äußerst schmerzhaften Erlebnissen, äußerst tiefen Traumata und äußerst bitteren Gesprächen. Du kannst diese Erinnerungen nicht tilgen, du kannst die Vergangenheit nicht korrigieren. Von nun an ist sie Teil deiner selbst. Und natürlich nicht der beste Teil. Das Stocken und Wiedereinsetzen des Atems, die Erfahrung des Verstummens und der Suche nach einer neuen Sprache – dieser Prozess ist zu schmerzhaft, als dass du jetzt noch unbekümmert über die herrliche Welt da draußen sprechen könntest. Natürlich ist Dichtung nach Butscha und Isjum weiterhin möglich, ja, sie ist sogar notwendig. Aber der Schatten von Butscha und Isjum, die Präsenz dieser Orte wird in der Nachkriegsdichtung tiefe Spuren hinterlassen und ihren Gehalt und Klang prägen. Das ist die schmerzliche und zugleich unabdingbare Vergegenwärtigung, dass Massengräber und zerbombte Wohnviertel von nun an den Resonanzraum für die in deinem Land verfassten Gedichte bilden – das vermittelt natürlich nicht gerade Optimismus, aber ein Verständnis dafür, dass die Sprache unseres täglichen Wirkens, unserer täglichen Berührung, unserer täglichen Zuwendung bedarf. Was haben wir denn, um uns zu äußern, um uns zu erklären? Unsere Sprache und unsere Erinnerung.

Seit Ende Februar, seit dem Beginn des Massakers also, ist sehr deutlich zu spüren, wie die Zeit ihre normale Dimension, ihren Lauf verliert. Sie ähnelt jetzt einem Winterfluss, der bis auf den Grund durchfriert, sein Fließen einstellt und alle lähmt, die in diesen erstarrten Strom geraten sind. Wir stecken in dieser dichten Erstarrung, in der kalten Nicht-Zeit. Ich kann mich sehr gut an diese Hilflosigkeit erinnern – du spürst keine Regung, du verlierst dich in der Stille und kannst nicht erkennen, was da ist, vor dir, im Dunkel und in der Stille. Die Zeit des Krieges ist wirklich eine Zeit des verzerrten Panoramas, der abgerissenen Kommunikation zwischen Vergangenheit und Zukunft, eine Zeit der äußerst scharfen und bitteren Wahrnehmung der Gegenwart, ein Versinken in dem Raum, der dich umgibt, eine Konzentration auf den Augenblick, der dich ausfüllt. Das sind durchaus Anzeichen von Fatalismus, du hörst auf, Pläne zu machen und an die Zukunft zu denken, du versuchst zuallererst, dich in der Gegenwart zu verwurzeln, unter diesem Himmel, der sich über dir wölbt und allein daran erinnert, dass die Zeit eben doch vergeht, dass Tag und Nacht wechseln, dass der Sommer dem Frühling folgt und dass das Leben trotz der Lähmung deiner Gefühle, trotz aller Starre weitergeht, dass es nicht einen Moment lang innehält und all unsere Freuden und Ängste, all unsere Verzweiflung und Hoffnung aufnimmt. Es hat sich einfach der Abstand zwischen dir und der Wirklichkeit verändert. Die Wirklichkeit ist jetzt näher. Die Wirklichkeit ist jetzt schrecklicher. Damit müssen wir leben.

Was ist da noch außer Sprache und Erinnerung? Was hat sich an uns noch verändert? Was hebt uns jetzt aus jeder Gemeinschaft, aus jeder Menge heraus? Vielleicht die Augen. Sie fangen das äußere Feuer ein und haben von nun an immer diesen Widerschein. Der Blick eines Menschen, der über das Sichtbare hinaus geschaut, in die Dunkelheit geblickt und dort sogar etwas erkannt hat – dieser Blick ist für immer anders, denn darin spiegeln sich allzu bedeutsame Dinge.

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Im Frühling, irgendwann im Mai, fuhren wir für einen Auftritt zu einer Armeeeinheit, die nach langen schweren Gefechten eine Kampfpause hatte. Wir kennen die Einheit schon lange, seit 2014 sind wir dort regelmäßig aufgetreten. Ein Charkiwer Vorort, frisches Grün, ein Fußballplatz, eine kleine Aula. Viele Kämpfer kennen wir persönlich. Viele Menschen, alte Freunde, Leute aus Charkiw sind in diesem Frühjahr an die Front gegangen. Es ist ungewohnt, sie in Uniform und mit einer Waffe in der Hand zu sehen. Und noch ungewohnter ist es, ihre Augen zu sehen – wie erstarrtes Metall, wie Glas, das Feuer spiegelt. Der große Krieg dauerte schon zwei Monate, sie alle hatten schon in den Schützengräben unter russischem Beschuss gesessen. Jetzt standen sie hier, lächelten und rissen Witze. Mit diesen Augen, in denen man zwei Monate Hölle lesen konnte. »Ich habe es schon bis ins Lazarett geschafft«, erzählt einer. »Die Russen haben Phosphorbomben abgefeuert, mich hat‘s erwischt. Halb so wild, bin gesund und munter. Bald geht’s zurück an die Front.« In so einem Moment weißt du nicht, was du sagen sollst – die Sprache lässt dich im Stich, die Sprache genügt nicht, die passenden Worte müssen erst noch gefunden werden. Und sie werden sich finden.

Wie wird unsere Sprache nach dem Krieg aussehen? Was werden wir uns gegenseitig erklären müssen? Vor allem müssen wir die Namen der Toten laut aussprechen. Die Namen müssen genannt werden. Sonst kommt es zu einer tiefen Zerrissenheit in der Sprache, zu einer Leere zwischen den Stimmen, zu einem Bruch in der Erinnerung. Wir werden viel Kraft und Glauben brauchen, um über unsere Gefallenen zu sprechen. Denn aus ihren Namen werden unsere Wörterbücher entstehen. Doch ebenso viel Kraft, Selbstvertrauen und Liebe werden wir brauchen, um über die Zukunft zu sprechen, sie zu vertonen, sie zu versprachlichen, sie zu beschreiben. So oder so müssen wir unser Gefühl für Zeit, unser Gefühl für die Perspektive, unser Gefühl für Dauer wiederherstellen. Wir sind zur Zukunft verdammt, ja, wir sind sogar für sie verantwortlich. Sie entsteht jetzt aus unseren Visionen, aus unseren Überzeugungen, aus unserer Verantwortungsbereitschaft. Wir werden uns das Gefühl für unsere Zukunft zurückholen, denn in unserer Erinnerung überdauert vieles, was morgen unsere Mitwirkung erfordert. Wir alle sind Teil von diesem Strom, der uns trägt, uns nicht loslässt, uns verbindet. Wir alle sind über unsere Sprache verbunden. Und auch wenn es einen Moment lang scheinen mag, als wären die Möglichkeiten der Sprache begrenzt oder unzureichend, werden wir uns wohl oder übel doch ihrer Mittel bedienen müssen, die uns hoffen lassen, dass in Zukunft keine unausgesprochenen Dinge oder Missverständnisse zwischen uns stehen. Manchmal scheint uns die Sprache schwach. Aber vielfach ist sie es, die Kraft spendet. Vielleicht geht die Sprache für einen Moment auf Abstand zu dir, aber sie lässt dich nicht im Stich. Und das ist wichtig und entscheidend. Solange wir unsere Sprache haben, so lange haben wir immerhin die vage Chance, uns erklären, unsere Wahrheit sagen, unsere Erinnerung ordnen zu können. Deswegen sprechen wir und hören nicht auf. Selbst wenn unsere Kehle von den Wörtern wund wird. Selbst wenn du dich von den Wörtern verlassen und leer fühlst. Die Stimme gibt der Wahrheit eine Chance. Und es ist wichtig, diese Chance zu nutzen. Vielleicht ist das überhaupt das Wichtigste, was uns allen passieren kann.

Aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe

Саша Марінна Зальцманн

Писати на повні груди

Laudatio auf ukrainisch

В есеї Джеймса Болдуїна «Боротьба митця за правдивість» можемо прочитати такі рядки: «Поети (а під цим словом я розумію усіх митців) – по суті єдині, кому відома правда про нас. Не солдати. Не політики. Не священники. [...] Тільки поети». Так, митці мають відповідальність перед суспільством, однак: Вони не ставлять свою кандидатуру на вибори, нікому не відпускають гріхи, не хапаються за зброю. Їхнім завданням є непідкупно описувати те, що є. Те, що вони бачать. Те, свідками чого вони стали. Вони не судять і не виносять вироків. Вони натомість шукають слова, які і через десятиліття, через століття матимуть вагу. Вони туго, аж під саму шкіру світу, плетуть коси з усієї складної багатоманітності людських почувань – тримаючи таким чином планету / земну кулю.

Одне про одного ми знаємо не з підручників історії, а з мистецьких творів. Про внутрішній бік людського нам відомо не з наукових трактатів, а з наскельних малюнків у печерах кам’яного віку. Навряд чи ми щось дізнаємося одне про одного зі щоденних новин. У них не відображається живе життя. Характерними для новин є шок, тривога, ескалація. Проти цього поезія безсила. Поезія не відповідає за моральну підтримку, вона не може примирювати.

У реаліях сьогоднішнього життя мир – надто вагоме слово, щоб можна було використовувати його в якості метафори. Чи здатна поезія принести мир? Мабуть, вона здатна створити внутрішній мир. На якусь мить вселити відчуття можливості відновлення світу, подарувати мить, коли людина зможе вільно вдихнути. Коли хтось зможе впізнати себе в поетичних рядках, у якійсь фразі чи сцені, і завдяки цьому отримає широку перспективу бачення, а не лише зосереджено вдивлятиметься у власну прірву. Саме поезія може на короткий час пом’якшити паралізуюче відчуття дефрагментації світу. Кажучи словами цьогорічного лауреата Премії миру Сергія Жадана: «Звісно книги не зможуть закінчити війну. Але книги можуть допомогти залишитися під час війни собою, не втратити себе, не зникнути».

«Раніше його називали українським Рембо, а тепер він ... Жадан, - пише про свого молодшого колегу Юрій Андрухович. - Його інтонації впевнені, його деталі бездоганні, ... він анархічний і безкомпромісно соціальний, а одночасно абсолютно поетичний ...». Як саме функціонує принцип «Жадан»? Цей письменник тримає руку на пульсі людей навколо себе. І ми, його читачі, постійно перебуваємо серед людей, які відчиняють з самого ранку ворота на бійню, сидимо з цими людьми вечорами в барах, спимо поруч із ними в бараках. І це при тому що автор цей аж ніяк не реаліст, він радше безнадійний романтик – з якою любов’ю він описує небо, сніг, що тане, зміну барв листя на деревах. У його текстах спалахують іскри футуризму і містики. Крізь них проглядають тексти популярних пісень, поезія Пауля Целяна та Ґеорґа Тракля. Від самого початку в його текстах співіснують вельми сумнівні герої і ангели (у них стріляють, з їхніх крил на світ дощем сиплеться пір’я), на околиці міста вішають відьом, до бога спрямовують заклики, а місто Харків щоразу зблискує, немов клоака усіх шукачів щастя, у вогкій пащі якої зникають, здається, всі і все.

Поруч з криміналізованими відчайдухами, рідне місто Харків є мало не еротично зарядженим джерелом натхнення Сергія Жадана. Жадан описує Харків, немов свою кохану, не втомлюється ще і ще шукати нові грані міста, він прославляє і проклинає його. Герої Жадана намагаються завоювати Харків, знайти в місті своє місце, проте цю «Месопотамію», як називає Жадан Харків, «адже Месопотамія означає Вавилон», завоювати неможливо.

Його численні поезії, оповідання, романи і есеї справляють враження, яке нагадує враження від картин Пітера Брейґеля. Боротьба карнавалу і посту, Дитячі забави, Селянське весілля: мерехтливі, деталізовані, насичені інформацією картини, такі притягальні, що від них неможливо відвести погляд, хочеться досліджувати шляхи портретованих. Як вони туди потрапили? Яких пригод зазнали в дорозі? Звідки це таємниче світло на їхніх обличчях?

Жадан творить багатофігурні композиції, яскраві марґінальні постаті яких закарбовуються в пам’яті читацької аудиторії, вписуються зі своїми пиятиками і бійками в наратив українського суспільства, яке шукає свого місця. Ми читаємо його книги «Anarchy in the UKR» або «Гімн демократичної молоді» чи «Ворошиловград» і буквально відчуваємо присмак крові епохи перестройка. І трохи більше розуміємо про життя тих, що були відділені від нас залізною завісою. Якщо ж читач і сам виріс з того боку завіси, тоді можна більше дізнатися про самого себе. Про колективний досвід років після розпаду радянського союзу.

«Він підштовхнув мене до відкриття української культури. Це він дав мені зрозуміти, що ми взагалі маємо власну культуру», - сказала одна з відвідувачок концерту «Жадан і Собаки» цьогоріч у Франкфурті. І вона поза усяким сумнівом говорить від імені усіх тих поколінь українців, яким довелося з зусиллям звільнятися від трешу пост-диктатури, успадкованого від радянського союзу. А також, на жаль, вона говорить і від нашого імені, адже ми надто довго просто ігнорували велику українську культурну націю.

Зі своєю літературою і музикою Сергій Жадан саме здійснює європейське турне, аби не обривався зв’язок із тими, що змушені були поспіхом покинути Україну. Аби і в еміграції у них було бодай трохи відчуття нормальності. А гуманістичну позицію творчість Сергія Жадана займає від самого початку, задовго перед вибухом цієї жахливої війни.

Перспектива, яку автор обирає для своїх спостережень, свідчить про його ставлення до світу. Оприявнюючи у своїх творах максимально можливу кількість найрізноманітніших біографій, Жадан ніколи не займає відсторонену перспективу. У його погляді ми взагалі не відчуємо дистанції.

Коли у дебютному романі Жадана «Депеш Мод» Собаку забирають у психіатричну лікарню, Жадан їде з ним. Він сидить на ліжку Собаки, заходить з ним у кабінет зав. відділенням, де той «знаходить ... спирт, аскорбінку і ще якісь таблетки і все це вижирає тут таки». Він поруч, коли його товариша знаходять наступного ранку на підлозі і починають відкачувати.

У збірці поезій «Чому мене немає в соціальних мережах» поет заходить до типів на кшталт Юри, історика за освітою, який веде блог від імені чеченки, чеченської снайперки. Він «пише про її віру / пише про її сумніви / пише про її вразливість / робить зарубки на її прикладі ...» Юра показує Жадану свої пости. Вони сидять удвох у темній, задушливій кімнаті, освітленій усього лиш монітором комп’ютера, і Жадан бачить, що у Юри в помешканні немає зброї. Але не зраджує Юру. Він просто слухає його і робить нотатки.

Перший текст у німецькій поетичній збірці «Антена» є роздумом про батька, який, до здивування сина, вів щоденник, хоча загалом не читав (зокрема і книжок свого сина не читав) і навіть не писав листів. Його нотатки зроблені людиною, яка в житті майже не писала. Батько робив дивні записи про своє життя: «така собі хроніка перетікання часу довкола нього, ... де був, ... хто телефонував». Кому потрібен його щоденник? – запитує себе син після похорону батька. Відповідь очевидна: йому. Все однозначно: йому, Жаданові. Тому що Сергій Жадан збирає і винаходить численні щоденники. Він веде щоденники за тих, чиє життя не надається в якості героїчної біографії. Тих, що незауваженими зникнуть з історії людства. Це їм, цим однаковою мірою вигаданим, а одночасно реальним персонажам, він присвячує усю свою творчість.

«… Роль поетів передреволюційних часів ... складна ... Ти мусиш бути на місці, коли буря вляжеться. Тоді потрапляєш у наступну бурю. Буря не закінчується ніколи», – читаємо у Джеймса Болдуїна. Не виключено, що захоплива енергія творчості Сергія Жадана виводиться з ілюзії, що та роль, за яку він узявся, не така вже й важка. Він постійно серед своїх. Пише та говорить, дихаючи їхніми легенями. У Жадановій поезії українське суспільство вдихає на повні груди. І не лише українське. Завдяки видатній перекладацькій роботі Клаудії Дате, Юрія Дуркота і Сабіни Штьор німецькій читацькій аудиторії не лише вдається отримати враження про те, що відбувається в невідомій їй Україні. Поезія, якщо вона вдала, міцно нас поєднує. Читаючи, ми шукаємо і знаходимо спільний досвід, нехай навіть це буде всього лиш досвід розділеного почуття. Так у поезії «Інше» стає досвідченням себе самого. «Ми не є «інакшими». Ми – можливості. І коли читати романи, написані нами, в яких розповідається про нас, то відкривається можливість побачити серцевину (свого) Я», – писала Тоні Моррісон у своєму есеї «Джерело самоповаги»

У Жадановому романі «Депеш Мод» протагоніст, його звати Жадан, виявляє, що він – легені янгола, якого саме хтось «довго і старанно б”є». Сьогодні, за зовсім інших політичних розкладів, цей образ неминуче спадає на гадку.

Як досягнути миру, коли тебе б’ють? Як написати бодай один правдивий рядок, коли повсякденними звуками стають бомбардування? Як написати про війну? Чи можливо писати про війну? У щойно опублікованій книзі «Небо над Харковом», своєрідному щоденнику перших місяців війни цього 2022 року читаємо: «Письмо суперечить смерті. Бажання зафіксувати почуття і значення, окреслити події, переповісти сюжети засадничо не узгоджується з ідеєю руйнації, знищення, зникнення. Ми хапаємося за процес письма, як за ілюзорну можливість утримати, зберегти обрис реальності ... Наскільки ця ілюзорність є виправданою? Вона в будь-якому разі є неперервною ...»

Утримуючи своєю незламною волею «обрис реальності», поет не дає розпастися дійсності. Вона уже не розпадається, принаймні якийсь час, на окремі відчеканені частинки. У час, коли слова, позиції, судження здатні глибоко, до м’яса поранити, цей поет творить миті вдихання в умовах радикальної людяності.

Проте що означає бути людяним? Що означає залишатися людяним навіть у Темні часи? Часто цитована фраза, яку Ганна Арендт промовила у своїй подячній промові з нагоди присудження їй премії імені Лессінґа, звучить так: «Людяність проявляється у дружбі, не у братерстві». Ця політична теоретикиня наполягала на тому, що людьми нас робить philia, дружба. А правдивою рисою дружби є розмова. Це розмова робить нас людьми: „Бо світ не тому людяний, що створений людьми, і не стане він людяним від того, що в ньому звучить людський голос, а лише тоді, коли він буде предметом розмови».

Як залишатися людяним, а значить у розмові з іншими, будучи активістом, очевидно: весь світ може стежити в соціальних мережах, як Сергій Жадан евакуйовує з Харкова, за який ведуться бої, людей, привозить гуманітарну допомогу людям у потребі, спускається на станції метро до людей, які знайшли там захист, і співає разом із ними. Ще перед повномасштабною війною у лютому 2022 року всі знали, що він заїжджає на військові бази уздовж демаркаційної лінії з захопленою територією Донбасу і читає солдатам свої вірші.

Однак як функціонує людяність у поезії?

Визначальною для кожного Жаданового тексту є позиція діалогу, небайдужості до зовнішнього світу. Його поезія ніколи не є герметичною, закритою в собі. Завжди є погляд, спрямований назовні у світ, завжди є простягнена рука, готова затягнути читачів у розмову.

Не солдат. Не політик. І не священник. Тут нікому не відпускаються гріхи. Ніхто не висуває свою кандидатуру на вибори і не має наміру їх вигравати. Так, поет бачить, що відбувається, проте він не сейсмограф, який всього лиш стоїчно записує протокол небезпеки підземних поштовхів. Він – друг. Він той, хто розуміє, а якщо він чогось не розуміє, то налаштований вислухати. Він з тих, хто сяде за спільний стіл і підніме чарку. Хто танцюватиме на весіллях своїх шалених друзів. Той, хто побував на усіх тих похоронах, про які розповідає. Той, кому дано увічнити голоси окремих людей у своїх текстах. І то так, що вони будуть зрозумілими і в наступному десятилітті, і в наступному столітті.

Проза, поезія – мистецтво загалом – неспроможні порятувати світ. Літературою війну не виграти. І коли вона береться до серйозних тем, від неї годі чекати спасіння. Але що література точно може – це створити мить, коли можна з полегшенням, подивом або захопленням зітхнути. І в цьому короткому вдиху може міститися мить миру. Адже вдих завжди означає надію.

Сергію, нещодавно на запитання про те, чим займешся після перемоги України, ти відповів: «Читатиму. ... І писатиму. ... це голод». Бажаю тобі якомога скоріше повернутися у кабінетну тишу, в якій ти зможеш читати і писати. Оточений книжками, папером, нотатниками. Бажаю тобі втихомирити свій голод. А одночасно бажаю тобі, щоб цей голод ніколи не заспокоювався і ми могли читати все нові книги, написані тобою.

Мазл тов, вітаю з Премією миру німецької книготоргівлі!

З німецької переклала Христина Назаркевич

Сергій Жадан

Хай це буде текст не про війну

Лауреат премії миру 2022

У нього чорні натруджені руки – мастило в’їлося в шкіру, застигло під нігтями. Люди з такими руками зазвичай вміють і люблять працювати. Інша річ – в чому саме полягає їхня робота. Невисокого зросту, тихий, заклопотаний – стоїть, пояснює щось про ситуацію на фронті, про свою бригаду, про техніку, на якій йому – водієві одного з підрозділів – доводиться їздити. Раптом на щось зважується, говорить: ви ж, - говорить, - волонтери, купіть нам холодильник. Для чого тобі на фронті холодильник? – Не розуміємо ми. – Якщо потрібно – поїхали в супермаркет, вибереш собі, ми купимо. Та ні, - пояснює, - ви не розумієте: мені машина з великим холодильником потрібна. Рефрижератор. Загиблих вивозити. Ми знаходимо тіла, які лежать на сонці більше місяця, вивозимо їх мікроавтобусом, дихати неможливо. Говорить про загиблих, як про свою роботу – спокійно й зважено, без бравади, але й без істерики. Ми обмінюємося контактами. За тиждень знаходимо в Литві рефрижератор, приганяємо його до Харкова. Він із бійцями приїжджає цілою командою, вони урочисто забирають автівку, фотографуються з нами для звіту. Наш знайомий цього разу зі зброєю, в чистому одязі. Хоча руки, якщо придивитися, так само чорні – робота в нього щоденна, тяжка, руки про це свідчать найкраще.

Що першою чергою змінює війна? Відчуття часу, відчуття простору. Дуже швидко змінюється контур перспективи, контур часової протяжності. Людина в просторі війни намагається не вибудовувати собі планів на майбутнє, пробує не надто думати про те, яким цей світ буде назавтра. Вагу і значення має лише те, що відбувається з тобою тут і тепер, сенс мають лише речі та люди, які будуть із тобою максимум завтра зранку – якщо ти виживеш і прокинешся. Головною задачею лишається вціліти, прорватися ще на півдоби вперед. Потім, пізніше, буде видно, буде зрозуміло як діяти далі, як себе поводити, на що в цьому житті спиратися, від чого відштовхуватися. Це стосується, великою мірою, і військових, і тих, хто в якості «цивільного» (себто – неозброєного) лишається в зоні наближення до смерті. Саме це відчуття супроводжує тебе від першого дня великої війни – відчуття часового зламу, відсутності тяглості, відчуття спресованості повітря, коли дихати стає важко від того, що реальність тисне, намагаючись витиснути тебе по той бік життя, по той бік видимого. Спресованість подій та емоцій, розчинення в кривавому густому потоці, який огортає та підхоплює – реальність війни кардинально різниться від реальності миру саме цим тиском, пресом, неможливістю вільно дихати й легко говорити. А говорити, поза тим, потрібно. Навіть під час війни. Особливо під час війни.

Ще війна, безперечно, змінює мову, її архітектуру, поле її функціонування. Війна, подібно до черевика зайди, чужого, порушує мурашник мовлення. По тому мурашки – себто носії порушеної мови – намагаються гарячково відновити поруйновану структуру, навести лад у тому, до чого звикли, з чим жили. Зрештою, все повертається на свої місця. Але ось ця неспроможність скористатися звичними механізмами, вірніше – неспроможність попередніх – мирних, довоєнних – конструкцій передати твій стан, пояснити твої лють, біль та надію – вона особливо болюча та нестерпна. Особливо, якщо ти звик довіряти мові, звик покладатися на її можливості, що видавалися тобі майже невичерпними. А ось, виявляється, що можливості мови обмежені – обмежені новими обставинами, новим ландшафтом: ландшафтом, що прописується в просторі смерті, просторі катастрофи. Робота кожної окремої мурахи – відновлювати загальну злагодженість цього колективного мовлення, загального звучання, комунікації, порозуміння. Ким у цьому випадку постає письменник? Тією ж таки мурахою, занімілою, як і всі. Від початку війни ми всі повертаємо собі цю порушену здатність – здатність зрозумілого висловлювання. Ми всі намагаємось пояснити – себе, свою правду, межі своєї порушеності й травмованості. Література, можливо, має в цьому випадку трішки більше шансів. Оскільки генетично пов’язана з усіма попередніми мовними катастрофами та розламами.     

Як говорити про війну? Як давати собі раду з інтонаціями, в яких так багато відчаю, люті, образи, але разом із тим – сили й готовності не кидати своїх, не відступатися? Мені здається, проблема з проговоренням найважливішого нині не лише в нас самих – світ, який нас слухає, теж не завжди здатен зрозуміти просту річ – ми говоримо, маючи надто різний рівень мовної емоційності, мовної напруги, мовної відкритості. Українці не мають виправдовуватися за свої емоції, проте добре було б ці емоції пояснити. Для чого? Бодай для того, аби далі не тримати при собі увесь цей біль і весь цей гнів. Ми зможемо пояснити себе, ми зможемо проговорити все, що з нами сталося і ще станеться. Просто потрібно бути готовими до того, що це буде доволі непроста розмова. Але її так чи інакше потрібно починати вже сьогодні. 

Тут видається важливим момент різного навантаження й забарвлення нашої лексики. Це ніби й про оптику, про інший погляд, іншу точку зору, але передусім усе ж таки – про мову. Іноді видається, що світ, дивлячись на те, що чиниться останні півроку на сході Європи, користується лексикою та означеннями, які давно нічого не пояснюють у тому, що відбувається. Скажімо, що має на увазі світ (розумію ефемерність та абстрактність цього означення, але все ж використаю саме його), говорячи про необхідність миру? Здавалося б, ідеться про припинення війни, про завершення збройного протистояння, про той момент, коли замовкає артилерія й настає тиша. Здавалося б, це та річ, яка має приводити нас до порозуміння. Адже насправді – чого ми, українці, хочемо найбільше? Звісно, що завершення цієї війни. Звісно, що миру. Звісно, що припинення обстрілів. Особисто я, як людина, що живе на вісімнадцятому поверсі в центрі Харкова, де з горішніх вікон можна побачити запуск росіянами ракет із сусіднього Бєлгорода – гаряче й палко хочу завершення ракетних ударів, завершення війни, повернення до нормальності, до природності існування. То що ж так часто насторожує українців у заявах європейських інтелектуалів чи європейських політиків про необхідність миру? Звісно, що не заперечення необхідності миру. Скоріше, розуміння, що мир не настане лише тому, що жертва агресії склала зброю. Мирне населення Бучі, Гостомеля та Ірпеня зброї взагалі не мало. Що не вберегло цих людей від жахливої смерті. Харків’яни, яких росіяни регулярно й хаотично розстрілюють ракетами, теж не тримають у руках зброї. Що вони, на думку прихильників швидкого миру за будь-яку ціну, мали б зробити? Де для них мала б проходити лінія між підтримкою миру й непідтримкою опору? Просто річ у тім, на мою думку, що говорячи нині про мир, у контексті цієї кривавої, драматичної, розв’язаної Росією війни, дехто не хоче помічати простого факту: миру без справедливості не буває. Бувають різні форми замороженого конфлікту, бувають тимчасово окуповані території, бувають міни уповільненої дії, камуфльовані під політичні компроміси, проте миру – справжнього миру, того, який дає відчуття безпеки та перспективи – на жаль, не буває. І закидаючи нині українцям готовність не здаватися як ледь не ознаку мілітаризму та радикалізму, частина європейців (мушу зазначити – доволі незначна, а втім) чинить дивовижну річ – намагаючись лишитися в зоні комфорту, вона благополучно виходить поза межі етики. І це вже питання не до українців – це питання до світу, до його готовності (чи не готовності) проковтнути чергове, тотальне, безконтрольне зло на догоду сумнівній меркантильності та фальшивому пацифізму.

Адже для декого це виявилося доволі зручною формою перекладання з себе відповідальності – апеляція до людей, які захищають свої життя, звинувачення саме жертви, зміщення акцентів, маніпулювання добрими й позитивними гаслами. Натомість усе куди простіше: ми допомагаємо своєму війську не тому, що нам хочеться війни, а саме тому, що нам дуже хочеться миру. Ось тільки пропонований нам під виглядом миру м’який і ненав’язливий спосіб капітуляції не є шляхом до мирного життя й відбудови наших міст. Можливо, капітуляція українців допоможе європейцям зекономити на енергоносіях, проте як будуть почуватися самі європейці, усвідомлюючи (а цього не можна буде не усвідомити), що тепло їхніх домівок оплачене зруйнованими долями та будинками людей, які теж хотіли жити в мирній і спокійній країні?  

Просто, повторюся, справа в мові. В тому, наскільки точно та доречно ми використовуємо ті чи інші слова, наскільки вивіреною є наша інтонація, коли ми говоримо про перебування на зламі між життям та смертю. Наскільки нашої попередньої лексики – тієї лексики, яка ще вчора цілком успішно дозволяла нам проговорювати цей світ – так ось, наскільки нам її вистачає тепер, аби говорити про те, що болить чи навпаки – дає сили? Адже ми всі опинилися нині в тій точці мовлення, з якої раніше не говорили, відповідно, маємо нині зміщену систему оцінок та сприйняття, змінені координати сенсу, змінені кордони доцільності. Те, що зовні, збоку, може видатися розмовами про смерть, насправді дуже часто є відчайдушною спробою зачепитися саме за життя, за його можливість, за його тяглість. Загалом, де в цій новій, зламаній, зміщеній реальності, завершується тема війни, де починається зона миру? Рефрижератор із тілами загиблих – це ще про мир чи вже про війну? Жінки, яких вивозиш у місця, де немає обстрілів – це підтримка чого? Мирного вирішення конфлікту? Куплений тобою для військового турнікет, який рятує йому життя – це ще гуманітарна допомога чи вже допомога тим, хто воює? І загалом – допомога тим, хто воює за тебе, за цивільних у підвалах, за дітей у метрополітені – це поза межами пристойної розмови про добро та емпатію? Ми повинні нагадувати про своє право на подальше існування в цьому світі, чи це право є очевидним і незаперечним?

Сталося так, що багато речей, явищ та понять нині потребують якщо й не пояснення, то щонайменше нагадування, нового проговорення, нового прийняття. Війна зазвичай показує те, що довго намагаються не помічати, війна – це час незручних питань і важких відповідей. Ця війна, розпочата російською армією, раптом теж означила цілий набір питань, що виходять далеко поза контекст російсько-українських стосунків. Нам так чи інакше доведеться ближчими роками говорити на незручні теми – теми популізму та подвійних стандартів, теми безвідповідальності та політичного конформізму, теми етики, що, як виявилося, давно й безнадійно зникла з лексикону тих, хто приймає доленосні рішення в сучасному світі. Можна сказати, що ці теми стосуються політики, що говорити нам доведеться саме про неї – про політику. А втім, політика в цьому випадку – лише ширма, прикриття, можливість оминати гострі кути й не називати речі своїми іменами. А речі потребують саме цього – аби їх називали своїми іменами. Аби злочини називали злочинами. Аби свободу називали свободою. Аби підлість називали підлістю. В часи війни подібні лексеми звучать особливо виразно та загострено. Оминути їх, не поранившись, дуже важко. Та й не треба їх оминати, зовсім не треба.

Це печально й показово – ми говоримо про премію миру в той час, коли в Європі знову триває війна. Триває не так далеко звідси. Триває насправді не перший рік. Всі ці роки, доки вона тривала, премія миру теж вручалася. Справа, звісно, не в премії як такій. Справа в тому, наскільки Європа нині готова сприймати цю нову реальність – реальність, в якій є зруйновані міста (з якими ще донедавна можна було вести спільний бізнес), реальність, в якій є братські могили (де лежать громадяни України, які ще вчора могли приїздити в німецькі міста на шопінг чи до музеїв), реальність, в якій є фільтраційні табори для українців, що потрапили в окупацію (табори, окупація, колаборанти – слова, які навряд чи використовуються в повсякденній мові європейців). Справа також і в тім, як нам усім далі в цій реальності жити – зі зруйнованими містами, спаленими школами, знищеними книжками. Передусім – із тисячами загиблих, тими, хто ще вчора жив нормальним мирним життям, вибудовував плани, жив своїми клопотами, спирався на власну пам’ять.

Згадка про пам’ять тут теж є важливою, і ось чому. Війна – це не просто інакший досвід. Говорити так – це говорити про поверхове, те, що лежить на поверхні, те, що багато чого описує, проте мало чого пояснює. Насправді, війна змінює нашу пам’ять, наповнюючи її надто болючими спогадами, надто глибокими травмами й надто гіркими розмовами. Ти вже не зможеш позбутися цих спогадів, тобі не вдасться виправити минуле. Воно буде відтепер частиною тебе самого. І навряд чи кращою частиною. Ось цей процес заціпеніння й відновлення дихання, досвід замовкання й пошуку нової мови – він надто болючий, аби після нього ти далі міг безтурботно мовити про прекрасний світ за вікном. Поезія після Бучі та Ізюму, безперечно, можлива, більше того – необхідна. Проте тінь Бучі та Ізюму, їхня присутність будуть надто багато важити в цій післявоєнній поезії, багато в чому визначаючи її наповненість і тональність. Це болісне, проте необхідне усвідомлення того, що відтепер контекстом писаних в твоїй країні віршів будуть братські могили та розбомблені мікрорайони – воно, звісно, не додає оптимізму, проте додає розуміння того, що мова потребує нашої щоденної роботи, нашої постійної дотичності, нашої долученості. Зрештою, що в нас є для того, аби виговорити себе, аби себе пояснити? Наша мова і наша пам’ять.

Від кінця лютого, себто від початку цієї масакри, чітко відчувалося, як час втрачає свою звичну розміреність, своє перетікання. Власне, він став подібним на зимове річище, що промерзає до дна, зупиняючи біг і паралізуючи всіх, хто опинився посеред цього застиглого потоку. Ми опинилися в цій щільній застиглості, посеред холодного безчасся. Дуже добре пам’ятаю цю безпорадність – коли не відчуваєш руху, коли губишся серед тиші, не в стані розгледіти, що там – попереду, перед тобою, в мороці й тиші. Час війни – це справді час порушеної панорами, обірваних комунікацій між минулим і майбутнім, час максимально гострого й гіркого відчуття теперішнього, занурення в простір, який тебе оточує, фокусування на миті, яка тебе виповнює. В цьому є певні ознаки фаталізму, коли ти перестаєш будувати плани й думати про майбутнє, намагаючись передусім закорінитись у теперішньому, саме під цим небом, яке розгортається над тобою і єдине нагадує, що час таки минає, дні змінюються ночами, за весною обов’язково прийде літо, і, попри всю застиглість твоїх відчуттів, попри все заціпеніння, життя триватиме, воно не спиняється ні на мить, вміщуючи в собі всі наші радощі та страхи, весь наш відчай і всю надію. Просто змінилася дистанція між тобою та реальністю. Реальність стала ближчою. Реальність стала страшнішою. З цим тепер доведеться жити.

Що іще, окрім мови та пам’яті? Що в нас змінилося ще? Що нас тепер вирізнятиме в будь-якій компанії, в будь-якому натовпі? Можливо, очі. Вони вбирають у себе зовнішній вогонь, у них тепер завжди лишатиметься цей відблиск. Погляд людини, яка зазирала за межі видимого, яка вдивлялася в темряву й навіть змогла щось там розгледіти – цей погляд завжди буде різнитися, оскільки надто значимі речі в ньому відбиваються.

Навесні, десь у травні, ми приїхали з виступом до військової частини, яка вийшла на перепочинок після тривалих важких боїв. Частину ми знаємо давно – регулярно їздили до них із виступами, починаючи з 2014-го. Передмістя Харкова, свіжа зелень, футбольне поле, невеличкий актовий зал. Багатьох бійців ми знаємо особисто. Багато хто, старі друзі, харків’яни, пішов воювати цієї весни. Незвично бачити їх у військовій формі, зі зброєю в руках. І ще незвичними є очі – ніби застиглий метал, ніби скло, що відбиває пожежу. Йшов другий місяць великої війни, вони встигли побувати в окопах під російськими обстрілами. Стоять тепер, посміхаються, жартують. І ці очі, в яких можна побачити два місяці пекла. «Я встиг, - розповідає один, - побувати в госпіталі. Росіяни стріляли фосфорними снарядами, мені прилетіло. Але нічого – живий, здоровий. Незабаром знову на фронт». Той випадок, коли просто не знаєш, що відповісти – мова зраджує, мови не вистачає, потрібні слова лише шукаються. Але знайдуться обов’язково.

Якою буде наша мова по війні? Що нам потрібно буде одне одному пояснити? Передусім, нам потрібно буде вголос вимовляти імена загиблих. Вони мають бути названі. Інакше це буде велика розірваність мови, порожнеча поміж голосів, розлам у пам’яті. Нам знадобиться багато сили та віри, аби говорити про наших загиблих. Оскільки з їхніх імен будуть формуватися наші словники. Але не менше сили, впевненості й любові нам потрібно буде, аби говорити про майбутнє, аби озвучити його, проговорити, окреслити. Нам так чи інакше доведеться знову відновлювати відчуття часу, відчуття перспективи, відчуття тяглості. Ми приречені на майбутнє, більше того – ми відповідальні за нього. Воно нині формується з наших візій, з наших переконань, з нашої готовності брати на себе відповідальність. Ми будемо повертати собі відчуття свого майбутнього, оскільки надто багато лишається в нашій пам’яті такого, що потребує нашої задіяності завтра. Ми всі пов’язані цим потоком, який несе нас, який не відпускає, який поєднує. Ми всі пов’язані нашою мовою. І навіть якщо якоїсь миті можливості її видаються нам обмеженими та недостатніми, ми так чи інакше змушені будемо повертатися до цих її можливостей, які дають нам надію на те, що в майбутньому поміж нами не буде недоговореностей чи непорозумінь. Мова іноді видається слабкою. Проте саме вона в багатьох випадках є джерелом сили. Вона може відступити від тебе на якийсь час, проте вона нездатна зрадити. Це і є головним та визначальним. Доки у нас є наша мова – доти у нас є бодай примарні шанси пояснити себе, проговорити свою правду, навести лад у своїй пам’яті. Тому говорімо, говорімо. Навіть, коли наші слова ранять горло. Навіть, коли від них почуваєшся загублено й порожньо. За голосом стоїть можливість правди. І варто цією можливістю скористатись. Можливо, це взагалі найважливіше, що з нами всіма може статися.