1979 wurde der Violinist und Dirigent Yehudi Menuhin mit dem Friedenspreis ausgezeichnet. Die Verleihung fand am Sonntag, den 27. September 1979, in der Paulskirche zu Frankfurt am Main statt. Die Laudatio hielt Pierre Bertaux.
Begründung der Jury
Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahre 1979Yehudi Menuhin. Die Musik ist für ihn ein Medium, um Völker, Rassen und Zivilisationen einander näherzubringen. Wir ehren einen mutigen Mann und Idealisten, der durch seine menschliche und künstlerische Haltung und durch seine pädagogische Arbeit unbeirrt für Gerechtigkeit und Versöhnung eintritt.
Mit ihm wird zum ersten Mal ein Interpret ausgezeichnet, der seine Kunst als Möglichkeit begreift, die Stimme für Humanität und Frieden zu erheben.
Reden
Wir zeichnen einen Mann aus, der nicht nur kraft des Wortes wirkt, sondern kraft der Sprache, die ohne Dolmetscher für jeden, der Ohren hat zu hören, verständlich ist. Wir zeichnen in Yehudi Menuhin den Menschen aus, der als Künstler für die ganze Welt sprechen kann, der den Frieden als das unverzichtbare Teil des menschlichen Glücks erkannt hat, der ohne Einschränkung für die Verständigung unter den Menschen, für Freundschaft und Freiheit eintritt.
Rolf Keller - Grußwort
Rolf Keller
Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
Grußwort
Verehrter Herr Bundespräsident, Herr Ministerpräsident, Herr Oberbürgermeister, liebe Gäste, Freunde, Kollegen, hochverehrter Yehudi Menuhin. Im Namen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels grüße ich Sie sehr herzlich.
Dreißig Jahre Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: 1950 wurde Max Tau als erster ausgezeichnet. Es folgten Albert Schweitzer, Romano Guardini, Martin Buber, Carl J. Burckhardt, Hermann Hesse, Reinhold Schneider. Später kamen - und ich überspringe viele, sie und ihre Namen sind unvergessen - Theodor Heuss, Victor Gollancz, Nelly Sachs, Marion Gräfin Dönhoff, The Club of Rome, Alfred Grosser, Max Frisch, Leszek Kołakowski, Astrid Lindgren. Sie alle sind Männer und Frauen des Wortes, die auf ihre ganz eigene Weise durch ihre Werke versucht haben, für Menschlichkeit, Versöhnung und den Frieden zu wirken.
Mit dem dreißigsten Friedenspreis macht sich der deutsche Buchhandel selbst ein Geschenk: Wir zeichnen einen Mann aus, der nicht nur kraft des Wortes wirkt, sondern kraft der Sprache, die ohne Dolmetscher für jeden, der Ohren hat zu hören, verständlich ist. Wir zeichnen in Yehudi Menuhin den Menschen aus, der als Künstler für die ganze Welt sprechen kann, der den Frieden als das unverzichtbare Teil des menschlichen Glücks erkannt hat, der ohne Einschränkung für die Verständigung unter den Menschen, für Freundschaft und Freiheit eintritt. Der uns aufzurütteln vermag, die wir träge und taub sind. Für ihn ist die Stimme der Musik eine humanitäre Botschaft, eine einmalige Möglichkeit, Völker und Rassen, Kulturen und Nationen einander näherzubringen. Er ist einer der in unserer Welt selten gewordenen Idealisten mit reinem Herzen und unerschütterlichem Vertrauen in den Menschen, der angetreten ist, um mit seiner künstlerischen und pädagogischen Arbeit für Gerechtigkeit und Versöhnung zu wirken.
Für den Frieden zu arbeiten, ihn als höchstes Gut den Menschen zu bewahren und damit konsequent und unbeirrbar seine Kunst und sich diesem Ziel unterzuordnen, ist ihm Maxime seines Denkens und Handelns.
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Rolf Keller
Grußwort des Vorstehers
Du, Yehudi, wußtest schon immer, daß die Musik eine unter allen Umständen friedenstiftende Macht ist, hattest an sie geglaubt und glaubst weiterhin an sie, übst sie in diesem Geiste unentwegt aus.
Pierre Bertaux - Laudatio auf Yehudi Menuhiin
Pierre Bertaux
Auf den Friedenspreisträger 1979
Laudatio auf Yehudi Menuhiin
Lieber Yehudi,
Du kennst das Gedicht von Rainer Maria Rilke:
Errichtet keinen Denkstein. Laßt die Rose
nur jedes Jahr zu seinen Gunsten blühn.
Denn Orpheus ists. Seine Metamorphose
in dem und dem. Wir sollen uns nicht mühn
um andre Namen. Ein für alle Male
ists Orpheus, wenn es singt.
Hier und heute wird Orpheus gefeiert. »Ein für alle Male ists Orpheus, wenn es singt.« Orpheus ists, seine Metamorphose in dem und dem. Ihm, dem ewigen, zeitlosen Orpheus in Gestalt eines mitten unter uns lebenden Menschen gebührte wohl einmal der Preis des Friedens. Sagten die Alten denn nicht, Orpheus habe durch seine Kunst nicht nur Steine und Bäume bewegt, sondern auch die wilden Bestien friedlich gestimmt? Sie kehrten in sich, und es ergab sich - Rilke wieder -,
daß sie nicht aus List
und nicht aus Angst in sich so leise waren, sondern aus Hören. Brüllen, Schrei, Geröhr schien klein in ihren Herzen.
Denn Orpheus schuf ihnen Tempel im Gehör.
Im uralten, orphischen Mythos der Griechen bändigte die Musik die rohe Gewalt. Du, Yehudi, wußtest schon immer, daß die Musik eine unter allen Umständen friedenstiftende Macht ist, hattest an sie geglaubt und glaubst weiterhin an sie, übst sie in diesem Geiste unentwegt aus. Du sagtest einmal, Furtwänglers Fehler sei es gewesen, die Macht der Musik überschätzt zu haben, und - so fügtest Du hinzu - es sei wohl auch Dein eigener Fehler gewesen. Ist das nicht etwas zuviel der Bescheidenheit? Ist denn Optimismus ein Fehler? Wäre es richtiger, wäre es weiser, Pessimist zu werden? Nein, es sei von Fehler nicht die Rede, sondern höchstens von einer ehrbaren und edelmütigen Fehleinschätzung: in der Tat, die Musik allein vermag nicht alles.
Ja, von jeher warst Du ein überzeugter Partisan im Dienste der pazifierenden Macht Musik. Wärest Du es nicht, säßest Du heute nicht unter uns.
In einer Zeit unerbittlicher Kriege hast Du nie auf das Schweigen der Kanonen und das Ende der Kämpfe gewartet: sobald es eben ging, landetest Du - meistens im Militärflugzeug - an Ort und Stelle bei den streitenden, leidenden Menschen, um für sie zu spielen - sie, die im Getöse taub zu werden drohten.
Während im September 1944 noch die Schlacht um Arnhem wütete, gabst Du unweit davon, in Antwerpen, ein Konzert.
Im Sommer 1945 spieltest Du zweimal im eben befreiten Konzentrationslager Bergen-Belsen, dessen Insassen noch der erlösenden Heimkehr harrten.
Im November des gleichen Jahres warst Du in Moskau, wo Kriegsstimmung herrschte, einige Monate später in Bukarest, wo noch König Michael regierte und die Amerikaner Besatzungsmacht waren; danach in Ungarn. Rumänien und Ungarn seien, sagtest Du, die einzigen Länder der Erde, in denen nie ein Despot oder gar ein politisches System die Nation symbolisiere, sondern allein die Musik. Dort, auf dem Balkan, wo mutmaßlich Orpheus und sein Mythos her sind, trug Orpheus in unserem Zeitalter die Namen Enesco, Bartók, Kodály - die Namen Deiner Freunde.
Dann aber, nach Amerika zurückgekehrt, setztest Du Dich für Furtwängler ein, dem in New York die jüdische Gemeinde seine künstlerische Tätigkeit während des Dritten Reiches zum Vorwurf machte.
Du selbst aber gingst als Jude, ja gerade darum, schon 1946 und 1947 mehrmals nach Berlin. Die Fanatiker unter den Juden warfen Dir Verrat vor. Pfiffe und Buhrufe begleiteten Deinen Auftritt. Du jedoch bliebst unbeirrbar und spieltest. Opheus gewann: man bat Dich um ein zweites Konzert. Du schilderst den Vorfall in Deinen Erinnerungen wörtlich so: »Die Zuhörer waren wie Schatten des Jenseits, die Orpheus erst nicht erkannten. Dann aber ...«
In der Sprache der Tierbändiger schreibst Du: »Wenn man sein Leben lang vor dem Publikum gestanden hat, wachsen einem so etwas wie Antennen: man spürt, wie es reagiert und reagieren wird. Man empfindet Wellen der Geneigtheit oder der Feindseligkeit.« Und Du gibst eine praktische Anweisung, eben die des Dompteurs: einem wilden Tier und einem feindseligen Publikum nieden Rücken kehren, sonst wird es gefährlich; im Gegenteil, auf es einen Schritt zugehen.
Mut ist nämlich auch eine Form der Selbsterhaltung und der praktischen Weisheit. Die besitzest Du. Dies führt aber zu einer Erkenntnis, die auszusprechen hier durchaus am Platze ist. Frieden zu stiften ist keineswegs eine Sache der Feiglinge. Dazu gehört Mut, viel Mut; vielleicht mehr Mut, als gemeinhin aufgebracht werden muß, um in den Krieg zu gehen. Das aber macht die Sache nicht leichter.
1950 war der Staat Israel zwei Jahre alt. Dort hatte es Ärgernis erregt, daß Du in Berlin aufgetreten warst und nun versuchte man, Dich an Konzerten in Jerusalem zu hindern, indem man gar die Gefahr terroristischer Anschläge gegen Dich ins Treffen führte. Aber nichts dergleichen fruchtete, Deine Antwort lautete: »Gerade weil ich in Berlin gespielt habe, will ich auch in Israel spielen.« Und Du gabst unangefochten in zwölf Tagen vierundzwanzig Konzerte. Wieder einmal war es gewonnen. Das spricht für Orpheus, spricht für Dich - und spricht für Israel.
Doch wie war es gekommen, daß die Verbindung von Musik und Völkerversöhnung Dir zum Lebenselement und Lebensinhalt, daß Berufung zum Beruf geworden ist? »Das meiste«, sagt der Dichter, »vermag die Geburt, und der Lichtstrahl, der dem Neugeborenen begegnet.«
Ja, es lag Dir schon im Blut. Denn Du gehörst keiner Nation an, bist als Weltbürger geboren. Wo in der Welt bist Du zu Hause, im Westen, im Osten? Oder besser gefragt, wo bist Du eigentlich nicht zu Hause?
Du wurdest 1916 in Nordamerika, genauer gesagt in der Weltstadt New York, geboren, als Sohn russischer Eltern, die sich in Jerusalem kennengelernt hatten. Deine Mutter Marutha war wohl, wie Dein Vater Moshe, russisch-jüdischer Herkunft. Doch fühlte sie sich eher tatarischer Tradition verpflichtet. So möblierte sie mit Absicht das große Wohnzimmer Eures Hauses in Ville d'Avray wie das Zelt eines asiatischen Khans: rundum an den Wänden nur Sofas, Ottomanen, Teppiche; in der Mitte ein freier Raum, wo eigentlich einzig die Zeltpflöcke noch fehlten. Keine Tische, keine Sessel, keine Stühle. Marutha sagte mir einmal: »Mein Vater war ein Reiter. Er stand, er lag oder er saß zu Pferde. Aber auf einen Stuhl sich setzen, das hat er nie getan.«
Und ich kann bezeugen, daß sie Dich im Familienkreis bei Gelegenheit »Yehudi Tscherkess Menuhin« nannte.
Es ist nicht ausgeschlossen, ja sogar wahrscheinlich, daß Tropfen des Blutes jenes Timur-Leng, auch Tamerlan genannt, eines der größten Eroberer der Weltgeschichte, in den Adern des heutigen Friedenspreisträgers fließen.
Auch Du hättest übrigens, unter anderen Verhältnissen, recht gut ein Kriegsheld werden können. Hattest Du Dich nicht einst gleich beim ersten Versuch mit einer Schußwaffe als treffsicherer Scharfschütze erwiesen? Mit Pfeil und Bogen hättest Du Dich bewährt - doch sind Bogen und Geige Deine eigene Waffe geworden.
Als echter Weltbürger, als fahrender Kosmopolit, gehörst Du keinem Volke an, läßt Dich keiner Kategorie oder Gruppe zuordnen. Du bist ein freier Mensch, frei wie die fernhinziehenden Schwalben. Deine einzige brüderliche Gemeinde bilden alle diejenigen, die, wo immer in der weiten Welt, hören können, ohne hörig zu sein. Ihre Heimat ist auch Deine: das Reich der Töne, das keine Grenzen kennt.
Sohn russischer Eltern, doch als Amerikaner geboren, holtest Du Dir eine Frau aus Australien. Später gingst Du die zweite Ehe mit einer Europäerin ein, mit Diana, in deren englischer Heimat Du als amerikanischer und Schweizer Staatsangehöriger endlich ansässig wurdest. Lin Siao, Dein erster Enkel, ist der Sohn des Pianisten Fu Tsong und damit Sproß einer weithin bekannten chinesischen Gelehrtenfamilie.
Fahrendes Volk muß Sprachen beherrschen, vor allem und jedem. Bei den Menuhins sprach und spricht jeder fließend drei, vier, ja fünf Sprachen. Als Deine Schwester Hephzibah noch ein Kind war, übersetzte sie das Thalia-Fragment von Hölderlins Hyperion vom Deutschen ins Französische. Diese glänzende Arbeit ist heute noch unübertroffen. Deine andere, poetisch überaus begabte Schwester Yaltah verfaßte bereits mit elf Jahren Gedichte in drei Sprachen, scheinbar mühelos: ohne sichtbare Anstrengung alles, wie im Spiel. Es war ein Spiel.
Du selbst warst fünfzehn, damals, als ich Euch kennenlernte. Es waren die schönen Tage von Ville d'Avray, die Zeit, da die Menuhin-Kinder im Park aufblühten; Kinder einer begnadeten Familie, in der stets gelächelt, gelacht und gespielt wurde.
Ist nicht auch die Musik eine Sprache unter den Sprachen? Ja - und nein! Einmal, da mich als jungen Germanisten die vielen gelehrten und tiefsinnig sein wollenden Kommentare zu Wagners Musik irritierten, fragte ich Dich: »Gibt es denn an der Musik etwas zu verstehen? Ich meine: mit dem Verstand zu verstehen? Sagt Musik etwas aus? Spricht sie?« Da erwidertest Du sofort und ohne zu zögern: »Nein.« Du brauchtest erst gar nicht nachzudenken, Du wußtest es ja bereits: an der Musik ist nichts zu verstehen und alles unmittelbar zu empfinden. Was sie uns zu sagen hat, das sagt sie und drückt es in ihrer Weise restlos aus. Was sie ausspricht, läßt sich mit Worten nicht einmal annähernd ausdrücken; und es gibt nichts anderes zu vernehmen als das, was sie sagt. Mit solcher Eindeutigkeit war meine Frage beantwortet worden, und die Angelegenheit war für mich erledigt.
Vielleicht könnte man auch denken, daß die Musik die Ursprache ist, die vor allen Sprachen da war und immer noch bei uns ist, selbst da, wo die Sprachen versagen und aufhören, bedeutend zu sein.
Es läßt sich auch sagen, daß - als Ursprache aufgefaßt - die Musik die einzige Sprache ist, wo nicht gelogen werden kann. Man hat gesagt, die Sprachen seien dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen: nur der reine Ton lügt nicht; nur er trügt nicht.
Allerdings teilt die Musik diese Eigenschaft mit einer anderen exakten Sprache, nämlich mit der Sprache der Zahlen, der Mathematik. Schon die Pythagoräer, aber auch viel später ein Deutscher, ein Schwabe, ein Schüler des Tübinger Stifts, der Astronom Johannes Kepler, haben die Struktur der Welt als stringente Harmonie aufgefaßt, d. h. als eine zugleich mathematische und musikalische Struktur verstanden. Wo die Sprachen der Menschen eben nur menschlich sind und lauter Approximationen bieten, sind Töne und Zahlen unmittelbarer und genauer Ausdruck des Wesens der Dinge: die reine Sprache des Seins.
Dabei muß ich an eine sehr bedeutende Gestalt der deutschen Romantik denken, die jedoch selbst in Deutschland unbeachtet geblieben ist, nämlich an Johann Wilhelm Ritter, über den sein Freund Novalis an Dorothea Schlegel schrieb: »Ritter ist Ritter, und wir sind nur seine Knappen.« »Wir, die Knappen«, das waren die Begründer der deutschen und der europäischen Romantik, die Jenaer Gruppe, Novalis und die Brüder Schlegel. Nun, dieser Ritter schrieb:
Wie das Licht, so ist auch der Ton Bewußtsein, jeder Ton ist ein Leben des tönenden Körpers. (.. .) Ein ganzer Organismus von Oszillation und Figur, Gestalt ist jeder Ton, wie jedes Organisch-Lebendige auch. Es spricht sein Dasein aus. Es ist gleichsam Frage an die Somnambule, wenn ich den zu tönenden Körper mechanisch affiziere. Er erwacht vom tiefen, gleichsam Ewigkeits-Schlafe, er antwortet, und im Antworten (...) ist sich das Leben, der Organismus (...) seiner bewußt. Töne sind Wesen, die einander verstehen, so wie wir den Ton. Akkord, ein Tonverständnis untereinander (...) wird Bild von Geistergemeinschaft, Liebe, Freundschaft usw. Harmonie wird Bild und Ideal der Gesellschaft. Es muß schlechterdings kein menschliches Verhältnis, keine menschliche Geschichte geben, die sich nicht durch Musik ausdrücken ließe. Ganze Völkergeschichten, ja die gesamte Menschengeschichte muß sich musikalisch aufführen lassen, und vollkommen identisch. Denn der hier sprechende Geist ist derselbe wie der unsere. Im Tone gehen wir mit unsers Gleichen um. Dieser Umgang kann zum höchsten für uns werden, da hier darstellbar ist, was im Leben so schwer: ein idealisierter Umgang mit unserer Umgebung. Er kann uns für alles entschädigen, was wir im Leben vermissen.
Aus dem Umgang mit der Welt der Töne hast Du eine Lebensweise, einen Lebensweg, eine Existenz gemacht; die Existenz eines Nomaden, dem die Musik als Paß für die Reise um den Globus dient. Es gibt zwischen der Musik und dem Nomadentum ein vielleicht nicht restlos zu klärendes Verhältnis. In einem einzigen Fall ist es mir gelungen, dieses Verhältnis verstandesmäßig zu erfassen. Ich hatte eine Zeitlang Gelegenheit, mit Zigeunern freundschaftlich zu verkehren. Unter ihnen waren »gitanos« aus Spanien und Zigeuner aus Osteuropa. Einer der letzteren hieß Reinhardt und war der Vetter des berühmten Django Reinhardt. Ich hatte ihnen eine leere Zigarrenkiste geschenkt und auch Saiten beschafft; daraus hatten sie im Gefängnis eine kleine Gitarre zusammengebastelt. Sie erklärten mir, daß die spanische Gitarre und die Geige der Zigeuner die leichtesten und daher die am besten zu transportierenden Musikinstrumente, die überall, wo auch immer sie hinkämen, ja selbst hinter Schloß und Riegel, sofort zur Hand seien, ihnen Gesellschaft leisteten und bei fremden Menschen Gehör verschafften. Dieser Tradition waren Deine Freunde, der Rumäne Enesco, der Ungar Bartók, irgendwie verbunden und verpflichtet - und Du bist es schließlich ja auch. Wie schön sprichst Du von Deinen Geigen, die Dich überall begleiten und Dir so viel mehr bedeuten als »nur« Instrumente, leblose Gegenstände, für die man sie gewöhnlich hält. In Wahrheit sind sie Deine Partner, die Du befragst und die Dir antworten: gleichsam die Frage an die Somnambule, um es mit den Worten Johann Wilhelm Ritters zu sagen.
Dies wirft aber eine Frage auf, die Du mir vielleicht, wie damals in Ville d'Avray, gleich beantworten würdest: besteht Musik denn nur aus Tönen, aus lauter nach einem gewissen Muster zusammengesetzten Tönen? Für mich ist Musik zuerst das Tönen eines Gegenstandes, sei es auch nur das Tönen eines Brettes, eines Glases, einer Blechdose: das Tönen von etwas, das ich gleichsam an seiner Stimme erkenne. Dann ist dieser Ton das Resultat der Geste eines Menschen, eine Geste, die ich mir vorstellen kann. Ich muß mir, sei es auch nur in den Tiefen des Unbewußten, vom affizierten Gegenstand und von der Geste des mit dem Gegenstand spielenden Menschen ein Bild machen können, das ich nachvollziehen kann. Sonst bin ich unbeteiligt; die Emotion bleibt aus. Was nur Ton ist und sich mit dem Tönen eines konkreten Gegenstands, mit der Geste eines Menschen nicht verbinden läßt, ist mir gleichgültig; ich höre weg.
Das würde aber eine Frage aufwerfen: das, was jetzt als neue, moderne Musik gilt, ist in einigen Fällen eben reines Tönen, elektronisch bestimmt und elektronisch erzeugt; es ist weder mit dem Klang eines Instruments noch mit der Geste eines Menschen zu verbinden. Kann das noch Musik heißen, oder sollte man nicht dafür einen anderen, entsprechenderen Namen erfinden?
Dies ist aber hier keine irrelevante, keine müßige Frage, denn ob solch eine elektronische Tonkunst die gleiche harmonisierende, beschwichtigende, heilige und heilende Wirkung hat wie die klassische, sagen wir, wie die orphische Musik, ob sie die Hörenden gleichfalls friedlich zu stimmen fähig ist, bleibt dahingestellt.
Und hier erblicke ich einen weiteren Zusammenhang zwischen der Musik und der Förderung des Friedens.
Du kennst wohl, verehrter Freund, den von Wilhelm von Humboldt definierten Unterschied zwischen ergon und energeia, zwischen Werk und Wirken. Seiner Ansicht nach gehörte die Sprache nicht zur Kategorie der erga, der Werke, des ein für allemal Getanen, sondern zur Kategorie der energeia, des Wirkens. Die Sprache als fertiges Gebäude gebe es nicht; die Sprache sei jeweilig nur im Sprechen da - eine geniale und höchst moderne Ansicht. In diesem Sinne ist Musik ebenfalls keineswegs etwas Fertiges, definitiv Abgeschlossenes, das in seiner Endgültigkeit vorhanden wäre. Die Partitur ist ein stummes Blatt, eine eigentlich mechanische Potentialität, solange sie nicht als ein organisches Wesen wieder auflebt, d. h., erst wenn sie der Interpret tönen läßt; wenn »es singt«.
So ist auch der Friede kein ergon, sondern eine energeia, und wird es nie sein. Der Friede ist kein Werk an sich, sondern ein ständiges Wirken, ein unermüdliches, unverzagtes Bemühen. In diesem Sinne ist wohl auch der Gedanke zu verstehen, den die Trägerin des letztjährigen Friedenspreises, Astrid Lindgren, an dieser Stelle aussprach (ich zitiere):
Über den Frieden sprechen heißt ja über etwas sprechen, das es nicht gibt. Wahren Frieden gibt es nicht auf unserer Erde und hat es auch nie gegeben, es sei denn als Ziel. Solange der Mensch auf dieser Erde lebt, hat er sich der Gewalt und dem Krieg verschrieben.
Dies sei jedoch noch lange kein Grund zu verzweifeln, ganz im Gegenteil. Man müsse nur wissen, daß der Frieden kein Zustand ist, sondern ein Bestreben, von dem nicht zu erwarten, nicht zu erhoffen sei, daß es je ans Ziel gelange - wir sagen heute, kein ergon, sondern eine energeia: Energie.
Das wirst auch Du erlebt haben in den langen Jahren, wo Du als Präsident des Internationalen Musikrates der UNESCO aktiv warst.
Der Weltfriede als Zustand ist eine Utopie, und nicht einmal eine denkbare. So ist es. Wahrscheinlich ist es auch richtig und irgendwie gut, daß dem so ist, wenn uns auch nicht ganz verständlich ist, wie und warum. Die Musik besteht ja nicht aus lauterer Harmonie; auch die Dissonanzen gehören zu ihr; nur gelingt es ihr, sie gelegentlich und zur rechten Zeit aufzulösen.
Die letzten Sätze von Hölderlins Hyperton, die in Frankfurt geschrieben wurden, lauten:
Lebendige Töne sind wir, stimmen zusammen in deinem Wohllaut, Natur! (...) Wie der Zwist der Liebenden sind die Dissonanzen der Welt. Versöhnung ist mitten im Streit und alles Getrennte findet sich wieder. Es scheiden und kehren im Herzen die Adern und einiges, ewiges, glühendes Leben ist Alles.
Laßt die Rose nur Jedes Jahr blühen. Laßt in jeder Generation Orpheus wiedererstehen. Laßt uns ihn erkennen, wenn er einmal unter uns lebt und wirkt.
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Pierre Berteaux
Laudatio
Die europäische Gabe der Harmonie ist die Integration vieler Stimmen in einem gemeinsamen Liede: dem Choral. Er, der das musikalische Gegenstück eines Parlamentes ist, in dem verschiedene Stimmen, deren Grundrhythmen und Grundsätze die gleichen sind, sich den Grundgesetzen gemäß, die ihr Zusammenwirken beherrschen, zusammenfinden, er läßt, in dem er dauernde Dissonanz verhindert, ständig die Auflösung von Dissonanz zu.
Yehudi Menuhin - Dankesrede
Yehudi Menuhin
Was ist Friede?
Dankesrede
Was ist Friede? Bestenfalls doch ein sehr bedingter Begriff, der für einen jeden von uns eine andere Vorstellung erzeugt und eine andere Bedeutung enthält, je nach Person, Zeit und Ort - ein Ideal also, das jeweils nur in einem bestimmten Zusammenhang wirklich wird.
Niemals konnte der Friede größere Bedeutung und Sinntiefe haben als in Berlin im Jahre 1946. Ich kam mit meiner Frau Diana in die Hauptstadt einer großen Nation, die vom Krieg verwüstet war und zu tiefer, brennender Selbstprüfung und Gewissenserforschung erwachte; ja ich kam unmittelbar aus der Mitte Ihrer jüngsten Gegner, von Völkern, die das Opfer des Krieges waren, um Ihre Musik, unsere Musik, die universale Musik Beethovens zu spielen. Friede bedeutete zu jener Zelt so viel wie neu entzündeter Glaube, durstendes Verlangen nach erneuertem Vertrauen, Suche nach geistiger Ermutigung und materieller Hilfe bei der Wiederherstellung der Würde eines Volkes, beim Wiederaufbau der Wirtschaft einer Nation und bei der Verwandlung des Todesevangeliums in das der ewigen Werte des Lebens.
Sie werden deshalb verstehen, warum ich diesen Friedenspreis in tiefster Demut annehme; denn in jenen Tagen schien es, daß die Musik, die ich brachte, ein Symhol für alles das war, was die Welt, und Deutschland im besonderen, brauchte. Aber es war Beethovens Musik, die die Botschaft aussprach, ich war einfach der Überbringer. Mein einziger Anspruch ist der, daß ich in tiefster Seele wußte, daß kein anderer Komponist den Bann des jüngst erlebten Alptraums lösen, den Ausweg zeigen und jenen notwendigen Glauben wiederherstellen konnte, ohne den nichts Festes oder Bleibendes gebaut werden kann. Keines anderen Komponisten Botschaft hätte die Wucht und Wirkung der Beethovens gehabt. Und dies war die Botschaft: Hier habt Ihr Euere eigensten Worte, hier ist Euere eigenste Musik, dies ist Euere wahre Philosophie, innen liegen Euere wahren Emotionen, liegt Euer wahrer Intellekt. Dies ist die Kultur, dies das wirkliche Antlitz deutschen Denkens in seiner universalen Bedeutsamkeit.
Was mich betrifft, so war mir das ungeheuere Glück zuteilgeworden, mit ihr, der deutschen Musik, mein ganzes Leben lang zu leben. Deshalb war das entwürdigende Geschehen des Nationalsozialismus für mich totaler Verrat, der mich mit ungläubiger Entrüstung, mit leidenschaftlicher und wilder Empörung erfüllte, mit jenem Zorn, den wir alle haben, wenn der Mensch seine Werte und dabei sein wesentliches Selbst zerstört, wenn vor allem der Mensch in sich und in seiner Nation dem unheilvollen Abgleiten freien Lauf läßt, das unausweichlich abwärts in sittliche Unordnung und moralische Blindheit führt - Vorläufer immer des falschen Propheten und seines arglistigen Kreuzzuges. Meinem Herzen und Verstand waren sie von früh an lieb und teuer: die Symphonien Beethovens, die Dramen Schillers und Lessings, die Dichtungen Goethes, Heines und Hölderlins, und ich betete darum, daß diese gewaltigen Geister, der Deutschen wahres Erbteil, ihnen in den Tagen der Verzweiflung zu Hilfe kommen möchten.
Heute aber sind wir traurigerweise aufs neue gezwungen, uns daran zu erinnern, daß der Drang nach Macht und Reichtum, sei es individuell, sei es kollektiv, sofern er nicht durch höhere Werte in Schranken gehalten wird, was viel Kraft, viel moralischen und physischen Mut erfordert, allzu leicht zu Unzufriedenheit, Korruption und Krieg führt. Und nun haben wir dem allem in unserer untilgbaren Selbstsucht noch eine weitere Dimension hinzugefügt: In unüberbietbarem Zynismus verzehren wir unsere natürlichen Elemente, Luft, Wasser, Erde, die Flora und Fauna, von denen alles Leben abhängt. Hölderlins wunderbares Gedicht »Mein Eigentum«, geschrieben gegen Ende des 18. Jahrhunderts, erinnert uns daran, daß es eine höhere Macht gibt als die des Menschen, und mahnt uns, sie zu achten:
Vom Himmel blicket zu den Geschäftigen
Durch ihre Bäume milde das Licht herab,
Die Freude teilend, denn es wuchs durch
Hände der Menschen allein die Frucht nicht.
Es war Constantin Brunner, abermals ein Deutscher, dessen Philosophie die meinige geformt hat und der, zusammen mit seinem geliebten Spinoza, mir das sittliche und ich darf wohl sagen das (natur)wissenschaftliche Gerüst für mein Handeln und Denken gab. Umgekehrt würde es mir um so unverzeihlicher erscheinen, wenn ich fühlen müßte, ich hätte durch sorglose Haltung oder gedankenloses Handeln gerade diese meine Mentoren verraten, deren Werte ich zu bekennen suche - denn allein Unwissenheit oder Unschuld erlauben einen Spielraum hinlänglicher Entschuldigung für diejenigen, die nicht zu hoch zu fliegen versuchen. Brunner sagt über Spinoza: »Die erste Stufe der Seligkeit ist das Wissen von der Identität des Denkens mit der bewegten Dinglichkeit und das Sich-Wissen im großen einheitlichen Grundleben der Welt, das Sich-Eines-Wissen mit der Welt der denkend bewegten Dinglichkeit (vgl. Pneumatologie); die zweite ist das Bewußtsein von der Identität dieser relativ seienden Welt mit dem wahrhaft Seienden des Geistes.« Und er fährt fort: »Dieses beides denkend, die relative Wirklichkeit auf dem Grunde des absolut Wirklichen, hat Spinoza gelebt.«
Denn auch der Friede ist von doppelter Art, ein innerer und ein äußerer. Das große, unsichtbar in uns anwesende Wesen, dessen Abbild und Widerschein wir sein sollten, ist die konstante und universale Eigenschaft einer jeden lebenden Zelle; es hat teil an unserem Wachen und unserm Träumen, und sein Name ist Gewissen, wissendes Bewußtsein. Unsere Vernunft ist nur ein Merkmal der Kontinuität, denn wir können es uns einfach nicht erlauben, uns ein zerstücktes Universum vorzustellen, etwas ohne Vergangenheit und Zukunft und daher mit dem Ganzen Unverbundenes. Kein einziges Ereignis kann von seiner Vergangenheit oder Zukunft abgetrennt werden. Lao-Tse sagt: »Von zwei Streitern siegt der Denkende« -und ich bin fest davon überzeugt, daß derjenige, der die Vergangenheit und die Zukunft in sein Denken aufnimmt, tiefer und besser denkt als derjenige, welcher engstirnig nur die Gegenwart betrachtet. In dem Buch »Der Prediger Salomo« (»Ecclesiastes«) lesen wir:
Ich habe erkannt, daß alles, was Gott tut, ewige Geltung hat: man kann da nichts hinzufügen und nichts davon wegnehmen; und das hat Gott so eingerichtet, damit man sich vor ihm fürchte. Was da ist, das ist schon längst gewesen, und was geschehen wird, ist längst dagewesen; denn Gott sucht das Entschwundene wieder hervor.
(Kap. 3, vv. 14-15)
Was aber ist denn äußerer Friede, wieweit reicht er, was sind seine Begrenzungen? Ich möchte ihn definieren als das dynamische Gleichgewicht unzähliger Kräfte, sowohl einander streifender wie entgegengesetzter, die dauernd im Fluß sind. Wer sind unsere Mitmenschen, mit denen wir diesen schwer faßbaren Zustand des harmonischen Gleichgewichts zu gewinnen suchen müssen? In geographischer und kultureller Hinsicht wendet man sich ohne Zögern Europa und den Europäern zu, ohne eiserne Vorhänge oder Schranken irgendwelcher Art; denn der europäische Geist hat seinerseits, ob zum Vorteil oder Nachteil sei dahingestellt, die Amerikas, Australien, Südafrika und selbst Japan durchdrungen. Nie wieder dürfen wir brudermörderische Familienfehden, bittere Entfremdung und Bürgerkriege zwischen Europäern dulden. Unser griechisch-römisches, judäisch-christliches Erbe hat uns unsere angestammten Sprachen vermacht. Wir haben ein gemeinsames Testament, und in Tausenden und Abertausenden von Kirchen und Tempeln von der Irischen See bis zum Schwarzen Meer, von Granada bis Murmansk, wird Jesus Christus, der letzte der jüdischen Propheten unserer Bibel, als Mittler zwischen Gott und uns angerufen.
Alle großen Deutschen waren Europäer, in des Wortes wesentlicher Bedeutung. Auf dem Gebiete der Musik war Wien der Katalysator wegen seiner geographischen Lage am Kreuzweg Europas. Mozart schöpfte aus italienischen Inspirationsquellen, ebenso Bach; die Türken ihrerseits hinterließen Spuren in der musikalischen Mode; Beethoven verarbeitete Weisen schottischer Volksmusik; Haydn zog von Esterhazy in Ungarn nach London zu den Salomon-Konzerten; Mendelssohn setzte sich dem rauhen Klima der Hebriden aus, und Händel wurde Ehren-Engländer. Unsere einzigartige europäische Zivilisation ist wie ein reicher, riesiger Komposthaufen, auf den unsere ganze Geschichte zum Fermentieren und Fertilisieren geworfen ist. So sollte in der Religion unser griechisches Erbteil teilweise von der christlichen Kirche absorbiert werden; und als die Zeit dafür kam, sollte die große heidnische Literatur, die uns von Griechenland und dem Antiken Rom vermacht war, die Renaissance illuminieren und damit den Samen jener Neugeburt legen, die der Grund unserer Wissenschaft, Kunst und Architektur wurde und mit der wir, das wollen wir doch nicht vergessen, uns auf innige Weise verbunden fühlten und in der wir ganz zu Hause waren.
In gewissem Sinne war die deutsche Welt hochkultivierter Fürstentümer viel bewußter europäisch als ihr lateinisches Gegenstück, die Stadtstaaten Italiens. Den germanischen Menschen verlangte es nach dem klaren mediterranen Licht, das dem Geheimnis und Zwielicht abhold ist. Der mediterrane Mensch war mit seiner eigenen Wirklichkeit beschäftigt und schickte sich an, Weltreiche zu erorbern, während der Deutsche, nahezu landumschlossen, seine Herrschaftsgebiete vor allem im geistigen Raum ausdehnte vermittels Visionen und Abstraktionen; denn er entwarf Konzepte des Lebens und der Gesellschaft, wie er sich vorstellte, daß sie sein müßten oder doch sein könnten, und in seinen großen Universitäten entfaltete er eine Befähigung zur Tiefe des Denkens und einen hohen Ernst, der ebenso profund wie nach innen gerichtet war. Wo die cartesianischen Franzosen emporblickten, hinein in Pascals »Espaces Infinis«, neigte der deutsche Geist dazu, in das Dunkel der menschlichen Psyche hinabzuschauen; und vielleicht erzeugte er damit in seiner Seele einen endemischen selbstquälerischen Zug, der ihn ständig mit sich selbst und der menschlichen Natur, ja mit der Natur schlechthin ringen ließ. Man denke an Heines furchterregend gespaltenes Bild des Doppelgängers und an jene Identifikationslust des Menschen mit den Elementen, von der sie, trotz ihrer intellektuellen Kühnheit, niemals abließen; man denke an die Nebelhüllen Brahms'scher Musik, an Beethovens Pastorale, in der er die quecksilbrige Unbeständigkeit des Wetters im Salzkammergut einfängt, oder an Schuberts heimsucherisches »Wandern am Bach«. Dieses sind alles Bekundungen des mit den Elementen verbundenen universalen Menschen und der Grund dafür, warum das Zeitalter der Romantik auf höchst dramatische Weise sich in Deutschlands »Sturm und Drang« verwirklichte. Wie gefährlich ist aber doch die Doppelsinnigkeit der Vision des Kommenden; denn wenn sie vom Wege abirrt und sich zu territorialen Eroberungen anschickt, verrät sie unvermeidlich sich selbst. Indessen warnt uns andererseits die Bibel auch wieder: »Wo kein Rat ist, da gehet das Volk unter«. Wäre es möglich, daß der Begriff »Lebensraum« aus einer Furcht vor geschlossenen Räumen, einer Art geistiger Claustrophobie, eines mit intellektueller und physischer Kraft gleichermaßen begabten Volkes entstand, daß es die metaphysische Ausweitung, die es der ganzen Welt hätte bieten können, mit einer unheilvollen physischen Expansion verwechselte?
Wie glücklich konnte ich mich schätzen, daß ich zum ersten großen Lehrer Georges Enesco hatte, einen Mann, der ein wahrer Europäer war. Ihm, dem Rumänen von Geburt, der durchdrungen war von dem ganzen Reichtum und der ganzen Farbigkeit des Volkstums seines Landes, der seinen Heimatboden, seine Heimatlandschaft und seine Kultur ehrfurchtsvoll liebte, mehr als die Konzeptionsenge seines Geburts-Staates, ihm war seine musikalische Welt in erster Linie Wien, sodann Paris. Als echter Europäer erkannte er in jeder Kultur ihre besondere Signifikanz - ein drolliges, etwas kauziges Beispiel dafür ist die Tatsache, daß er die Überfahrt über den Atlantischen Ozean immer auf einem britischen Schiff zu machen pflegte, denn Britannien, so sagte er, sei die Königin der Meere. Er sprach ein makelloses Deutsch, Französisch und Englisch und ist für mich bis auf den heutigen Tag der größte Mentor und Musiker geblieben, den ich je kennengelernt habe:
Sie hören nicht die folgenden Gesänge
Die Seelen, denen ich die ersten sang.
Der chronologischen Reihenfolge nach war mein nächster großer Europäer ein Franzose, niemand anders als Pierre Bertaux, dessen großherzige Worte heute mich mehr bewegt haben, als ich sagen kann. Er war es, der mit mir und meinen Schwestern Hephzibah und Yaltah, als wir fünfzehn, elf und neun Jahre alt waren, die Gedichte Hölderlins las. Seine Stimme klingt immer wieder frisch in meinem geistigen Ohr, wenn mir Hölderlins Verse in den Sinn kommen:
Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel Mich nicht hinab geleitet; Einmal
Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.
Aber wahrheitsgemäß muß ich leider sagen, daß, anders als für Hölderlin, für mich ein »mehr Bedarfs« gegolten hat. Jene ekstatisch-romantische Eigenschaft des deutschen Gemüts war meinem jugendlichen Alter und dem meiner Schwestern wohl angemessen, und unsere Träume zerbrachen nicht, als wir lasen:
Beglückt, wer, ruhig liebend ein frommes Weib, Am eignen Herd in rühmlicher Heimat lebt,
Es leuchtet über festem Boden
Schöner dem sicheren Mann sein Himmel.
Dieser außerordentliche Mann, der soeben meine unverdiente Laudatio gehalten hat, läßt sich am besten mit den Worten Brunners charakterisieren: »Das wahrhafte philosophische Leben ist vita contemplativa und vita activa.« Ich bin tief bewegt und dankbar, daß meine Gastgeber diesen teuersten Freund einer fast fünfzigjährigen Verbundenheit eingeladen haben zur Erneuerung meiner Liebe zu deutscher Dichtung und Prosa und zur Bekräftigung meiner Überzeugung, daß allein unser Europa, diese reichste und mannigfaltigste Ansammlung der Menschheit aus Asien, dem Mittleren Osten und Afrika, mit seinen schrecklichen Kriegen, seiner einzigartigen Literatur, seinen blutigen Revolutionen, seinen unvergleichlichen Malern, seinen furchtbaren Seuchen, seinen Errungenschaften, seinem Versagen, seiner weltweiten Gabe musikalischer Harmonie, daß allein dies Europa dieser Welt das Beispiel des inneren und äußeren Friedens geben kann, der sich so hoffnungslos zu entziehen scheint und der solange unerreichbar sein wird, als der Mensch nicht erkennt, daß sein Überleben das Überleben des »Menschen« -und das der ganzen Menschheit ist.
Die europäische Gabe der Harmonie ist die Integration vieler Stimmen in einem gemeinsamen Liede: dem Choral. Er, der das musikalische Gegenstück eines Parlamentes ist, in dem verschiedene Stimmen, deren Grundrhythmen. und Grundsätze die gleichen sind, sich den Grundgesetzen gemäß, die ihr Zusammenwirken beherrschen, zusammenfinden, er läßt, in dem er dauernde Dissonanz verhindert, ständig die Auflösung von Dissonanz zu. Vielleicht so wie Alexander Pope, der Dichter des frühen 18. Jahrhunderts, sagte: »Jedweder Mißklang ist nur nicht-verstand'ne Harmonie«. Aber wie können wir heute überhaupt vom Frieden reden in einer so zerrissenen und zerteilten, blutenden und grausamen Welt? Die theoretische Diskussion darüber hat Obertöne von Heuchelei - unsere Hilflosigkeit wird durch die Verbreitung von Wissensstoff durch Presse, Radio und Fernsehen nur um so größer und qualvoller; und so vervielfacht sich die neue Krankheit wie alle älteren Seuchen und lahmt fast noch den stärksten Willen; und Hand in Hand mit dieser wahllosen und unzusammenhängenden Information entsteht unter der wachsenden, orientierungslosen Masse die totale Entfremdung des wirklichen menschlichen Einzelwesens, das unter Bedingungen der Isolation und Folter zu leben gezwungen ist, entweder konkret oder in geistigem und psychologischem Sinn in unseren Großstädten, Diese Menschen, die der Ideale und der Erfüllung verheißenden Ziele beraubt sind, werden gezwungen, Ersatz-Ideale zu suchen, falsche Zielsetzungen und gefährliche Gefährten. »Les malheureux ne le sont pas toujours et même la fortune nous apprend par son inconstance que c'est aux malheureux à espérer et aux heureux à craindre.«
Diese armen Menschen werden nie jenes beglückende Gefühl kennenlernen, das die Stimme Pierre Bertaux' in mein Leben brachte:
Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom,
Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat;
So kam auch ich zu Heimat, hätt ich
Güter so viele, wie Leid, geerntet.
Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn, Die Götter schenken heiliges Leid uns auch, Drum bleibe dies. Ein Sohn der Erde
Schein ich; zu lieben gemacht, zu leiden.
Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden polaren Gruppen ist ein extremer Gegensatz in ihrem Verhältnis zur Zeit. Sie - die Enteigneten - haben nur die unmittelbare Gegenwart; mein - unser - Zeitverhältnis umschließt Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft. Hölderlins »lieben und leiden« ist nicht ein Anderen-Schmerz-Zufügen; es ist das Hinnehmen und das Sich-dem-Schmerz-Fügen als einem Bestandteil des Lebens. Für meine Denkungsart ist es gerade jenes (andere) Zeitbewußtsein, das nicht mehr Vergangenheit und Zukunft mit einem Bogen umspannt, sondern bei der Jagd nach einem Mythos, Glück genannt (das in Wahrheit nichts anderes ist als die augenblickliche Befriedigung der Begierden des Selbst auf jede erdenkliche Weise, sei sie gut oder schlimm), uns unausweichlich auf das Hier und Jetzt beschränkt. So wird Struktur zu Striktur, Weite der Gestalt zu Enge der Gewalt, und der Mensch, der mit Fesseln eigener Herstellung an eine unentrinnbare Schiene gebunden ist, bricht aus in die Gewalttat.
Dies also ist unser Kampf, unsere Schlacht für den Frieden. Friede nicht als ein passiver Begriff, der die Verzichterklärung des Willens bezeichnen würde vor einem solchen Übermaß an mißbrauchten Werten, verkehrten Loyalitäten, an Rache, die als moralisches Kämpfertum paradiert, von Terror als Fratze des Mutes. Wir alle müssen unser Äußerstes tun, um dieses furchtbare Schreckbild eines zum Helden gewordenen Ungeheuers aufzuhalten. Denn das ist es. Von einem Terroristenlager zum andern wird das menschliche Wesen unwissentlich mißbraucht, werden seine Loyalität, seine Visionskraft, seine Hingabefähigkeit und Stärke mit klinischer Kälte und teuflischer List in den Dienst irgendeines machthungrigen Herrn gepreßt; dabei wird seine Sehnsucht zu dienen und alles, was rein und treu ist in seiner Natur, zur Erfüllung zu bringen, vergiftet durch die Anstachelung und Aufreizung durch einen eigensüchtigen Führer, dessen wirkliche Macht in seinen hypnotisierten Jüngern liegt und in jenen zynischen Mächten, die ihn mit den Waffen unterstützen, ohne die sie so belanglos wären wie eine wütende Hausfrau, die eine andere über die Mauer hinweg schrill beschimpft.
Ist dies nicht Wahnsinn? Ist dies nicht William Butler Yeats'
». .. rough beast, its hour come round at last, Slouches towards Bethlehem to be born?«
Können wir nicht, wir Europäer, es aufhalten mit allem, was uns verblieben ist an Selbstverleugnung und Menschlichkeit in uns?
Ich glaube, wir können es. Als Kind glaubte ich, törichterweise, ich konnte dieses tun: durch mein Spiel eine Botschaft bringen, eine empfängliche Saite berühren. War das so verkehrt, so kindisch? Wenn ich selbst schon nicht davon überzeugt bin, viel getan zu haben, so kann ich Beispiele aus dem Kreise meiner Freunde und Gefährten anführen: Amnesty International, von deren selbstloser Arbeit Sie alle wissen; die Gesellschaft für bedrohte Völker, Leiter Tilman Zülch; Green Peace, jene bewundernswerte Organisation, die Walfischpiraten auf hoher See verfolgt und stellt; oder Garry Davis' World Service Authority, die Flüchtlinge mit Pässen ausstattet - denn sie sind der starke Arm des Weltgewissens, die ersten Elemente einer weltweit geübten Gerechtigkeit, wozu kein Staat, seiner Definition nach, die Möglichkeit hat. Seit vielen Jahren kenne ich einen Israeli, der aller Friedenspreise würdig ist, die diese Welt zu vergeben hat: Joseph Abileah, ein Violinist aus Haifa, der mir die Ehre erweist, heute hier anwesend zu sein. Ein demütiger und bescheidener Mann, der fließend Arabisch spricht, hat er es seit den frühen Tagen des Staates Israel mit Gruppen junger Israelis, Jungen und Mädchen, unternommen, die Wohnungen arabischer Dorfbewohner wiederaufzubauen, die von der israelischen Armee zerstört worden waren. Er hat, zusammen mit gleichgesinnten Männern und Frauen, viele durchaus praktische und praktikable Wege zu einer Mittel-Östlichen Föderation durchdacht. Und uns allen mit Abstand weit überlegen und weit voraus ist da der große Ur-Prophet Alexander Solschenizyn - das uns alle aufrufende Gewissen des Menschen.
Der große irische Staatsmann Edmund Burke hat einmal gesagt: »Die einzige Voraussetzung für den Triumph des Bösen ist, daß gute Menschen nichts tun.« Wir müssen unser Schicksal annehmen, das Schicksal, für das Unerreichbare zu kämpfen, denn es gibt kein Absolutes, Endgültiges, und nur im Ringen um das Unerreichbare besiegen wir unser schlechtestes Selbst - ich wünschte, die Väter der Amerikanischen Verfassung hätten gesagt: »Leben, Freiheit, und das Streben nach dem Unerreichbaren«!
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Yehudi Menuhin
Dankesrede des Preisträgers
Yehudi Menuhin
Partitur Ciaccona aus der Partita in d-moll für Solo-Violine BWV 1004
Chronik des Jahres 1979
+++ Nach 38 Jahren Herrschaft verlässt der Schah von Persien im Januar 1979 den Iran. Seine Armee löst sich nach Kämpfen mit meuternden Luftwaffenkadetten und bewaffneten Anhängern des Schiitenführers Ajatollah Khomeini auf. Bei seiner Rückkehr nach 15 Jahren Exil proklamiert Khomeini eine Revolutionsregierung, die im weiteren Verlauf des Jahres mit ihren Vorschriften die bürgerlichen Rechte beschneidet. +++ Mitte März wird in Frankfurt am Main die politische Vereinigung »Die Grünen« gegründet. Zwei Wochen später fällt im Kernkraftwerk Three Miles Island bei Harrisburg / Pennsylvania das Kühlsystem aus. Bei dem bis dahin schwersten Störfall in der Geschichte der Kernenergie wird Uranium überhitzt und die Brennstäbe zerbrechen. +++
Exiltruppen stürzen mithilfe des tansanischen Militärs Anfang April den ugandischen Diktator Idi Amin Dada, der nach Libyen fliehen kann. Während seiner achtjährigen Gewaltherrschaft wurden mindestens 300 000 Menschen umgebracht. +++ Karl Carstens (CDU) wird am 23. Mai als Nachfolger von Walter Scheel zum Bundespräsidenten gewählt. +++ Im Juni findet die erste Direktwahl des Europäischen Parlaments statt. +++ In Nicaragua siegt Mitte Juli die sandinistische Befreiungsfront nach blutigem Bürgerkrieg und vertreibt den Diktator Somoza, der mit seiner Familie das Land seit 1937 beherrscht und systematisch ausgebeutet hatte. +++ Die Ausstrahlung der US-Fernsehserie »Holocaust« über die Verfolgung und den Mord an den Juden in der NS-Zeit löst im Februar bundesweit Betroffenheit und eine neue Debatte über den Umgang mit der NS-Vergangenheit aus. +++ Ende April verschärft der Bundesgerichtshof die bisherige Rechtsprechung bei Verwendung nationalsozialistischer Embleme und entscheidet, dass eine Leugnung der Judenvernichtung (»Auschwitz-Lüge«) im Nationalsozialismus einen Beleidigungstatbestand bildet. +++ Sowjetische Truppen überschreiten am 27. Dezember die Grenze nach Afghanistan und besetzen die Hauptstadt Kabul. +++
Biographie Yehudi Menuhin
Yehudi Menuhin, geboren am 22. April 1916 in New York, tritt bereits im Alter von sieben Jahren als Geiger mit dem San Francisco Symphony Orchestra auf. Seinen musikalischen Durchbruch erreicht er als Zwölfjähriger im Jahr 1929 mit den Berliner Philharmonikern.
Durch sein Konzert im befreiten Konzentrationslager Bergen-Belsen kurz nach Kriegsende setzt er ein deutliches Signal für einen Weg der Verständigung. Er ist der erste jüdische Musiker, der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Deutschland auftritt.
Während des Kalten Krieges tritt Menuhin für viele Musiker im Osten ein, als Präsident des Musikrates der UNESCO (1969–75) setzt er diesen Kurs der Vermittlung und Annäherung zwischen den Nationen und Kulturen fort.
1963 gründet er in Surrey / England die Menuhin School of Music. Kurz vor seinem Tod gründet er 1999 die Yehudi Menuhin Stiftung Deutschland. Die Arbeit der Stiftung trägt dazu bei, dass Kinder – insbesondere in sozialen Brennpunkten – in ihrer Kreativität gefördert, in ihrer Ausdrucksfähigkeit und ihrer Persönlichkeit gestärkt und in ihrer sozialen Kompetenz unterstützt werden.
Yehudi Menuhin stirbt am 12. März 1999 im Alter von 82 Jahren.
Auszeichnungen
1997 Prinz-von-Asturien-Preis
1997 Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN)
1997 Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik
1997 Schallplattenpreis „Echo Klassik“ der Deutschen Phono-Akademie
1993 Kasseler Bürgerpreis „Glas der Vernunft“
1992 Musikpreis der Stadt Duisburg
1991 Ricardo-Wolf-Preis
1990 Glenn-Gould-Preis
1990 Brahms-Preis
1989 Buber-Rosenzweig-Medaille
1987 Order of Merit, Großbritannien
1986 Moses-Mendelssohn-Preis
1986 Großoffizier der französischen Ehrenlegion
1985 Concord-Preis
1984 Ernst-von-Siemens-Musikpreis
1980 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
1980 Ernst-Reuter-Plakette
1979 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
1972 Léonie-Sonning-Musikpreis
1969 Jawaharlal-Nehru-Preis für internationale Verständigung
1968 Grammy Award für die beste Kammermusik-Darbietung
1956 Großes Bundesverdienstkreuz