Im April 1989 entscheidet der Stiftungsrat, den tschechischen Schriftsteller und Politiker Václav Havel mit dem Friedenspreis auszuzeichnen. Die Verleihung fand am Sonntag, den 15. Oktober 1989, in der Paulskirche zu Frankfurt am Main statt. Die Laudatio hielt André Glucksmann. Václav Havel konnte nicht anwesend sein, weil die tschechoslowakischen Behörden ihm die Rückreise verweigert hätten. Sein Stuhl in der Frankfurter Paulskirche blieb demonstrativ leer. Vier Wochen später wurde Václav Havel zum ersten Präsidenten der neuen freien Tschechoslowakischen Republik gewählt.
Begründung der Jury
Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahre 1989 Václav Havel, dem tschechischen Bürgerrechtler und politischen Dramatiker.
Der Geist der Freiheit, des Vertrauens, der Toleranz und der Pluralität bestimmt seine Idee vom Frieden. Václav Havel gehört zu den Initiatoren der Bürgerrechts- bewegung Charta 77 und war einer ihrer ersten Sprecher.
Er hat nie Zweifel daran gelassen und oft genug bewiesen, daß er persönlich, selbst unter Verlust seiner Freiheit, für seine Überzeugung einsteht. Sein integres Verhalten, sein "Versuch in der Wahrheit zu leben" sind vorbildhaft und überzeugend.
Václav Havels Stimme ist immer weit über sein Land hinaus gehört worden: auch in den langen Jahren seiner Haft. Sein Wort ist lebendiger Ausdruck des Widerstands und der Hoffnung.
Reden
Günther Christiansen
Grußwort des Vorstehers
Mit Václav Havel ehren Sie einen unbequemen Intellektuellen, der weiß, daß er stört, und nicht daran denkt, davon zu lassen.
André Glucksmann - Laudatio auf Václav Havel
André Glucksmann
Auf den Friedenspreisträger 1989
Laudatio auf Václav Havel
Ich beginne auf deutsch, werde aber nicht lang deutsch sprechen, weil dies doch nur meine Großmuttersprache ist.
Offen gesagt, ich habe meine Laudatio umgeschrieben. Die erste Fassung war akademischer, zeitunabhängiger. Vielleicht hätten Sie sie für philosophischer gehalten. Das würde ich aber nicht sagen. Mit Václav Havel bin ich der Auffassung, daß das Denken im allgemeinen und die Philosophie im besonderen nicht Türen und Fenster schließen soll, um sich ausschließlich ewigen Wahrheiten zuzuwenden. Ganz im Gegenteil: Denken heißt sich dazu zwingen, die Fernsehnachrichten einzuschalten, die schlechten Nachrichten zur Kenntnis zu nehmen, Augen und Hirn angesichts der Realität - so hart sie auch sei - anzustrengen.
Derzeit macht der nicht nachlassende Strom der Menschen, die den Osten verlassen, Schlagzeilen. Kann man einen im politischen Alltag stehenden Schriftsteller und Zeugen einer für Europa so entscheidenden Krise besser ehren? Jedem Fernsehzuschauer in der Bundesrepublik möchte ich sagen: Sie sind bewegt, überrascht, betroffen - Sie fragen sich, was in denen vorgeht, die alles aufgeben, ohne doch im Elend zu stecken oder Illusionen aufzusitzen. Vom Westfernsehen wissen die Bürger auf der anderen Seite der Mauer gut genug um die Schwierigkeiten, die sie erwarten. Sie sind nicht dem Eldorado auf der Spur. Wollen Sie wirklich wissen, warum sie weggehen? Wollen Sie wissen, was den Schritt der Flüchtlinge lenkt? Dann lesen Sie Havel. Er berichtet ganz genau, was jeder Neuankömmling unmißverständlich zu erkennen gibt: »Ich will nicht als Trottel sterben.« Blutiger Terror und Hungersnot gehören der Vergangenheit oder dem Ausnahmezustand des Kommunismus an. Es bleibt doch die Gefangenschaft in der Angst, die täglich nahe Not - sie scheint weniger materieller als moralischer Natur. Atmen können! Jeder will der Angst vor dem Ersticken entgehen. Es ist die kranke poststalinistische Atmosphäre - in Prag sagt man posttotalitär -, die das dramatische und philosophische Werk von Havel zu dem gemacht hat, was es ist. Havel geht es vor allem um das »Leben in der Lüge«. -Zu Recht sagt man, daß die Flüchtlinge mit den Füßen abstimmen. Wohlverstanden: Ihre Flucht ist nicht bloß panische Hast. Sie beruht oft auf reiflicher Überlegung von Jahren. Sie zeugt vom Durchhalten angesichts zermürbend lang dauernden Wartens und angesichts des Drucks der Behörden. Nichts schüchtert diese Mütter ein, die mit ihrem Kind im Arm ins Unbekannte gehen und ihre Familie zurücklassen. Wir müssen verstehen lernen, was dieser Exodus bedeutet. Es geht um die Seele unseres seelenlosen Planeten, um die Dynamik, die über die letzten Jahre unseres Jahrhunderts entscheidet. Einige entkommen einzeln und besetzen die Botschaften in Prag und Warschau, andere drängen sich auf zerbrechlichen Booten zusammen. Von den boat people haben nur die Hälfte Überlebenschancen; sie wissen das. Andere versuchen in Massen wegzugehen - in Ungarn, Polen, in den baltischen Ländern, in Armenien... Sie alle wählen als einzelne oder als Gruppe das Schwierigste, das Risiko. Sie wissen nicht, was die nahe und ferne Zukunft bringen wird. Sie wollen nicht nach Kythera, glauben nicht mehr ans Paradies, auch nicht ans Paradies der freien Marktwirtschaft. Nur das, wovor sie fliehen, setzt sie in Bewegung. Wenn sie nun zu uns stoßen, so geschieht dies irgendwie von rückwärts. Sie idealisieren uns nicht mehr. Auch wenn sie uns beneiden, so bewundern sie uns nicht. Es treibt sie in erster Linie der Abscheu. Nichts gibt es hier bei uns, was dem Narzißmus unserer politischen und kulturellen Eliten besonders schmeicheln könnte. Wer sich ungerechterweise inhaftiert sieht, will entkommen und erwartet nicht, daß er draußen glücklich in einer vollkommenen Welt leben wird. Wer sich davonmacht, sucht ganz im Gegenteil das Unvollkommene. Gibt es denn etwas Geordneteres, Festgelegteres, Geregelteres, besser auf eine Normalität Gebrachtes, Dauerhafteres, Sichereres und auf seine Weise Vollkommeneres als ein Gefängnis?
Fragen Sie nicht, wohin ein Flüchtling will. Fragen Sie, woher er kommt. Die einen haben sich mit Gepäck auf den Weg gemacht, die anderen bleiben mit ihren Schriften und Petitionen zu Hause, die einen sind allein, die anderen - oder dieselben unter anderen Bedingungen - handeln in Solidarität mit anderen; sie alle widersetzen sich dem langsam eintretenden Erstickungstod eines Lebens in der Lüge. Vor unseren Augen setzen Tausende einzelner Funken die Steppe in Brand. Die Flucht wird zum kollektiven Widerstand, sie wird zum Aufstand einer ganzen Generation. Der 40. Jahrestag der DDR wird in kultureller und intellektueller Hinsicht zur Todesurkunde und kündigt die Beerdigung einer überholten Vergangenheit an. Frühjahr 1989: Tien Anmen. der Platz des Himmlischen Friedens - Oktober 1989: Karl-Marx-Allee - eine vom Regime gehätschelte, auf Vordermann gebrachte und ausgehaltene Jugend bringt ihren Abscheu gegenüber ebendiesem Regime zum Ausdruck, richtet die symbolische Freiheitsstatue auf oder schreit laut nach Freiheit.
Seither beherrscht der Geist des Protestes, den bislang einzelne Erniedrigte und in ihrer Würde Getroffene zum Ausdruck brachten, die ganze sozialistische Welt. Mit Havel ehren Sie die Charta 77, die Solidarität mit den Aufgebrachten. Sie haben in den Katakomben Philosophie getrieben. In Prag konnte man den Faden des Denkens nicht zerreißen.
Keineswegs handelt es sich um eine rein akademische Auseinandersetzung von Ideen. Dem grobschlächtigen Denken des Marxismus braucht man nicht einen nicht weniger summarischen und dümmlichen antikommunistischen Katechismus entgegenzusetzen. Mit den fossilienhaften Dogmen und längst überholten Theorien wird eine Lebensform, eine Existenzweise, ja eine ganze Welt von einer transkontinentalen Bewegung tödlich getroffen. Denn längst ist die revolutionäre Flamme in den Ländern des realen Sozialismus erloschen. Längst bestimmt nicht mehr ein eintöniges und regelmäßig wiederholtes Blutbad die politische Atmosphäre. Nach dem Glauben an die Revolution und dem Terror verfiel alles einer Erstarrung - Institutionen, Lebensverhältnisse und Bewußtsein.
»Die Lieder der fanatischen Anhänger und die Schreie der Gefolterten sind verstummt. Die Niederträchtigkeit hat Seidenhandschuhe angezogen und ihre berüchtigten Folterkammern in gepolsterte Büroräume für anonyme Bürokraten verwandelt. Den Präsidenten der Republik sieht man höchstens hinter den verhangenen Wagenfenstern, wenn er mit Polizeieskorte Oberst Ghadaffi am Flughafen empfängt... Die totalitäre Macht hat die bürokratische »Ordnung« der lebendigen Unordnung des Geschehens übergestülpt. Folglich hat sie das Geschehen als Geschichte abgetötet. Die Regierung hat sozusagen die Zeit verstaatlicht. So traf sie das Geschick alles Verstaatlichten, sie begann einzugehen.«
Was ist für Havel der Kommunismus? Antwort: die Tötung der Zeit, die Planung einer abgestorbenen Zeit. Der sozialistische Bürger erlebt das Ende der Geschichte in allen Bedeutungen dieses Begriffes. Die große Geschichte ist abgeschlossen, die kleinen Geschichten sind abgelaufen. Jetzt gibt es nach dem Kalender der Politbürositzungen der Kommunistischen Partei und der rituellen Gedenkveranstaltungen weder Unfälle noch Verschiedenes, sondern bloß noch eine einzige klebrige Beständigkeit. Solch ein abgeschirmtes Leben ist Göttern und Tieren vorbehalten, für die einfachen Sterblichen dagegen ist es schlicht Lüge.
Wer aus dem Kommunismus heraustritt, der kehrt in die Geschichte zurück. Er wechselt nicht das politische System. Niemals fängt man an, dem Kommunismus als System zu entgehen. Vielleicht wird man nie damit fertig.
Zurück zur Geschichte! Im 19. Jahrhundert wurde in Europa die kommunistische Utopie mit der besten Absicht der Welt im Namen der Selbstproduktion der Gesellschaft, im Namen einer glorreichen Zukunft unseres Planeten entworfen, die auf rationaler Bewußtwerdung beruhte und mit wissenschaftlichen Mitteln uralte Versprechen einlösen sollte. Ein Jahrhundert später ist die Geschichte im Sinne Havels keineswegs mehr Geschichte im Hegelschen Sinne. Sie ist zum Theater des Absurden geworden. Man tritt als Flüchtling in sie ein - heimlich gewissermaßen, nicht mit geschwellter Brust oder indem man seine Muskeln spielen läßt. Eher ist man eine unerwünschte Person als ein Herr und Meister seiner Zukunft. Von neuem ist die Zeit aus den Fugen geraten - so wie Shakespeare das versteht, nicht auf eine dialektisch erklärbare Weise.
L'auteur de l'Internationale, Eugène Pottier, fut im poète mineur, mais s'il eut vu les armées rouges défiler en scandant ses refrains, il eut été estomaqué: la petite histoire déjà sanglante de son époque suffit à le jeter dans vingt ans de névrose, il s'angoissait: «quel est le fou, le monde ou moi?». Havel dans son théâtre nous renvoit la question.
Il n'est pas de clivage entre l'œuvre scénique, poétique et la réflexion philosophique, politique. Il n'est nul besoin donc d'une, plus ou moins fumeuse, théorie de l'engagement pour sceller la création littéraire et l'action morale. Beckett et Kafka sont plus vrais que Marx, au point que les étineellantes vérités que l'on déterre dans Marx annoncent Ionesco et Jarry plutôt que Honecker. Inutile de mettre, comme le voulurent surréalistes et existentialistes, la littérature au service de la transformation du monde, le citoyen du XXème siècle affronte littérairement et politiquement une seule et même chose, l'absurde.
Sortir du communisme ne va pas de soi, c'est l'enjeu d'une bataille mentale. L'Etat totalitaire dit au citoyen je suis la démocratie populaire, Volksdemokratie, considère moi comme tien, respecte moi comme tu te respectes toi-même, obéis à mes injonctions comme tu cèdes aux élans de ton propre cœur. Ainsi parle l'armée tout aussi populaire. Ainsi la police non moins démocratique. Chaque fois que tu bafoues l'uniforme, tu t'injuries toi-même; si tu lèves le poing contre nous, tu te suicides. Havel écrit: «Au nom de la classe ouvrière, la classe ouvrière est asservie. L'humiliation totale de l'individu est présentée eomme sa libération définitive, la mise à l'écart de l'information est présentée comme l'accession à l'information, la manipulation opérée par le pouvoir comme le contrôle public du pouvoir et l'arbitraire du pouvoir comme le respect du système juridique. La répression de la culture est représentée comme son essor, l'élargissement de la zone d'influence impérialiste est présentée comme le soutien aux opprimés, l'absence de liberté d'expression comme la plus haute forme de liberté, la farce électorale comme la plus haute forme de démocratie; l'interdiction de la pensée indépendante est présentée comme la conception du monde la plus élevée, l'occupation comme une aide fraternelle. Le pouvoir est captif de ses propres mensonges, c'est pourquoi il doit continuer à falsifier le passé, il falsifie le présent, il falsifie l'avenir... Il feint de respecter les droits de l'homme. Il feint de ne persécuter personne. Il feint de n'avoir peur de rien. Il feint de rien feindre».
Les âges de la foi révolutionnaire et du culte de la personnalité étant révolus, les gens ne sont pas dupes, mais égarés. Les autorités suivent à la lettre l'ironique conseil que Brecht leur donna en 1953; une fois perdue la confiance du peuple, si vous n'acceptez de vous dissoudre, dissolvez le peuple. L'entreprise est menée tambours battants, à coup d'injonctions contradictoires et dissociatives, où les psychologues retrouveraient l'effort pour rendre l'autre fou qu'ils nomment double entrave (double bind): obéis-moi spontanément, sois toi-même - sous ma botte.
La dissidence commence quand un écrivain, un rocker ou un simple Flüchtling renvoit la balle et retourne le compliment: toi, l'Etat, tu dictes les lois? Et bien respecte les! Tu confères internationalement sur les Droits de l'Homme? Alors, laisse-moi parler, prier, pétitionner, faire grève. Tues l'armée populaire? Comment oserais-tu suggerer pouvoir tirer sur le peuple et m'interdire de manifester? C'est à qui frappera l'autre d'asphyxie psychique et de paralysie physique. En prenant le pouvoir à ses mots, le dissident piège le piegeur.
Plume et corps contre matraque ou fusil, apparemment le jeu est inégal. Pourtant il n'est pas perdu d'avance. D'abord la protestation rompt la relation voulue symbiotique entre le pouvoir et ses masses. Une démocratie populaire n'est qu'un pléonasme qui masque l'impopularité de l'autorité. Ensuite la force a peur de sa propre force, le parti a lui même peur des fusils, il a besoin d'un rituel idéologique, il veut sauver les apparences. Ce que Havel nomme le «pouvoir des sans pouvoirs» se nourrit de l'impuissance des puissants. «Ce pouvoir constitue une espèce d'arme bactériologique grâce à laquelle - si les conditions évoluent dans ce sens - un simple civil peut tenir en échec une division entière». C'est en 1978 que Havel écrit ces lignes et c'est en 1989, en juin 1989, qu'un Pékinois réalise son vœu. Le monde entier gardera en mémoire l'image incroyable d'un petit homme, avec son baluchon à la main droite et sa veste dans la main gauche, un petit homme en face d'une file de tanks. Il barre la route d'une colonne de tanks et la fait tel Charlot danser, durant de longues minutes: un petit écart à droite, un autre à gauche, un pas en avant, un pas en arrière...
Avant de perpétrer son massacre l'armée populaire de Chine a subi son plus grave échec, dans un éclat de rire, sacrilège et planétaire.
Observez que l'année 1989, qui est probablement l'année de la fin du siècle, l'année qui annonce qu'avec le siècle va se terminer ce qui a commencé avec le siècle à savoir l'iliade et l'odyssée du communisme. L'année 1989 tourne autour de trois intellectuels blasphémateurs, Alexandre Soljénitsyne, déchu de sa nationalité, mais enfin publié en URSS, Salman Rushdie, condamné à mort par un Ayatollah et malheureusement pas encore publié ici-même. Je crois qu'il ne faut jamais retarder la résistence à un dictât de terroriste. Je regrette. Et je regrette ce que j'espère n'être qu'un retard.
Mais il ne faut jamais donner le petit doigt, parce ce qu'après on donne la main, et après on donne le bras, et après on donne la tête. Et interdire des livres c'est comme les brûler. Et brûler les livres cela a des conséquences énormes. Donc je me sens un tout petit seul aujourd'hui en pensant à Salman Rushdie. Salman Rushdie condamne à mort par un Ayatollah, et Vâclav Havel persécuté dans son pays, acclamé par les manifestons de Prague et couronné par vous. Contre eux, tous les intégrismes laïques et religieux. Hommages de leurs vices fanatique de ces intégrisme a la vertue: la littérature est plus vraie que la politique. Quand on veut savoir ce que c'est cette année politique 1989 il faut penser Soljénitsyne, il faut penser Rushdie, il faut penser Havel. La littérature est plus vraie que la politique. Nous nous demandons si Gorbatchev incarne la grande transformation et le dépérissement du totalitarisme soviétique. Nous convoquons pour information nos meilleurs économistes, stratèges et sociologues; nous invoquons les plus profonds mystères de la Kremlinologie sans nous apercevoir que la réponse est à portée de main dans chaque librairie. Feuilletez l'Archipel du Goulag et devinez l'effet d'une telle lecture sur la population soviétique. Si comme annoncée et comme commencée la publication de l'ouvrage est faite à des millions d'exemplaires à Moscou, tout change.
Le secret de l'avenir gorbatchevien, ne cherchez pas à le découvrir dans le marc à café des prévisions économiques, ni dans l'embrouillamini des questions sociales et nationales, ni dans le conflit des générations au sein de la nomenklatura, le secret de Gorbatchev c'est Soljenitsyne. Les réformes deviennent irréversibles, la sortie du communisme devient à la longue inéluctable, si et seulement si l'Archipel du Goulag introduit le citoyen soviétique à sa propre histoire et le contraint à se jurer «jamais plus» - niemals wieder.
Je le dis d'autant plus facilement qu'une telle confrontation a eu lieu ici même. En 1945, quand photos et films crièrent à la face du monde l'abomination d'Auschwitz. L'effet fut immédiat et douloureux, Ernst von Salomon en rend subtilement compte dans «Fragebogen», du jour au lendemain plus personne n'osa invoquer le Führer ni se réclamer du credo nazi. Ce fut une Grande Première dans l'histoire mondiale, jamais auparavant, une population n'avait été si massivement, directement, visuellement, confrontée aux crimes qu'elle venait de commettre ou de laisser commettre. Bien d'autres massacres, certes moins parfaits, jonchent le cours des temps, mais ils ne furent pas révélés en bloc et d'un coup, l'espace les éparpillait avant que les historiens ne démarquent à quelques rares lecteurs des responsables atteints par la limite d'âge.
En 1945, le choc des images et le poids des mots rendirent les mal-faisants contemporains de leur malfaisance. Plusieurs générations d'européens ne purent plus fermer les yeux, paupières coupées elles vécurent dans l'horizon des camps de la mort, c'est à dire dans l'angoisse de rouvrir si peu que ce soit les chemins qui y mènent. D'où notre antiracisme, notre anticolonialisme, notre goût parfois turbulent pour la démocratie et notre intolérance finale, même si insuffisante, aux fascismes bruns, rouges ou religieux. Cette pédagogie négative, cet amour secondaire pour la démocratie déduit d'une haine primaire, viscérale contre les despotismes, cet humanisme négatif a modifié la planète, enterré le vieil impérialisme européen, sonné le glas des dictatures locales espagnole ou grecque. Peut-être l'effet du «mauvais exemple» tend-il au bout de cinquante ans à s'épuiser, il nous aura laisse le goût fragile de quelque libertés fondamentales.
La Nacht et le Nebel qui entouraient le Goulag ne se dissipe pas aussi brutalement, ni pour l'instant aussi radicalement: depuis le rapport secret de Khrouchtchev jusqu'aux discussions et réhabilitations actuelles les révélations ont été administrées à doses homéopatiques à travers une série d'avances et de reculs. Plusieurs fois lancé, souvent avorté, toujours inhibé, le travail collectif de deuil ne saurait se suffire de quelques témoignages bruts déjà défraichis, de photos jaunies et de voix presque toutes éteintes. Il faut toutes les puissances de la littérature et l'exactitude implacable de Soljenitsyne pour placer le peuple russes face à son destin et à ses responsabilités. Comme Auschwitz le fut pour l'occident, la Kolyma doit devenir l'expérience intérieure des populations de l'empire soviétique. Sans cela, pas de démocratie.
Mesdames, messieurs en distinguant Václav Havel vous célébrez un intellectuel pas commode, conscient d'être un gêneur et entendant le demeurer: «par essence», dit Havel, «l'intellectuel n'est jamais à sa place». C'est ce que Socrate nome non pas l'utopie, mais l'atopie, atopia. Vous attribuez le prix de la Paix à un malpensant qui, en plein boom apocalypticopacifiste, déclarait insolemment que le mot «paix» suscite en lui le réflexe habituel du citoyen socialiste: un immense baillement d'ennui. Vous rendez surtout hommage à un écrivain qui sait que le travail sur les mots constitue une tâche absolue que nul ne doit s'épargner en ce siècle où chaque vocable, chaque mot a tourné slogan, où le cri du cœur s'est prêté à tant de manipulations et où les bons sentiments ont à qui mieux mieux dissimulé foison de mauvaises actions.
Avec Havel, Socrate moderne tant de fois emprisonné, vous entrez dans une histoire sans illusions, le phantasme de l'avenir radieux ne bouche plus votre regard, vous gardez les yeux fixés sur le mal, celui dont nous devons nous reconnaître capables pour toujours, puisque moi-même ou mon semblable en avons été coupables une fois.
Il me plait que ce soit dans l'église St Paulus, ce haut lieu de la première démocratie allemande, que soit fêté un écrivain et penseur qui ne fonde pas la démocratie sur la persuasion mais sur la dissuasion, pas sur le vœu pieux mais sur la considération lucide des menaces, pas sur de creuses promesses mais sur la mémoire de l'intolérable. Saluons un humaniste qui nous épargne tout prêche, qui ignore ce que l'homme doit être mais qui montre ce qu'il doit éviter de faire.
Il me plait que la patrie de Goethe apprécie un écrivain blasphémateur, qui refuse de dialectiser nos absurdités. Le lecteur dépourvu d'humour, comme souvent les militants et les universitaires, identifie naïvement la ruse de la raison - List der Vernunft-, cette panacée politique hegelienne, et le propos de Mephisto dans Faust se présentant comme une force «qui toujours veut le mal et toujours crée le bien». Le siècle de Soljenitsyne et de Havel pratique inversement, le plus souvent il cré le mal au nom d'un bien: la ruse mephistophélique a été plus rusée que la bien pensante raison, Goethe, ironiste s'il en fut, n'ignorait rien de l'ultime retournement d'un diable d'autant plus présent qu'il fait croire à son inexistence; Faust, veilli et aveugle, imagine encore transformer le monde, mais la pioche des bâtisseurs d'avenir qui berce ses oreilles est celle des Lémures ouvrant sa propre tombe.
Les XIXème et XXème siècles européens multiplient les intellectuels psycho-masseurs, prophètes de bonheur, porte-valeurs d'une toujours inédite bonne nouvelle. A contre courant, porteur des mauvaises nouvelles, Havel retrouve Thiresias et Jeremie, les prophètes du malheur et l'obligation de vigilance. Havel écrit: «II nous faut parfois tomber jusqu'au fond de la misère pour reconnaître la vérité, de même qu'il nous faut descendre au fond du puits pour apercevoir les étoiles». Ainsi parle le poète Havel en ces temps de détresse - in dürftiger Zeit.
Deutsch
Offen gesagt, ich habe meine Laudatio umgeschrieben. Die erste Fassung war akademischer, zeitunabhängiger. Vielleicht hätten Sie sie für philosophischer gehalten. Das würde ich aber nicht sagen. Mit Václav Havel bin ich der Auffassung, daß das Denken im allgemeinen und die Philosophie im besonderen nicht Türen und Fenster schließen soll, um sich ausschließlich ewigen Wahrheiten zuzuwenden. Ganz im Gegenteil: Denken heißt sich dazu zwingen, die Fernsehnachrichten einzuschalten, die schlechten Nachrichten zur Kenntnis zu nehmen, Augen und Hirn angesichts der Realität - so hart sie auch sei - anzustrengen.
Derzeit macht der nicht nachlassende Strom der Menschen, die den Osten verlassen, Schlagzeilen. Kann man einen im politischen Alltag stehenden Schriftsteller und Zeugen einer für Europa so entscheidenden Krise besser ehren? Jedem Fernsehzuschauer in der Bundesrepublik möchte ich sagen: Sie sind bewegt, überrascht, betroffen - Sie fragen sich, was in denen vorgeht, die alles aufgeben, ohne doch im Elend zu stecken oder Illusionen aufzusitzen. Vom Westfernsehen wissen die Bürger auf der anderen Seite der Mauer gut genug um die Schwierigkeiten, die sie erwarten. Sie sind nicht dem Eldorado auf der Spur. Wollen Sie wirklich wissen, warum sie weggehen? Wollen Sie wissen, was den Schritt der Flüchtlinge lenkt? Dann lesen Sie Havel. Er berichtet ganz genau, was jeder Neuankömmling unmißverständlich zu erkennen gibt: »Ich will nicht als Trottel sterben.« Blutiger Terror und Hungersnot gehören der Vergangenheit oder dem Ausnahmezustand des Kommunismus an. Es bleibt doch die Gefangenschaft in der Angst, die täglich nahe Not - sie scheint weniger materieller als moralischer Natur. Atmen können! Jeder will der Angst vor dem Ersticken entgehen. Es ist die kranke poststalinistische Atmosphäre - in Prag sagt man posttotalitär -, die das dramatische und philosophische Werk von Havel zu dem gemacht hat, was es ist. Havel geht es vor allem um das »Leben in der Lüge«. -Zu Recht sagt man, daß die Flüchtlinge mit den Füßen abstimmen. Wohlverstanden: Ihre Flucht ist nicht bloß panische Hast. Sie beruht oft auf reiflicher Überlegung von Jahren. Sie zeugt vom Durchhalten angesichts zermürbend lang dauernden Wartens und angesichts des Drucks der Behörden. Nichts schüchtert diese Mütter ein, die mit ihrem Kind im Arm ins Unbekannte gehen und ihre Familie zurücklassen. Wir müssen verstehen lernen, was dieser Exodus bedeutet. Es geht um die Seele unseres seelenlosen Planeten, um die Dynamik, die über die letzten Jahre unseres Jahrhunderts entscheidet. Einige entkommen einzeln und besetzen die Botschaften in Prag und Warschau, andere drängen sich auf zerbrechlichen Booten zusammen. Von den boat people haben nur die Hälfte Überlebenschancen; sie wissen das. Andere versuchen in Massen wegzugehen - in Ungarn, Polen, in den baltischen Ländern, in Armenien... Sie alle wählen als einzelne oder als Gruppe das Schwierigste, das Risiko. Sie wissen nicht, was die nahe und ferne Zukunft bringen wird. Sie wollen nicht nach Kythera, glauben nicht mehr ans Paradies, auch nicht ans Paradies der freien Marktwirtschaft. Nur das, wovor sie fliehen, setzt sie in Bewegung. Wenn sie nun zu uns stoßen, so geschieht dies irgendwie von rückwärts. Sie idealisieren uns nicht mehr. Auch wenn sie uns beneiden, so bewundern sie uns nicht. Es treibt sie in erster Linie der Abscheu. Nichts gibt es hier bei uns, was dem Narzißmus unserer politischen und kulturellen Eliten besonders schmeicheln könnte. Wer sich ungerechterweise inhaftiert sieht, will entkommen und erwartet nicht, daß er draußen glücklich in einer vollkommenen Welt leben wird. Wer sich davonmacht, sucht ganz im Gegenteil das Unvollkommene. Gibt es denn etwas Geordneteres, Festgelegteres, Geregelteres, besser auf eine Normalität Gebrachtes, Dauerhafteres, Sichereres und auf seine Weise Vollkommeneres als ein Gefängnis?
Fragen Sie nicht, wohin ein Flüchtling will. Fragen Sie, woher er kommt. Die einen haben sich mit Gepäck auf den Weg gemacht, die anderen bleiben mit ihren Schriften und Petitionen zu Hause, die einen sind allein, die anderen - oder dieselben unter anderen Bedingungen - handeln in Solidarität mit anderen; sie alle widersetzen sich dem langsam eintretenden Erstickungstod eines Lebens in der Lüge. Vor unseren Augen setzen Tausende einzelner Funken die Steppe in Brand. Die Flucht wird zum kollektiven Widerstand, sie wird zum Aufstand einer ganzen Generation. Der 40. Jahrestag der DDR wird in kultureller und intellektueller Hinsicht zur Todesurkunde und kündigt die Beerdigung einer überholten Vergangenheit an. Frühjahr 1989: Tien Anmen. der Platz des Himmlischen Friedens - Oktober 1989: Karl-Marx-Allee - eine vom Regime gehätschelte, auf Vordermann gebrachte und ausgehaltene Jugend bringt ihren Abscheu gegenüber ebendiesem Regime zum Ausdruck, richtet die symbolische Freiheitsstatue auf oder schreit laut nach Freiheit.
Seither beherrscht der Geist des Protestes, den bislang einzelne Erniedrigte und in ihrer Würde Getroffene zum Ausdruck brachten, die ganze sozialistische Welt. Mit Havel ehren Sie die Charta 77, die Solidarität mit den Aufgebrachten. Sie haben in den Katakomben Philosophie getrieben. In Prag konnte man den Faden des Denkens nicht zerreißen.
Keineswegs handelt es sich um eine rein akademische Auseinandersetzung von Ideen. Dem grobschlächtigen Denken des Marxismus braucht man nicht einen nicht weniger summarischen und dümmlichen antikommunistischen Katechismus entgegenzusetzen. Mit den fossilienhaften Dogmen und längst überholten Theorien wird eine Lebensform, eine Existenzweise, ja eine ganze Welt von einer transkontinentalen Bewegung tödlich getroffen. Denn längst ist die revolutionäre Flamme in den Ländern des realen Sozialismus erloschen. Längst bestimmt nicht mehr ein eintöniges und regelmäßig wiederholtes Blutbad die politische Atmosphäre. Nach dem Glauben an die Revolution und dem Terror verfiel alles einer Erstarrung - Institutionen, Lebensverhältnisse und Bewußtsein.
»Die Lieder der fanatischen Anhänger und die Schreie der Gefolterten sind verstummt. Die Niederträchtigkeit hat Seidenhandschuhe angezogen und ihre berüchtigten Folterkammern in gepolsterte Büroräume für anonyme Bürokraten verwandelt. Den Präsidenten der Republik sieht man höchstens hinter den verhangenen Wagenfenstern, wenn er mit Polizeieskorte Oberst Ghadaffi am Flughafen empfängt... Die totalitäre Macht hat die bürokratische »Ordnung« der lebendigen Unordnung des Geschehens übergestülpt. Folglich hat sie das Geschehen als Geschichte abgetötet. Die Regierung hat sozusagen die Zeit verstaatlicht. So traf sie das Geschick alles Verstaatlichten, sie begann einzugehen.«
Was ist für Havel der Kommunismus? Antwort: die Tötung der Zeit, die Planung einer abgestorbenen Zeit. Der sozialistische Bürger erlebt das Ende der Geschichte in allen Bedeutungen dieses Begriffes. Die große Geschichte ist abgeschlossen, die kleinen Geschichten sind abgelaufen. Jetzt gibt es nach dem Kalender der Politbürositzungen der Kommunistischen Partei und der rituellen Gedenkveranstaltungen weder Unfälle noch Verschiedenes, sondern bloß noch eine einzige klebrige Beständigkeit. Solch ein abgeschirmtes Leben ist Göttern und Tieren vorbehalten, für die einfachen Sterblichen dagegen ist es schlicht Lüge.
Wer aus dem Kommunismus heraustritt, der kehrt in die Geschichte zurück. Er wechselt nicht das politische System. Niemals fängt man an, dem Kommunismus als System zu entgehen. Vielleicht wird man nie damit fertig.
Zurück zur Geschichte! Im 19. Jahrhundert wurde in Europa die kommunistische Utopie mit der besten Absicht der Welt im Namen der Selbstproduktion der Gesellschaft, im Namen einer glorreichen Zukunft unseres Planeten entworfen, die auf rationaler Bewußtwerdung beruhte und mit wissenschaftlichen Mitteln uralte Versprechen einlösen sollte. Ein Jahrhundert später ist die Geschichte im Sinne Havels keineswegs mehr Geschichte im Hegelschen Sinne. Sie ist zum Theater des Absurden geworden. Man tritt als Flüchtling in sie ein - heimlich gewissermaßen, nicht mit geschwellter Brust oder indem man seine Muskeln spielen läßt. Eher ist man eine unerwünschte Person als ein Herr und Meister seiner Zukunft. Von neuem ist die Zeit aus den Fugen geraten - so wie Shakespeare das versteht, nicht auf eine dialektisch erklärbare Weise.
Eugène Pottier, der die Internationale verfaßte, war ein Dichter von geringen Gnaden. Aber hatte er erlebt, wie die roten Armeen unter dem Absingen seiner Strophen marschieren, wäre er verblüfft gewesen. Die kleine, aber schon blutige Geschichte zu seiner Zeit genügte, um ihn 20 Jahre lang in Neurosen zu stürzen. In der Angst stellte er sich die Frage: »Wer ist verrückt, die Welt oder ich?« In seinen Theaterstücken stellt uns Havel erneut diese Frage.
Zwischen dem szenischen und poetischen Werk und der philosophischen und politischen Reflexion gibt es keine Trennung. So braucht man nicht eine mehr oder weniger verschwommene Theorie des Engagements, um die literarische Schöpfung und die moralische Aktion herauszustellen. Beckett und Kafka haben eher recht als Marx. Das geht so weit, daß die lichtvollen Wahrheiten, die man bei Marx entdeckt, eher Ionesco und Jarry als Honecker ankündigen.
Es ist sinnlos, die Literatur in den Dienst der Verwandlung der Welt stellen zu wollen - wie Surrealisten und Existentialisten dies wollten. Der Bürger des 20. Jahrhunderts erlebt in der Literatur und in der Politik ein und dasselbe - das Absurde.
Aus dem Kommunismus kommt man nicht von selbst heraus. Das geht nur um den Preis einer geistigen Schlacht. Der totalitäre Staat sagt dem Bürger: Ich bin die Volksdemokratie. Sieh mich an als deine eigene Sache. Achte mich wie dich selbst. Gehorche meinen Befehlen, so wie du den Regungen deines eigenen Herzens folgst. Ebenso spricht die genauso mit dem Präfix Volk versehen genannte Armee. Ebenso die nicht weniger demokratische Polizei. Immer wenn du dich über die Uniform lustig machst, beleidigst du dich selbst. Wenn du mit dem Finger auf uns zeigst, begehst du Selbstmord.
»Im Namen der Arbeiterklasse wird die Arbeiterklasse versklavt«, schreibt Havel und fährt fort: »Die allumfassende Demütigung des Menschen wird für seine definitive Befreiung ausgegeben; Isolierung von der Information wird für den Zugang zur Information ausgegeben; die Manipulierung durch die Macht nennt sich öffentlich Kontrolle der Macht, und die Willkür nennt sich die Einhaltung der Rechtsordnung; die Unterdrückung der Kultur wird als ihre Entwicklung gepriesen; die Ausbreitung des imperialen Einflusses wird für Unterstützung der Unterdrückten ausgegeben; Unfreiheit des Wortes für die höchste Form der Freiheit; die Wahlposse für die höchste Form der Demokratie; Verbot des unabhängigen Denkens für wissenschaftliche Weltanschauung; Okkupation für brüderliche Hilfe.
Die Macht muß fälschen, weil sie in eigenen Lügen gefangen ist. Sie fälscht die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Sie fälscht statistische Daten. Sie täuscht vor, daß sie die Menschenrechte respektiert. Sie täuscht vor, daß sie keinen allmächtigen und zu allem fähigen Polizeiapparat hat. Sie täuscht vor, daß sie niemanden verfolgt, sie täuscht vor, daß sie keine Angst hat, sie täuscht vor, daß sie nichts vortäuscht.«
Die Zeiten des Glaubens an die Revolution und des Personenkults sind vorbei. Die Leute sind nicht getäuscht, wohl aber in der Irre. Die Regierungen folgen buchstabengetreu dem ironischen Rat, den Brecht ihnen im Jahre 1953 gab: Wenn sie das Vertrauen des Volkes endgültig verloren hätten, sollten sie, wenn sie sich nicht selbst auflösen wollten, das Volk auflösen. Unter Trommelwirbel, mit widersprüchlichen und zusammenhanglosen Befehlen geschieht dies. Darin würden die Psychologen das Bemühen erkennen, den andern verrückt zu machen, das sie double bind nennen: Gehorche mir spontan, sei du selbst unter meiner Knute.
Das Dissidententum fängt an, wenn ein Schriftsteller, ein Rockmusiker oder ein einfacher Flüchtling den Ball zurückgibt und die Schmeichelei beim Wort nimmt: Du, Staat, diktierst die Gesetze? Also halte sie! Du hältst Konferenzen auf internationaler Ebene über die Menschenrechte? Also, laß mich reden, beten, Petitionen einreichen, streiken. Du bist die Volksarmee? Wie kannst du wagen, auf das Volk zu schießen und mir zu verbieten, auf die Straße zu gehen? Der Staat schlägt mit psychischer Beklemmung und physischer Lähmung. Der Dissident nimmt die Macht bei ihren eigenen Worten und fängt sie so in ihrer eigenen Falle.
Feder und Körper stehen gegen Knüppel und Gewehr. Ein Spiel mit offensichtlich ungleichen Mitteln. Doch ist es nicht von vornherein verloren. Der Protest bricht zunächst die gewünschte Symbiose zwischen Macht und Masse. »Volksdemokratie« ist nicht bloß ein Pleonasmus, der die Unbeliebtheit der Behörden verschleiern soll. Die Gewalt hat schließlich vor sich selbst Angst, die Partei hat Angst vor den Gewehren, sie braucht ein ideologisches Ritual, sie will den Schein wahren. Die »Macht der Ohnmächtigen«(Havel) lebt von der Ohnmacht der Mächtigen. Diese Macht »ist eine Art bakteriologische Waffe, mit deren Hilfe - wenn die Bedingungen reif werden - ein Zivilist eine ganze Division entwaffnen kann.« Havel schrieb dies im Jahre 1978. Im Jahre 1989 löste ein Mann in Peking den Satz ein. Die ganze Welt wird das unglaubliche Bild eines jungen Mannes im Gedächtnis behalten, der in der Rechten ein Bündel hielt, in der Linken seine Jacke und so einer Panzerkolonne den Weg versperrte und sie wie Charlie Chaplin einige ewig zu dauern scheinende Minuten lang zum Tanzen brachte - ein kleiner Schritt nach rechts, einer nach links, einer nach vorn, einer nach hinten ... Ehe die chinesische Volksarmee ihr Massaker begann, erlitt sie ihre schwerste Niederlage in einem sakrilegisch anmutenden Lachanfall.
Beachten Sie, daß sich im Jahre 1989 das Ende unseres Jahrhunderts ankündigt. In diesem Jahr zeigt sich, daß zu Ende gehen wird, was mit diesem Jahrhundert begann - Ilias und Odyssee des Kommunismus. Das Jahr 1989 dreht sich um drei sozusagen blasphemistische Intellektuelle - Alexander Solschenizyn, den man seiner Staatsbürgerschaft beraubte und der zu guter Letzt doch in der Sowjetunion veröffentlicht wird, Salman Rushdie, der von einem Ayatollah zu Tode verurteilt wurde und dessen Buch bedauerlicherweise hierzulande noch nicht veröffentlicht wurde. Ich glaube, daß man niemals dem Diktat des Terrorismus erst mit Verspätung Widerstand entgegensetzen darf. Ich bedaure die Verzögerung der Publikation des Buches von Rushdie jedenfalls.
Nie darf man auch nur den kleinen Finger reichen, denn nachher reicht man die Hand, den Arm und den Kopf. Bücher verbieten ist so viel wie Bücher verbrennen. Bücher verbrennen - das hat enorme Konsequenzen. So fühle ich mich heute etwas verlassen, wenn ich an Salman Rushdie denke.
Der dritte Intellektuelle des Jahres 1989 ist Václav Havel, der in seinem Heimatland verfolgt, von den Demonstranten in Prag gefeiert wird und der von Ihnen einen Preis erhält. Diese Intellektuellen stehen gegen jeden laizistischen und religiösen Fundamentalismus. Da das faustische gesteigerte Laster dieses Fundamentalismus sich auf die Tugend beruft, zeigt sich von selbst, daß die Literatur der Wahrheit näher ist als die Politik. Will man das Jahr 1989 verstehen, muß man Solschenizyn, Rushdie und Havel im Denken zur Kenntnis nehmen.
Wir fragen uns, ob Gorbatschow die große Wende und den Niedergang des sowjetischen Totalitarismus bringt. Wir befragen unsere besten Wirtschaftsfachleute, Strategen und Soziologen. Wir rufen die tiefsten Geheimnisse der Kremlologen zu Hilfe, ohne zu bemerken, daß die Antwort in jeder Buchhandlung gefunden werden kann. Blättern Sie im »Archipel Gulag«, und erraten Sie, was diese Lektüre für die sowjetische Bevölkerung bedeutet. Kommt es, wie angekündigt und bereits begonnen, zur Veröffentlichung dieses Werkes in Millionenauflage, verändert sich alles.
Das Geheimnis der Zukunft von Gorbatschow soll man nicht im Kaffeesatz ökonomischer Voraussagen suchen, auch nicht im Durcheinander sozialer und nationaler Probleme, noch im Generationskonflikt in der Nomenklatura. Das Geheimnis von Gorbatschow heißt Solschenizyn. Die Reformen werden irreversibel, das Geschick des Kommunismus auf die Dauer unabwendbar, wenn und nur wenn der Archipel Gulag den Sowjetbürger mit seiner eigenen Geschichte konfrontiert und ihn zwingt, zu schwören »niemals mehr«.
Das sage ich um so leichter, als eine solche Konfrontation auch hierzulande stattfand. Als im Jahre 1945 Fotos und Filme die Welt mit den Schrecken von Auschwitz bekannt machten, hatte dies eine unmittelbare und schmerzliche Wirkung. Davon gibt Ernst von Salomon in seinem »Fragebogen« auf einzigartige Weise Zeugnis. Von heute auf morgen wagte niemand mehr, sich auf den »Führer« zu berufen oder auf das nationalsozialistische Credo. Das war in der Weltgeschichte bis dahin nie dagewesen. Nie zuvor wurde eine ganze Bevölkerung so massiv, direkt und offenkundig mit Verbrechen konfrontiert, die sie vor kurzem noch beging oder zugelassen hatte. Viele andere Massaker - weniger perfekte gewiß - gab es im Lauf der Zeit. Nie wurden sie insgesamt und auf einen Schlag offengelegt. Sie verloren sich im Raum, ehe Historiker für wenige Leser die Verantwortlichen, die schon in hohem Alter standen, entdeckten.
Im Jahre 1945 holten der Schock der Bilder und das Gewicht der Worte die Verbrecher in flagranti ein. Mehrere Generationen Europäer konnten nicht mehr die Augen verschließen. Mit aufgerissenen Augen lebten sie angesichts der Todeslager, das heißt in der Angst, so wenig wie möglich die Wege, die dorthin führen, geheimzuhalten. Von daher rührt unser Antirassismus, unser Antikolonialismus, unsere manchmal von Turbulenz begleitete Lust an der Demokratie und unsere endgültige, wenn auch ungenügende Intoleranz gegenüber braunen oder roten Faschismen. Diese negative Pädagogik, diese sekundär sich einstellende Liebe zur Demokratie, die aus einem primär gegebenen und tief verankerten Haß gegen alle Despotie kommt, dieser negativ verstandene Humanismus hat die Welt verändert, den alten europäischen Imperialismus beerdigt, den autochthonen Diktaturen in Spanien und Griechenland die Totenglocke geläutet.
Vielleicht wird sich die Wirkung des »schlechten Beispiels« nach 50 Jahren erschöpfen. Dann wird es uns jedenfalls den Geschmack an grundlegenden Freiheiten - sei er auch noch so schwach - gebracht haben.
Nacht und Nebel, die den Gulag umgaben, weichen nicht genauso gewaltsam noch so radikal - im Moment jedenfalls. Seit Chruschtschows Geheimbericht bis zu den gegenwärtigen Diskussionen und Rehabilitierungen wurde die Offenlegung in homöopathischen Dosen verabreicht - nicht ohne Tempoverlangsamung. Die oft in Gang gebrachte, aber auch oft unterdrückte, immer gehemmte kollektive Trauerarbeit könnte sich nicht mit einigen nackten, schon nicht mehr neuen Zeugnissen, mit vergilbten Fotografien und den beinahe zur Gänze erstickten Stimmen begnügen. Es bedarf der Kraft der Literatur und der unübertrefflichen Genauigkeit eines Solschenizyn, um das russische Volk vor sein Schicksal und seine Verantwortung zu stellen. Was Auschwitz für den Westen war, muß die Kolyma für die innere Erfahrung der Bevölkerung im sowjetischen Herrschaftsbereich werden. Wenn das ausbleibt, wird es keine Demokratie geben.
Mit Václav Havel ehren Sie einen unbequemen Intellektuellen, der weiß, daß er stört, und nicht daran denkt, davon zu lassen. »Der Intellektuelle paßt von seinem Wesen her nirgendwohin. Überall stört er oder ragt irgendwie heraus. Er ist in keine Schublade restlos einzuordnen.« Sokrates nennt das nicht die Utopie, sondern die Atopie, atopia. Sie überreichen den Friedenspreis einem, der vom Friedensgerede nicht viel hält. Einem, der auf dem Höhepunkt des apokalyptisch anmutenden Pazifismus ganz unfeierlich erklärte, das Wort »Frieden« würde in ihm den üblichen Reflex eines sozialistischen Bürgers auslösen - ein ungeheures Gähnen vor lauter Langeweile. Sie ehren zumal einen Schriftsteller, der weiß, daß die Arbeit an den Worten absolut notwendig ist - eine Arbeit, die sich keiner in diesem Jahrhundert ersparen kann, in dem jedes Wort zum Slogan werden kann, in dem der Aufschrei des Herzens so vielen Manipulationen unterworfen werden kann und in dem gute Absichten zur allerschönsten Verpackung schlechter Taten dienten.
Mit Havel, diesem so oft ins Gefängnis gebrachten modernen Sokrates, treten Sie in eine Geschichte ohne Illusionen ein. Das Trugbild der strahlenden Zukunft verdeckt nicht mehr Ihren Blick, Sie schauen direkt auf das Böse - das Böse, das wir stets begehen können, nachdem es von mir oder meinesgleichen einmal begangen worden ist.
Es ist würdig, daß in der Paulskirche, dieser symbolischen Stätte der ersten deutschen Demokratie, ein Schriftsteller und Denker gefeiert wird, der die Demokratie nicht auf der Kraft, zu etwas zuüberreden, sondern auf der Kraft, von etwas abzuhalten, gründet, nicht auf frommen Vorstellungen, sondern auf der luziden Einsicht in Gefahren, nicht auf leeren Versprechungen. sondern auf der Erinnerung an das Unerträgliche. Grüßen wir einen Humanisten, der uns jede Lobeshymne erspart, der zwar nicht weiß, was der Mensch sein soll, der aber wohl weiß, was er nicht tun darf.
Es ist würdig, daß die Vaterstadt Goethes einen blasphemistischen Schriftsteller ehrt, der bloßstellt, der sich weigert, unsere Absurditäten dialektisch aufzulösen. Humorlose Leser - wie dies oft militante Ideologen und Universitätsleute sind - identifizieren naiv die List der Vernunft, dieses Wundermittel Hegelscher Politik, mit den Worten des Mephisto im »Faust«, mit denen er sich als ein Teil von jener Kraft, die »stets das Böse will und stets das Gute schafft«, vorstellt. Das Jahrhundert von Solschenizyn und Havel tut das Gegenteil. Zumeist tut es das Böse im Namen des Guten. Die mephistophelische List war listiger als die Vernunft, die das Gute will. Der Ironiker Goethe, wenn er denn einer war, wußte nichts von der Umkehr eines Teufels zu guter Letzt, eines Teufels, der um so mehr da ist, als er uns glauben lassen will, es gebe ihn nicht. Der alte und blinde Faust bildet sich noch ein, die Welt zu verändern, doch die Hacke der Zukunftsbauer, die er im Ohr hat, ist die der Lemuren, die sein eigenes Grab schaufeln. Im 19. und 20. Jahrhundert treten intellektuelle Seelenmasseure, Glückspropheten, Verkünder einer nie dagewesenen neuen guten Nachricht in Massen auf. Dagegen kehren mit Havel Teiresias und Jeremias, die Propheten des Unheils und der Verpflichtung zur Wachsamkeit, zurück. Wir »müssen manchmal in den Abgrund des Elends stürzen, um die Wahrheit zu begreifen - so wie wir uns auf den Grund des Brunnens hinablassen müssen, um die Sterne zu sehen«. So spricht der Dichter Havel »in dürftiger Zeit«.
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André Glucksmann
Laudatio
Von alldem belehrt, sollten wir alle und gemeinsam gegen die hochmütigen Worte kämpfen und aufmerksam nach den Kuckuckseiern des Hochmuts in scheinbar demütigen Worten forschen. Das ist ganz offenbar durchaus nicht nur eine linguistische Aufgabe. Als Aufruf zur Verantwortung für das Wort und gegenüber dem Wort ist dies eine wesenhaft sittliche Aufgabe.
Václav Havel - Dankesrede
Václav Havel
Slovo o slovu – Ein Wort über das Wort
Dankesrede
Da die Regierung der CSSR ihm im Oktober 1989 kurz nach der Entlassung aus der Haft nur unter der Bedingung die Ausreise nach Frankfurt gewähren will, dass er nicht mehr zurückkehrt, kann Václav Havel den Friedenspreis nicht persönlich entgegennehmen. Seine Rede wird von Maximilian Schell verlesen.
Maximilian Schell stellte der Rede des Friedenspreisträgers folgende persönliche Bemerkung voran:
»Es war der Wunsch von Václav Havel an mich, seine Rede zu verlesen, und ich danke ihm dafür. Ich grüße ihn herzlich durch diese merkwürdige Einrichtung, die wir Fernsehen nennen. Ich glaube, wir alle glauben: vielleicht schaut er uns zu.
Es ist eine kleine Ironie, daß ich dafür aus dem Osten gekommen bin, nämlich aus Moskau, und daß ich morgen wieder dorthin zurückfahre. Nur: Ich kann es tun, weil ich einen anderen Paß besitze.«
Deutsch
Der Preis, mit dem ich heute geehrt werde, heißt »Friedenspreis« und wurde mir von Buchhändlern verliehen, also von Leuten, die sich der Verbreitung des Wortes widmen. Das berechtigt mich wohl dazu, hier einmal nachzudenken über den geheimnisvollen Zusammenhang zwischen dem Wort und dem Frieden und überhaupt über die geheimnisvolle Macht des Wortes in der menschlichen Geschichte.
Am Anfang war das Wort, heißt es auf der ersten Seite eines der wichtigsten Bücher, die wir kennen. In diesem Buche bedeutet es, daß die Quelle aller Schöpfung das Wort Gottes ist. Gilt das nicht aber, im übertragenen Sinne, auch von allem menschlichen Tun? Ist es nicht auch in unserem Falle das Wort, das die eigentliche Quelle dessen ist, was wir sind, ja sogar die eigentliche Grundlage dieser Seinsweise im All, die wir Mensch nennen? Der Geist, die menschliche Seele, unser Sich-selbst-bewußt-Sein, die Fähigkeit, zu verallgemeinern und in Begriffen zu denken, die Welt als Welt zu begreifen (und nicht nur als etwas, was uns umgibt) und schließlich unsere Fähigkeit, zu wissen, daß wir sterben, und trotzdem zu leben - ist dies alles nicht mittelbar oder unmittelbar auch durch das Wort geschaffen?
Wenn das Wort Gottes der Quell all seiner Schöpfung ist, dann ist der Teil dieser Schöpfung, den das Menschengeschlecht darstellt, er selbst nur aufgrund eines anderen Wunders Gottes, nämlich des Wunders des menschlichen Wortes. Und wenn dieses Wunder der Schlüssel zur Geschichte des Menschen ist, dann ist es zugleich auch der Schlüssel zur Geschichte der Gesellschaft, ja, vielleicht ist es das erste nur, weil es das zweite ist; wäre nämlich das Wort nicht eine Art der Kommunikation zwischen zwei oder mehreren menschlichen »Ich«, dann wäre es wohl überhaupt nicht.
Das alles wissen wir eigentlich irgendwie schon immer oder ahnen es zumindest; das Gefühl der besonderen Bedeutung und des besonderen Gewichtes des Wortes ist offenbar seit jeher im Bewußtsein der Menschheit gegenwärtig.
Doch das ist nicht alles: Aufgrund des Wunders des Wortes wissen wir wohl besser als andere Lebewesen, daß wir in Wirklichkeit sehr wenig wissen, daß es ein Geheimnis gibt - und indem wir zugleich die für uns fast konstituierende Macht des Wortes spüren, versuchen wir seit Menschengedenken das anzusprechen, was uns durch dieses Geheimnis verhüllt ist, und dieses durch unser Wort zu beeinflussen. Als Gläubige beten wir zu Gott, als Magier berufen oder verfluchen wir die Geister und versuchen so, mit unserem Wort in die natürlichen oder menschlichen Geschehnisse einzugreifen, als Angehörige der neuzeitlichen Zivilisation - ob nun gläubig oder nicht - setzen wir unsere Worte zu wissenschaftlichen Theorien und politischen Ideologien zusammen, mit denen wir - hier mit und dort ohne Erfolg - dem geheimnisvollen Lauf der Welt entgegentreten, mit denen wir - hier mit und dort ohne Erfolg - diesen Lauf beeinflussen.
Das heißt: Ob wir uns das nun bewußtmachen oder nicht, wie immer wir uns das auch erklären, eines scheint offensichtlich zu sein: An die weltbewegende Macht des Wortes glauben wir seit jeher - und in gewissem Sinne mit Recht.
Warum sage ich »mit Recht«?
Ist denn wirklich das menschliche Wort so mächtig, daß es die Welt ändern und die Geschichte beeinflussen kann? Und wenn es je so mächtig war, gilt das auch noch heute?
Sie leben in einem Land, in dem es eine große Freiheit des Wortes gibt. Diese Freiheit kann jeder zu allem möglichen nutzen, ohne daß die übrigen das unausweichlich beachten oder sich gar damit befassen müßten. Es mag Ihnen daher scheinen, daß ich die Bedeutung des Wortes einfach deshalb überschätze, weil ich in einem Land lebe, wo für das Wort immer noch ins Gefängnis geworfen wird.
Ja, ich lebe in einem Land, wo das Gewicht und die radioaktive Strahlung des Wortes tagtäglich von den Sanktionen bestätigt werden, die das freie Wort auf sich zieht. Kürzlich hat sich die ganze Welt das 200jährige Jubiläum der Großen Französischen Revolution in Erinnerung gerufen, und damit mußten wir uns auch an die berühmte Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte erinnern, eine Erklärung, in der gesagt wird, daß jeder Bürger das Recht hat, eine Druckerei zu besitzen. In denselben Tagen, also 200 Jahre nach dieser Deklaration, wurde mein Freund Frantisek Stárek zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil er die unabhängige Kulturzeitschrift »Vokno« herausgegeben hat - aber nicht etwa in einer privaten Druckerei, sondern auf einem quietschenden, vorsintflutlichen Vervielfältigungsapparat! Kurz vorher war mein Freund Ivan Jirous zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er auf einer Schreibmaschine nur das herausgeschrien hatte, was jeder weiß: daß es in unserem Land viele Justizmorde gegeben hat und daß auch heute ein unrechtmäßig ins Gefängnis geworfener Mensch im Gefängnis zu Tode gequält werden kann. Mein Freund Petr Cibulka ist im Gefängnis, weil er im Samizdat herausgegebene Texte und Aufnahmen von non-konformistischen Sängern und Musikgruppen verbreitet hat. Ja, das alles ist Wahrheit. Ich lebe wirklich in einem Land, in dem ein Schriftstellerkongreß oder eine dort gehaltene Rede das System erschüttern kann. Können Sie sich etwas Ähnliches in der Bundesrepublik Deutschland vorstellen? Ja, ich lebe in einem Land, das vor 21 Jahren erschüttert wurde von einem Text meines Freundes Ludvík Vaculík, der - als ob er meine Ausführungen über die Macht des Wortes bestätigen wollte - »Zweitausend Worte« hieß; dieser Text diente unter anderem als einer der Gründe für den nächtlichen Überfall unseres Landes durch fünf ausländische Armeen. Und es ist überhaupt kein Zufall, daß in dem Augenblick, in dem ich dieses hier schreibe, das hiesige Regime erschüttert wird von einer Seite Text - wiederum wie eine Illustration dessen, was ich hier sage - unter der Überschrift »Einige Sätze«. Ja, ich lebe wirklich in einem System, wo das Wort alle Machtapparate erschüttern kann, wo das Wort stärker sein kann als zehn Divisionen, wo das wahrhaftige Wort Solschenizyns als etwas so Gefährliches empfunden wurde, daß es notwendig war, seinen Autor mit Gewalt in ein Flugzeug zu setzen und auszufliegen. Ja, ich lebe dort, wo das Wort Solidarität imstande war, einen ganzen Machtblock zu erschüttern.
Das alles ist wahr, es ist darüber schon viel geschrieben worden, und an dieser Stelle hat mein großer Vorgänger Lew Kopelew schon darüber gesprochen.
Mir allerdings geht es ein wenig um etwas anderes. Ich will nicht nur von dem unglaublichen Gewicht sprechen, welches das freie Wort in totalitären Verhältnissen gewinnt, ich will die geheime Macht des Wortes nicht nur dadurch illustrieren, daß es Länder gibt, in denen einige Worte mehr wiegen können als ein ganzer Zug voll Dynamit.
Ich möchte allgemeiner sprechen und mein Thema in seinen weiteren und widersprüchlicheren Zusammenhängen betrachten.
Wir leben in einer Welt, in der es möglich ist, daß ein Mächtiger aus einem ganz anderen Land auf einen Bürger Großbritanniens öffentlich und schamlos den Todespfeil richtet, nur weil der Betreffende ein bestimmtes Buch geschrieben hat. Der mächtige Mann tat dies angeblich im Namen von Milliarden seiner Mitgläubigen. Doch nicht nur das: In dieser Welt ist es möglich, daß ein gewisser - hoffen wir, nur ein kleiner - Teil dieser Milliarden sich mit dem erlassenen Urteil identifiziert.
Was ist das? Was bedeutet das? Ist das nur ein frostiger Hauch von Fanatismus, der seltsam auflebt zu Zeiten von Helsinki-Konferenzen, seltsam belebt von den ziemlich niederschmetternden Folgen der ziemlich niederschmetternden Expansion des Europäertums in Welten, die die Einfuhr einer fremden Zivilisation ursprünglich gar nicht wollten und denen schließlich diese zweideutige Einfuhr Hunderte von Milliarden und niemals zurückzuzahlende Schulden verursachte?
Sicher, es ist dies alles, selbstverständlich.
Doch es ist auch mehr: Es ist ein Symbol.
Ein Symbol der rätselhaften Vieldeutigkeit, die jene große Macht des Wortes hat.
Ja. die Macht des Wortes ist nicht eindeutig und durchsichtig. Es ist nicht nur die befreiende Macht des Wortes von Walesa oder die warnende Macht des Wortes von Sacharow, es ist nicht nur die Macht des - offenbar unsinnig ausgelegten - Buches von Rushdie.
Neben dem Wort Rushdies gibt es hier nämlich auch die Macht des Wortes Chomeinis. Neben dem Wort, das die Gesellschaft durch seine Freiheit und Wahrhaftigkeit elektrisiert, gibt es auch das hypnotisierende, trügerische, fanatisierende, rasende, betrügende, gefährliche, todbringende Wort. Das Wort - ein Pfeil.
Ich glaube, daß ich gerade Ihnen nicht ausführlich die schwarze Magie des Wortes erläutern muß, weil Sie am eigenen Leib vor verhältnismäßig kurzer Zeit erlebt haben, zu welchen unaussprechlichen geschichtlichen Schrecken unter einer bestimmten politischen und sozialen Konstellation das hypnotisch-verzaubernde und zugleich unwirklichwahnsinnige Wort eines durchschnittlichen Kleinbürgers führen kann. Ich begreife zwar nicht, womit er einen Teil Ihrer Väter und Mütter in Bann schlagen konnte, doch zugleich begreife ich, daß es etwas sehr Suggestives und sehr Hinterhältiges sein mußte, wenn es fähig war, sei es auch nur für eine kurze Zeit, auch jenen großen Geist in Bann zu schlagen, der den Worten »Sein«, »Da-Sein« und »Existenz« einen so neuen und durchdringenden Sinn gab.
Was ich sagen will: Das Wort ist eine geheimnisvolle, vieldeutige, ambivalente, verräterische Erscheinung. Es kann ein Lichtstrahl im Reich der Finsternis sein, wie einst Belinskij das »Gewitter« von Ostrowskij genannt hat, doch es kann auch ein todbringender Pfeil sein. Und was das schlimmste ist: Es kann eine Weile dies und eine Weile jenes sein, es kann sogar beides gleichzeitig sein!
Wie eigentlich war das Wort Lenins? Befreiend oder im Gegenteil trügerisch, gefährlich und schließlich versklavend? Diejenigen, die sich für die Geschichte des Kommunismus interessieren, streiten bis heute leidenschaftlich darum und werden dies offenbar noch lange tun. Persönlich ist mir an seinem Wort hauptsächlich aufgefallen, daß es immerzu wütend war.
Wie eigentlich war das Wort Marx'? Hat es Licht auf eine ganze verborgene Ebene gesellschaftlicher Mechanismen geworfen, oder war es nur der Urkeim aller späteren, schrecklichen Gulags? Ich weiß es nicht, am ehesten wohl beides zugleich.
Und was ist mit dem Wort Freuds? Hat es den geheimen Kosmos der menschlichen Seele offengelegt, oder war es nur der Keim der Illusion, mit der sich heute die Hälfte der Vereinigten Staaten von Amerika betäubt, daß man nämlich das, was einen quält, und seine Schuld loswerden kann, indem man deren Last in die Interpretation eines gut bezahlten Fachmanns legt?
Doch ich würde noch weiter gehen und noch provokativer fragen: Wie war eigentlich das Wort Christi? War es der Anfang der Geschichte der Erlösung und einer der machtvollsten kulturschaffenden Impulse in der Weltgeschichte - oder war es der geistige Urkeim der Kreuzzüge, Inquisitionen, der Ausrottung der amerikanischen Kulturen und schließlich der gesamten widersprüchlichen Expansion der weißen Rasse, die so viele Tragödien verursacht hat, einschließlich der, daß heute der größte Teil der menschlichen Welt in die traurige Kategorie einer angeblich erst Dritten Welt fällt? Ich möchte immer glauben, daß es wohl eher das erste ist, doch kann ich nicht zugleich die Bücherstöße ignorieren, die beweisen, daß auch in dem reinsten Frühchristentum schon unbewußt etwas kodiert war, was auf dem Hintergrund von Tausenden von anderen Umständen, einschließlich der relativen Dauerhaftigkeit des menschlichen Charakters, in bestimmter Weise geistig den Raum für jene Schrecken öffnen konnte, von denen ich gesprochen habe.
Worte haben auch ihre Geschichte: Es gab zum Beispiel Zeiten, in denen das Wort Sozialismus für ganze Generationen Erniedrigter und Unterdrückter ein magnetisches Synonym für eine gerechtere Welt war, und als für die Ideale, die mit diesem Wort ausgedrückt werden, Menschen fähig waren, lange Jahre ihres Lebens zu opfern und vielleicht gar das Leben selbst. Ich weiß nicht, wie es sich in Ihrem Land verhält, doch in meiner Heimat ist aus demselben Wort - also aus dem Wort Sozialismus - schon längst ein ganz gewöhnlicher Gummiknüppel geworden, mit dem irgendwelche reich gewordenen und an nichts glaubenden Bürokraten alle ihre frei denkenden Mitbürger in den Rücken schlagen, wobei sie sie »Feinde des Sozialismus« und »antisozialistische Kräfte« nennen. Wirklich: In meinem Land ist dieses Wort schon längst eine gottlose Beschwörung, der man am besten ausweicht, will man nicht verdächtig werden. Ich war kürzlich auf einer ganz spontanen und von keinerlei Dissidenten organisierten Demonstration, auf der gegen den Ausverkauf der schönsten Teile Prags an irgendwelche australischen Millionäre protestiert wurde. Und als da ein Redner, der stürmisch gegen dieses Projekt auftrat, seinen Appell an die Regierung durch die Betonung dessen stärken wollte, daß er für die Rettung seiner Heimat im Namen des Sozialismus kämpft, begann die versammelte Menge zu lachen. Nicht, weil sie gegen eine sozial gerechte Gesellschaftsordnung gewesen wäre. Sondern einfach, weil sie ein Wort hörte, welches über lange Jahre hinweg und in allen möglichen und unmöglichen Zusammenhängen von einem Regime beschworen wurde, das nur imstande ist, die Menschen zu manipulieren und zu erniedrigen.
Seltsame Schicksale können Worte haben! Dieselbe Art frei denkender und tapferer Menschen kann einmal in den Kerker geworfen werden, weil irgendein Wort etwas für sie bedeutet, und zum zweiten, weil für sie dasselbe Wort nichts mehr bedeutet, denn vom Symbol für eine bessere Welt hat es sich zur sprachlichen Beschwörungsformel eines dümmlichen Diktators gewandelt.
Kein Wort - zumindest in dem ein wenig metaphorischen Sinn, in welchem ich das Wort »Wort« hier verwende - enthält nur das, was ihm das etymologische Wörterbuch zuschreibt. Jedes Wort enthält auch die Person, die es ausspricht, die Situation, in der sie es ausspricht, und den Grund, warum sie es ausspricht. Dasselbe Wort kann einmal große Hoffnung ausstrahlen, ein anderes Mal nur Todesstrahlen aussenden. Dasselbe Wort kann einmal wahrhaftig und ein anderes Mal lügnerisch sein, einmal faszinierend und ein anderes Mal trügerisch, einmal kann es herrliche Perspektiven eröffnen und ein anderes Mal nur Gleise verlegen, die in ganze Archipele von Konzentrationslagern führen.
Dasselbe Wort kann einmal ein Baustein des Friedens sein, und ein anderes Mal kann jeder einzelne seiner Laute vom Echo der Maschinengewehre dröhnen.
Gorbatschow will den Sozialismus durch die Einführung des Marktes und des freien Wortes retten, Li Peng rettet den Sozialismus durch Massaker an Studenten und Ceausescu, indem er seine Nation mit Bulldozern einebnet. Was bedeutet das Wort eigentlich im Munde des einen und im Munde der anderen beiden? Was ist das für ein mysteriöses Ding, das hier auf so unterschiedliche Weise gerettet werden soll?
Ich habe die Französische Revolution erwähnt und die schöne Deklaration, die sie begleitete. Diese Deklaration hat ein Herr unterschrieben, der einer der ersten war, die im Namen dieses herrlichen, humanen Textes hingerichtet wurden. Und nach ihm waren es noch Hunderte, vielleicht Tausende. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - welch herrliche Worte! Und wie fürchterlich kann das sein, was sie bedeuten: die Freiheit des aufgeknöpften Hemdes vor der Hinrichtung, die Gleichheit in der Geschwindigkeit, mit der die Guillotine auf den Nacken herunterfällt, Brüderlichkeit in einem verdächtigen Himmel, in dem das Höchste Wesen herrscht!
In der ganzen Welt ertönt heute das herrlich hoffnungsvolle Wort »Perestrojka«. Wir alle glauben, daß sich hinter diesem Wort eine Hoffnung für Europa und die ganze Welt verbirgt.
Und doch - ich gebe es zu - zittere ich hin und wieder vor Angst, dieses Wort könnte wieder nur eine neue Beschwörungsformel werden, es könnte sich schließlich wieder in den Gummiknüppel verwandeln, mit dem uns jemand schlägt. Ich denke jetzt nicht an meine Heimat, in der das Wort im Munde der Herrscher etwa die Bedeutung hat wie das Wort »unser Monarch« im Munde von Josef Schwejk. Ich denke an etwas anderes: nämlich daran, daß auch jener tapfere Mann, der heute im Kreml sitzt, hin und wieder - und vielleicht nur aus Verzweiflung - die streikenden Arbeiter oder die sich aufbäumenden Nationen oder nationalen Minderheiten oder allzu ungewöhnliche Ansichten von Minderheiten beschuldigt, sie bedrohten die Perestrojka. Ich verstehe ihn, diese gigantische Aufgabe zu erfüllen, die er sich vorgenommen hat. ist unermeßlich schwer, alles hängt am seidenen Faden, und fast alles kann eben diesen Faden zum Reißen bringen, und alle werden wir dann in den Abgrund stürzen. Und trotzdem sage ich mir: Sind nicht in diesem »neuen Denken« bedenkliche Relikte des alten Denkens enthalten? Erklingt hier nicht das Echo uralter gedanklicher Stereotypen und sprachlicher Machtrituale? Beginnt nicht das Wort Perestrojka, hier und da dem Wort Sozialismus zu ähneln, vor allem, wenn es hin und wieder demselben Menschen um den Kopf geschlagen wird, der so lange und so ungerecht mit dem Wort Sozialismus geschlagen worden ist?
Ihr Land hat einen großen Beitrag zur modernen europäischen Geschichte geleistet: die erste Welle der Entspannung durch seine bekannte Ostpolitik.
Doch auch dieses Wort konnte so manches Mal ganz schön doppeldeutig sein. Es bedeutete selbstverständlich den ersten Hoffnungsschimmer für ein Europa ohne Kalten Krieg und Eisernen Vorhang; zugleich aber - leider - bedeutete es nicht nur einmal auch den Verzicht auf Freiheit und damit auf eine grundlegende Voraussetzung jedes wirklichen Friedens: Ich erinnere mich immer noch, wie zu Beginn der 70er Jahre einige meiner westdeutschen Freunde und Kollegen mir auswichen aus Furcht, daß sie durch einen wie auch immer gearteten Kontakt zu mir, den die hiesige Regierung nicht gerade liebte, eben diese Regierung überflüssigerweise provozieren und damit die zerbrechlichen Fundamente der aufkeimenden Entspannung bedrohen könnten. Ich spreche darüber natürlich nicht wegen meiner Person als solcher, und schon überhaupt nicht, weil ich mir etwa leid täte. Haben doch schon damals eher sie mir leid getan, denn nicht ich war es, sondern sie, die freiwillig auf ihre Freiheit verzichteten. Ich erwähne das, um von einer anderen Seite zu beleuchten, wie leicht eine gut gemeinte Sache sich verwandeln kann in den Verrat der eigenen guten Absicht - und das wiederum nur durch das Wort, dessen Sinn offensichtlich nicht sorgfältig genug gehütet wurde. So etwas kann sehr leicht geschehen, man achtet kaum darauf, es geschieht unauffällig, leise, verstohlen - und wenn man es dann schließlich feststellt, bleibt nur eines: späte Verwunderung.
Aber das ist gerade jene teuflische Art, auf die uns die Worte zu verraten imstande sind, wenn wir bei ihrem Gebrauch nicht immerzu sehr umsichtig sind. Und häufig kann - leider - auch nur ein geringer und augenblicklicher Verlust der Umsicht tragische und nicht wiedergutzumachende Folgen haben. Folgen, die die immaterielle Welt der bloßen Worte bei weitem überschreiten und in eine schon verteufelt materielle Welt eintreten.
Ich komme endlich zum schönen Wort Frieden. 40 Jahre lang lese ich es in unserem Land auf jedem Dach und in jedem Schaufenster. 40 Jahre lang bin ich so, wie alle meine Mitbürger, zur Allergie gegen jenes schöne Wort erzogen worden, weil ich weiß, was 40 Jahre bedeuten: mächtige und immer mächtigere Armeen als angebliche Garanten des Friedens.
Trotz dieses langen Prozesses der systematischen Entleerung des Wortes Frieden; ja, mehr noch als dies: Es wurde ihm die genau entgegengesetzte Bedeutung gegeben, als es sie laut Wörterbuch hat: trotz alldem gelang es ein paar Don Quijotes aus der Charta 77 und einigen ihrer jüngeren Kollegen aus der Unabhängigen Friedensgemeinschaft, dieses Wort zu rehabilitieren und ihm seinen ursprünglichen Sinn zurückzugeben. Sie mußten allerdings für diese semantische »Perestrojka« - nämlich das Wort Frieden vom Kopf wieder auf die Füße zu stellen - bezahlen: Fast alle jungen Anführer der Unabhängigen Friedensgemeinschaft mußten ein paar Monate dafür absitzen. Doch hatte dies Sinn: Ein wichtiges Wort ist vor seiner totalen Entwertung gerettet worden. Und das ist, wie ich hier ständig zu erklären versuche, durchaus nicht nur die bloße Rettung eines Wortes. Es ist die Rettung von etwas weit Wichtigerem.
Alles wichtige Geschehen der realen Welt - das schöne und das scheußliche - hat nämlich immer sein Vorspiel in der Sphäre der Worte.
Wie ich schon gesagt habe, ist es heute nicht meine Absicht, Ihnen die Erfahrung eines Menschen zu vermitteln, der erkannt hat, daß das Wort immer noch Gewicht hat, wenn man dafür auch mit dem Gefängnis bezahlen muß. Meine Absicht war, eine andere Erfahrung zu bekennen, die wir in diesem Teil der Welt mit dem Gewicht des Wortes gemacht haben und die - davon bin ich fest überzeugt - universelle Gültigkeit hat: nämlich die Erfahrung, daß es sich immer auszahlt, den Worten gegenüber mißtrauisch zu sein und gut auf sie achtzugeben, und daß die Vorsicht hier nicht groß genug sein kann.
Durch Mißtrauen gegenüber den Worten kann entschieden weniger verdorben werden als durch übertriebenes Vertrauen in sie.
Übrigens, ist nicht genau das - Mißtrauen gegenüber den Worten und der Nachweis des Schrecklichen, das in ihnen unauffällig schlummern kann - die eigentliche Sendung des Intellektuellen? Ich erinnere mich, daß André Glucksmann, mein geschätzter Vorredner, in Prag einmal davon gesprochen hat, der Intellektuelle solle wie Kassandra sein, denn seine Aufgabe sei es, gut die Worte der Mächtigen zu hören, sie zu bewachen, vor ihnen zu warnen und vorherzusagen, was sie Böses bedeuten oder mit sich bringen könnten.
Betrachten wir noch eines: Jahrhundertelang hatten wir - Sie und wir - das heißt Deutsche und Tschechen - vielfältige Schwierigkeiten mit unserem Zusammenleben in Mitteleuropa. Für Sie kann ich nicht sprechen, doch ich glaube, daß ich für uns verantwortlich sagen kann, daß sich die uralten und über Jahrhunderte hinweg auf verschiedenste Weise genährten nationalen Animositäten, Vorurteile und Leidenschaften bei uns, den Tschechen, in den letzten Jahrzehnten verflüchtigt haben. Und es ist überhaupt kein Zufall, daß das in einer Zeit geschah, in der wir unter einem totalitären Regime litten. Dies hat in uns nämlich ein so tiefes Mißtrauen gegenüber allen Verallgemeinerungen, ideologischen Floskeln, Phrasen, Losungen, gedanklichen Stereotypen und sich anbiedernden Appellen an diese oder jene Schicht unserer Emotionen, von den niedrigsten bis zu den höchsten, herausgebildet, daß wir heute zumeist schon immun sind gegenüber jeglichem hypnotisierendem Köder, und sei er von noch so suggestiver Gestalt, wie etwa traditionell der nationale oder nationalistische Appell. Unter der erstickenden Decke von Tausenden von leeren Worten, unter der wir so lange leben müssen, hat sich in uns ein so starkes Mißtrauen gegenüber der Welt der trügerischen Worte herausgebildet, daß wir heute fähig sind, besser als früher die menschliche Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist: nämlich als die komplizierte Gemeinschaft Tausender und Millionen von unwiederholbaren menschlichen Einzelwesen, die neben Hunderten von schönen Eigenschaften auch Hunderte von Fehlern und schlechten Neigungen haben, die sich jedoch nie mit dem Bügeleisen hohler Phrasen und entwerteter Worte - wie zum Beispiel Klassen, Nationen oder politische Kräfte - zu einer einzigen homogenen Masse einebnen lassen und die so en bloc zu loben oder zu verurteilen sind, zu lieben oder zu hassen, zu verleumden oder zu feiern.
Das ist nur ein kleines Beispiel, wozu das Mißtrauen gegenüber den Worten gut ist. Ein Beispiel, mit Rücksicht auf die Gelegenheit gewählt, zu der es verwendet wird, nämlich auf den Augenblick, zu dem ein Tscheche die Ehre hat, zu einem überwiegend deutschen Publikum zu sprechen.
Am Anfang ist das Wort. - Das ist ein Wunder, dem wir zu verdanken haben, daß wir Menschen sind. - Doch zugleich ist es ein Hinterhalt, eine Prüfung, eine List und ein Test. - Größer vielleicht, als es Ihnen scheinen mag, die Sie unter den Bedingungen einer großen Freiheit des Wortes leben, also in Verhältnissen, in denen es scheinbar so sehr auf die Worte nicht ankommt.
Es kommt auf sie an.
Es kommt überall auf sie an.
Dasselbe Wort kann einmal demütig und ein anderes Mal hochmütig sein. Und außerordentlich leicht und sehr unauffällig kann sich ein demütiges Wort in ein hochmütiges verwandeln, während nur sehr schwer und langwierig sich ein hochmütiges Wort in ein demütiges wandelt. Ich habe versucht, das am Schicksal des Wortes Frieden in meinem Land zu zeigen.
Diese Welt und vor allen Dingen Europa befindet sich gegen Ende des zweiten Jahrtausends nach Christi an einer besonderen Kreuzung: Lange gab es nicht so viele Gründe für die Hoffnung, daß alles gut ausgeht, und niemals gab es zugleich so viele Gründe für die Befürchtung, daß, wenn alles schlecht ausgehen sollte, dies die endgültige Katastrophe sei. Es ist nicht schwer, zu belegen, daß alle Hauptbedrohungen, denen die Welt heute entgegentreten muß, vom Atomkrieg über die ökologische Katastrophe bis zur sozial-zivilisatorischen Katastrophe (damit meine ich den sich vertiefenden Abgrund zwischen reichen und armen einzelnen und Nationen), irgendwo in ihrem Inneren eine gemeinsame Ursache verborgen halten: die unauffällige Wandlung des ursprünglich demütigen Wortes in ein hochmütiges.
Hochmütig begann der Mensch zu glauben, er als Höhepunkt und Herr der Schöpfung verstehe die Natur vollständig und könne mit ihr machen, was er wolle.
Hochmütig begann er zu glauben, als Besitzer von Verstand sei er fähig, vollständig seine eigene Geschichte zu verstehen und sodann allen ein glückliches Leben zu planen, und dies gebe ihm sogar das Recht, jeden, dem die Pläne nicht gefallen, aus dem Weg zu wischen im Interesse einer angeblich besseren Zukunft aller, zu der er den einzigen und richtigen Schlüssel gefunden habe.
Hochmütig begann er von sich zu glauben, wenn er den Atomkern zertrümmern könne, sei er schon so vollkommen, daß ihm weder die Gefahr der atomaren Wettrüstung noch gar des Atomkriegs drohe.
In all diesen Fallen hat er schicksalhaft geirrt. Das ist schlimm. Aber in all diesen Fällen beginnt er schon, seinen Fehler zu begreifen. Und das ist gut.
Von alldem belehrt, sollten wir alle und gemeinsam gegen die hochmütigen Worte kämpfen und aufmerksam nach den Kuckuckseiern des Hochmuts in scheinbar demütigen Worten forschen. Das ist ganz offenbar durchaus nicht nur eine linguistische Aufgabe. Als Aufruf zur Verantwortung für das Wort und gegenüber dem Wort ist dies eine wesenhaft sittliche Aufgabe.
Als eine solche ist sie allerdings nicht vor dem Horizont der von uns zu überblickenden Welt verankert, sondern erst irgendwo dort, wo jenes Wort sich aufhält, das am Anfang war und das nicht das Wort des Menschen ist.
Ich werde nicht erklären, warum dem so ist. Weit besser nämlich, als ich dazu imstande wäre, hat das schon Ihr großer Vorfahre Immanuel Kant getan.
Tscheschich
Cena, kterou jsem dnes poctíván, je nazvána „mírovou" a byla mi udělena knihkupci, tedy lidmi, kteří se věnují šíření slova. Snad mne to opravňuje k tomu, abych se tu dnes zamyslel o tajemné souvislosti mezi slovem a mírem a vůbec o tajemné moci slova v lidských dějinách.
Na počátku bylo slovo, praví se na první stránce jedné z nejdůležitějších knih, které známe. V té knize to znamená, že zdrojem veškerého stvoření je Slovo Boží. Neplatí to však, přeneseně. i o veškerém konání lidském"? Není to snad i v našem případě slovo, které je nejvlastnějším zdrojem toho, čím jsme, ba samotným základem toho způsobu vesmírného bytí, kterému říkáme člověk? Duch, lidská duše, naše sebeuvědomění, schopnost zobecňovat a myslet v pojmech, chápat svět jako svět (a ne jen jako své okolí). a posléze i naše schopnost vědět, že umřeme, a přesto žít - není to všechno snad prostředkováno. či přímo tvořeno také slovem'?
Je-li Slovo Boží zdrojem veškerého Božího stvoření, puk ta část tohoto stvoření, kterou představuje lidské plémě, je sama sebou jen dík jinému Božímu zázraku, totiž zázraku lidského slova. A je-li tento zázrak klíčem k dějinám člověka, pak je zároveň i klíčem k dějinám společnosti, ba možná že je tím prvním jen proto, že je tím druhým; kdyby totiž slovo nebylo druhem komunikace mezi dvěma či více lidskými „já", nebylo by asi vůbec. To všechno nějakým způsobem vlastně odvždycky víme nebo aspoň tušíme; pocit zvláštního významu a váhy slova je v povědomí lidstva zřejmě od nepaměti přítomen.
Ale nejen to: dík zázraku slova víme asi lépe než ostatní živočichové, že toho ve skutečnosti víme velmi málo, totiž že existuje tajemství. Tváří v tvář tomuto tajemství -a cítíce zároveň onu pro nás téměř konstitutivní moc slova - pokoušíme se od nepaměti oslovit to, co je nám tímto tajemstvím zahaleno, a svým slovem to ovlivnit. Jako věřící se modlíme k Bohu, jako magici vyvoláváme či zaklínáme duchy a zkoušíme tak svým slovem zasahovat do přírodních i lidských dějů, jako příslušníci novodobé civilizace - ať už věřící, či nevěřící - skládáme ze svých slov vědecké teorie a politické ideologie, jimiž čelíme - tu úspěšně a tu neúspěšně - tajemnému běhu světa a jimiž tento běh - tu úspěšně a tu neúspěšně - ovlivňujeme.
Čili: ať už si to uvědomujeme či nikoliv, ať už si to vysvětlujeme jakkoliv, jedno se zdá být zřejmé: že na světodějnou moc svého slova odvždycky - a v ,jistém smyslu právem - věříme.
*
Proč říkám „právem”?
Je opravdu lidské .slovo tak mocné, že může měnit svět a ovlivňovat dějiny? A pokud někdy tak mocné bylo, platí to o něm i dnes?
Žijete v zemi, kde je velká svoboda slova. Té svobody může užívat kdekdo ke kdečemu, aniž si toho musí nevvhnutelně ostatní všimnout, natož se tím zabývat. Může se vám tudíž zdát, že význam slova přeceňuji prostě jen proto, že žiji v zemi, kde se za slova stále ještě zavírá do vězení.
Ano, žiji v zemi, kde jsou váha a radioaktivní záření slova denně stvrzovány sankcemi, které svobodné slovo na sebe přivolává. Nedávno si celý svět připomínal dvousté výročí Velké francouzské revoluce, a tím jsme si museli vzpomenout i na slavnou Deklaraci práv člověka a občana, deklaraci, v níž se praví, že každý občan má právo vlastnit tiskárnu. V týchž dnech, tedy přesně dvě stě let po této deklaraci, byl můj přítel Frantisek Stárek odsouzen na dva a půl roku do vězení za to, že vyráběl nezávislý kulturní časopis Vokno - nikoli snad v soukromé tiskárně, ale na skřípajícím předpotopním cyklostylu! Krátce před tím byl můj přítel Ivan Jirous odsouzen k šestnácti měsícům vězení za to, že na psacím stroji vykřikl jen to, co každý ví: že v naší zemi bylo mnoho justičních vražd a že i dnes může být nespravedlivě uvězněný člověk ve vězení utýrán. Můj přítel Petr Cibulka je ve vězení za to, že šířil samizdatově vydané texty a nahrávky nekonformních zpěváků a hudebních skupin. Ano, to všechno je pravda. Žiju skutečně v zemi, kde sjezd spisovatelů nebo nějaký projev na něm může otřást systémem. Umíte si představit něco podobného ve Spolkové republice Německo'? Ano, žiju v zemi, kterou před jednadvaceti lety otřásl text mého přítele Ludvíka Vaculíka, který se jmenoval -jakoby proto, aby potvrdil mé vývody o moci slova - „2000 slov”; tento text, mimo jiné, sloužil jako jeden z důvodů k tomu, aby jisté noci přepadlo naši zemi pět cizích armád. A není vůbec náhoda, že ve chvíli, kdy toto píši, otřásá zdejším režimem jedna stránka textu nazvaná - jakoby opět na ilustraci toho, co tu říkám - „Několik vět". Ano, žiji opravdu v systému, kde slovo může otřásat všemi mocenskými aparáty, kde slovo může mít vetší sílu než deset divizí, kde pravdivé slovo Solženicynovo bylo pocítěno jako cosi tak nebezpečného, že bylo třeba jeho autora násilím vsadit do letadla a vyvézt. Ano, žiju tam, kde slovo Solidarita bylo schopno otřást celým mocenským blokem.
To všechno je pravda, bylo o tom už hodně napsáno a mluvil o tom už na tomto místě můj vzácný předchůdce Lev Kopelev.
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Mně ted' ale běží o něco trochu jiného. Nechci mluvit jen o neuvěritelné váze, kterou nabývá svobodné slovo v totalitních pomě-rech. nechci ilustrovat tajemnou moc slova jen tím, že jsou země. v nichž může několik slov vážit víc než jinde celý vlak dynamitu. Chci mluvit obecněji a pohlédnout na své téma v jeho širších a rozporuplnějších souvislostech.
Žijeme ve světě, v němž je možné, aby na občana Velké Británie kdosi mocný z úplně jiné země zcela veřejně a bezostyšně namířil smrtící šíp jen proto, že dotyčný napsal určitou knihu. Ten mocný člověk to udělal údajně jménem miliardy svých souvěrců. Ale nejen to: v tomto světě je možné, aby se určitá-doufejme, že jen malá - část této miliardy s vyneseným rozsudkem identifikovala.
Co to je? Co to znamená? Je to jen mrazivý závan fanatismu. podivně ožívajícího v době různých helsinských konferencí a podivně oživovaného dosti drtivými důsledky dosti drtivé expanze evropanství do světů. které o dovoz cizí civilizace púvodně nestály a kterým nakonec tento dvojsmyslný dovoz způsobil stamiiiardové a nikdy nesplatitelné dluhy'?
Zajisté, to všechno to samozřejmě je. Ale je to i cosi víc: je to symbol.
Symbol záhadné mnohoznačnosti, kterou ona velká moc slova má.
Ano, moc slova není jednoznačná a průhledná. Není to jen osvobodivá moc slova Walesova nebo varovná moc slova Sacharovova, není to jen moc - zřejmě nesmyslně vyložené - knížky Rushdieho.
Vedle slova Rushdieho tu je totiž i slovo Chomejního. Vedle slova elektrizujícího společnost svou svobodou a pravdivostí je tu i slovo hypnotizující, šálivé, fanatizující, zběsilé, podvodné, nebezpečně, smrtonosné. Slovo - šíp.
Myslím, že nemusím právě vám obsáhle vykládat o černě magii některých slov, protože jste na vlastní kůži v poměrně nedávné době zažili, k jak nevýslovným dějinným hrůzám může za určité politické a sociální konstelace vést hypnoticky uhrančivé a zároveň neskutečně šílené slovo jednoho průměrného maloměšťcíka. Nechápu sice, čím mohl část vašich otců a matek uhranout, ale zároveň chápu, že to muselo být cosi velice sugestivního a velice zákeřného, když to bylo schopno, byť jen na krátkou chvíli, uhranout i onoho velkého ducha, který dal tak nový a pronikavý smysl slovům „das Sein", „das Da-Sein" a „die Existenz".
Co chci říct: slovo je úkaz tajemný, mnohoznačný, ambivalentní, zrádný. Může být paprskem světla v říši tmy, jak kdysi nazval Bělinskij Ostrovského Bouři, ale může být i smrtonosným šípem. A co je nejhorší: může být chvíli tím a chvíli oním, může být dokonce obojím současně!
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Jaké bylo vlastnč slovo Leninovo'? Osvobozující, ncbu naopak šálivé, nebezbečné a posléze zotročující'? Zájemci o dějiny komunismu se o to dodnes vášnivě přou a zřejmě ještě dlouho přít budou. Já osobně jsem si na tomto slově všiml hlavně toho, že bylo trvale vzteklé.
Jaké bylo vlastně slovo Marxovo'? Vrhlo světlo na celou jednu ,krytou rovinu společenských mechanismů, nebo to byl jen nenápadný prazárodek všech pozdějších strašných Gulagů? Nevím, nejspíš asi obojí současně.
A co slovo Freudovo? Odkrylo tajný kosmos lidské duše. anebo to byl jen zárodek iluze, kterou se dnes omamuje polovina Spojených států amerických, totiž že se lze zbavit svých trápení a svých vin tím, že jejich břímě odložíme do interpretace dobře zaplaceného odborníka`?
Ale šel bych ještě dál a ptal bych se ještě provokativněji: jaké bylo vlastně slovo Kristovo'? Byl to začátek dějin spásy a jeden z. nejmocnějších kulturotvorných impulsů v dějinách světa, anebo to byl duchovní prazárodek křižáckých tažení. inkvizicí, hubení amerických kultur a posléze celé té rozporuplné expanze bílé rasy, která způsobila tolik tragédií, včetně té, že dnes největší část lidského světa spadá do smutné kategorie světa prý až třetího'? Já si pořád myslím, že to bylo spíš to první, ale nemohu zároveň ignorovat stohy knih, které dokazují, že i v tom nejčistším raném křesťanství bylo už nevědomě zakódováno cosi, co na pozadí souhry tisíce jiných okolností, včetně relativní trvalosti lidské povahy, mohlo určitým způsobem duchovně otevřít prostor i oněm hrůzám, o nichž jsem se zmínil.
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Slova mají také své dějiny.
Byly například doby, kdy slovo socialismus bylo pro celé generace ponížených a utlačených magnetickým synonymem spravedlivějšího světa a kdy pro ideál, tímto slovem vyjadřovaný, byli lidé schopni obětovat dlouhá léta života a třeba i život sám. Nevím, jak ve vaší zemi, ale v mé vlasti se z téhož slova - tedy ze slova socialismus - stal už dávno docela obyčejný pendrek, kterým od rána do večera tlučou po zádech všechny své svobodomyslné spoluobčany jacísi zbohatlí a v nic nevěřící byrokrati, nazývajíce je „nepřáteli socialismu" a „antisocialistickými silami". Skutečně: v mé zemi to slovo je už dávno bohapustým zaříkadlem, kterému je nejlépe se vyhnout, nechce-li se člověk stát podezřelý. Byl jsem nedávno na jedné docela spontánní a žádnými disidenty neorganizované manifestaci, protestující proti výprodeji nejkrásnějších částí Prahy nějakým australským milionářům. A když tam jeden řečník, bouřlivě proti tomuto projektu vystupující, chtěl posílit svůj apel na vládu zdurazněním, že za záchranu svého domova bojuje ve jménu socialismu. začal se shromážděný dav smát. Ne proto, že by byl proti sociálně spravedlivému společenskému pořádku. Ale prostě proto. že uslyšel slovo, kterým se po dlouhá léta a ve všech možnych i nemožných souvislostech zaklíná režim, který dokáže lidi jen manipulovat a ponižovat.
Podivné osudy mohou mít slova! Tentýž druh svobodomysl-ných a statečných lidí může být jednou uvrhován do žalářů proto, že nějaké slovo pro něj něco znamená. a podruhé proto. že pro něj totéž slovo už nic neznamená. neboť se ze symbolu lepšího světa změnilo v jazykové zaklínadlo přihlouplého diktátora.
Žádné slovo - alespoň v onom poněkud metaforickém smyslu, v jakém tu slovo „slovo" používám - neobsahuje jen to, co mu přisuzuje etymologický slovník. Každé v sobě obsahuje i osobu, která ho vyslovuje, situaci, v níž ho vyslovuje, a důvod, proč ho vyslovuje. Totéž slovo může jednou zářit velkou nadějí, podruhé vysílat jen paprsky smrti. Totéž slovo může být jednou pravdivé a jednou Iživé, jednou oslňující a jednou šálivé, jednou může otevírat nádherné perspektivy a jednou může jen pokládat na zem kolejnice vedoucí do celých souostroví koncentračních táborů. Totéž slovo může být jednou stavebným kamenem míru a jindy může každá jeho hláska dunět ozvěnou kulometů.
Gorbačov chce zachránit socialismus zavedením trhu a svobody slova, Li Peng zachraňuje socialismus masakrováním studentů a Ceauşescu zbuldozerizováním svého národa. Co to slovo vlastně znamená v ústech jednoho a v ústech druhých dvou'? Co je to za mysteriózní věc, která je tu tak různými způsoby zachraňována`?
Zmínil jsem se o francouzské revoluci a o té krásné deklaraci, která ji provázela. Tu deklaraci podepsal pán, který byl jednou z prvních osob, jež byly jménem tohoto nádherně humánního textu popraveny. A po něm to byly stovky a snad tisíce dalších. Volnost. rovnost, bratrství - jak nádherná slova! A jak děsivé může být to, co znamenají: volnost rozepnuté košile před popravou, rovnost v rychlosti, s níž padá na krk gilotina, bratrství v jakémsi podezřelém nebi, kde vládne Nejvyšší Bytost!
Celým světem dnes zní nádherně nadějné slovo „perestrojka". Všichni věříme, že se za tím slovem skrývá naděje pro Evropu a celý svět.
A přesto - přiznávám se - se občas chvěji strachem, aby se to slovo nestalo zase jen novým zaříkadlem, aby se nakonec nezměnilo zase jen v pendrek, kterým nás někdo tluče. Nemyslím teď na svou vlast, kde to slovo má v ústech jejích vládců asi takový význam jako slovo „náš mocnář" v ústech Josefa Švejka. Myslím na něco jiného: totiž na to, že i onen statečný muž, který dnes sídlí v Kremlu, vysílá občas - a možná jen ze zoufalství - na stávkující dělníky nebo na bouřící se národy či národnostní menšiny nebo na příliš neobvyklé názorové menšiny obvinění, že ohrožují perestrojku. Chápu ho, splnit ten gigantický úkol, který si předsevzal, je nesmírně těžké, všechno to visí na vlásku a téměř cokoliv může opravdu asi ten vlásek přetrhnout a všichni pak budeme padat do propasti. Ale přesto si říkám: nejsou v tomhle .,novém myšlení" povážlivé relikty myšlení atarého'? Nezaznívá tu ozvěna dávných myšlenkových stereotypů a mocensko-jazykových rituálů`? Nezačíná se slovo perestrojka už tu a tam trochu podobat slovu socialismus, zvlášť když je jím občas nenápadně uhozen po hlavě týž člověk, který byl tak dlouho a tak nespravedlivě bit slovem socialismus'?
Vaše země vnesla do moderních evropských dějin velký vklad: první vlnu détente, svou známou Ostpolitik.
Ale i tohle slovo dokázalo být leckdy pěkně dvojsmyslné. Znamenalo samozřejmě první záblesk naděje na Evropu bez studené války a železné opony; zároveň však - bohužel - nejednou znamenalo i rezignaci na svobodu, a tím na základní předpoklad každého skutečného míru: mám stále ještě v paměti, jak se mi počátkem sedmdesátých let leckteří mí západoněmečtí kolegové a přátelé vyhýbali z obavy, že by jakýmkoli kontaktem se mnou, kterého nemá zdejší vláda v lásce, mohli tuto vládu zbytečně provokovat, a tím křehké základy rodící se détente ohrožovat. Nemluvím o tom samozřejmě kvůli sobě jako takovému. a už vůbec ne proto, že bych se litoval. Vždyť já už tehdy litoval spíš je než sebe, protože Jsem to nebyl já, ale oni, kdo se dobrovolně vzdával své svobody. Zmiňuji se o tom proto, abych jen z jiné strany znovu oavětlil, jak snadno se může dobře míněná věc změnit ve zradu svého vlastního dobrého úmyslu -a to opět jen skrze slovo. jehož smysl nebyl zřejmě dost bedlivě střežen. Taková věc se může stát velmi snadno, člověk si toho téměř nevšimne. stane se to nenápad-ně, tise, pokradmu - a když to nakonec člověk zjistí, zbývá mu už jen jediná možnost: pozdní údiv.
Jenomže to je přesně onen d'ábelský způsob, jímž nás dokážou slova zrazovat, nejsme-li při jejich užívání trvale obezřetní. A často - bohužel - i docela malá a jen chvilková ztráta obezřetnosti může mít tragické a neodčinitelné následky. Následky dalekosáhle překračující nehmotný svět pouhých slov a dalekosáhle vstupující do světa až po čertech hmotného.
*
Dostávám se konečně ke krásnému slovu mír.
Čtyřicet let ho čtu v naší zemi na každé střeše a v každém výkladu. Čtyřicet let jsem, tak jako všichni mí spoluobčané, vychováván k alergii na toto krásné slovo, protože vím, co čtyřicet let znamená: mohutné a stále mohutnějící armády jakožto údajnou záštitu míru.
Navzdory tomuto dlouhému procesu systematického vyprazdňování slova mír; ba víc než jen vyprazdňování: jeho naplňování právě opačným významem. než jaký podle slovníku má: navzdory tomu všemu se podařilo několika donkichotům z Charty 77 a nĕkolika jejich mladším kolegům z Nezávislého mírového sdružení toto slovo rehabilitovat a vrátit mu jeho původní smysl. Museli ovšem tuto sémantickou „perestrojku" - totiž obrácení slova mír z hlavy opět na nohy-čímsi zaplatit. Téměř všichni mladí předáci Nezávislého mírového sdružení si museli pár měsíců za to odsedělt. Mělo to ale smysl: jedno důležité slovo bylo zachráněno před svým totálním znehodnocením. A to není, jak se tu pořád pokouším vysvětlit, zdaleka jen pouhá záchrana slova. Je to záchrana čehosi daleko důležitějšího.
Všechny důležité děje reálného světakrásné i obludné-mají totiž vždycky svou předehru ve sféře slov.
Jak jsem už řekl, mým dnešním úmyslem není předávat vám zkušenost člověka, který poznal, že slovo stále ještě něco váží. když se za ně musí platit i vězením. Mým úmyslem bylo vyzpovídat se z jiné zkušenosti, kterou jsme v tomto kousku světa s váhou slov učinili a která - jak jsem pevně přesvědčen - má univerzální platnost: totiž ze zkušenosti, že se vždycky vyplatí být ke slovům podezíravý a dávat si na ně pozor a že žádná opatrnost tu nemůže být zbytečně velká.
Podezřívavostí ke slovům se dá rozhodně zkazit míň než přemrštěnou důvěrou v ně.
Ostatně není přesně to - podezíravost ke slovům a jejich usvědčování z hrůzy, která v nich může nenápadně dřímat - nejvlastnějším posláním intelektuála`? Vzpomínám si, že André Glucksmann, můj milý předřečník, mluvil kdysi v Praze o tom, že intelektuál má být jako Kasandra, protože jeho úkolem je dobře slyšet slova mocných, hlídat je, varovat před nimi a věštit, co by mohla zlého znamenat či přinést.
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Všimněme si jedné věci: po staletí jsme měli - vy a my - to jest Němci a Češi - rozmanité potíže se svým soužitím ve střední Evropě. Za vás mluvit nemohu, ale za nás myslím mohu odpovědně říct. že pradávné a po staletí nejrůzněji přiživované národnostní animozity, předsudky a vášně v posledních desetiletích z nás, Čechů, vyprchaly. A není vůbec náhoda, že se to stalo v době, kdy jsme byli postiženi totalitním režimem. Ten v nás totiž vypěstoval tak hlubokou nedůvěru ke všem generalizacím. ideologickým floskulím, frázím, heslům, myšlenkovým stereotypům a podbízivým apelům na ty či ony vrstvy našich emocí, od nejnižších až po nejvyšší, že jsme dnes většinou už imunní k jakékoli hypnotizují-cí návnadě, byť by měla i tak sugestivní podobu. jakou jí tradičně dává apel nacionální či nacionalistický. Dusící příkrov tisíců prázdných slov, pod nímž musíme tak dlouho žít. v nás vyvinul tak silnou nedůvěru ke světu šálivých slov, že jsme dnes schopni lépe než dříve vidět lidský svět takový, jaký opravdu je: totiž jako složité společenství tisíců a miliónů neopakovatelně jedinečných lidských bytostí, které mají vedle stovek krásných vlastností i stovky vad a špatných sklonů, které však nikdy nelze prostě sežehlit žehličkou dutých frází a devalvovaných slov do jedné homogenní masy - jako například třídy, národa nebo politické síly - a jako takové je en bloc chválit nebo odsuzovat, milovat nebo nenávidět, hanobit nebo oslavovat.
To je jen malý příklad, k čemu je nedůvěřivost ke slovům dobrá. Příklad zvolený s ohledem na příležitost, při níž. je užit, totiž pro chvíli, kdy má Cech tu čest promlouvat k publiku převážně německému.
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Na počátku všeho je slovo.
Je to zázrak. kterému vděčíme za to, že jsme lidmi. Ale je to zároveň nástraha, zkouška, lest a test.
Větší možná, než se může zdát vám, kteří žijete v podmínkách velké svobody slova, tedy v poměrech, kde na slovech zdánlivě tolik nezáleží.
Záleží na nich. Záleží na nich všude.
Totéž slovo může být jednou pokorné a podruhé pyšné. A nesmírně snadno a velmi nenápadně se může slovo pokorné proměnit ve slovo pyšné, zatímco jen velmi těžce a velmi dlouze se mění slovo pyšné ve slovo pokorné. Pokusil jsem se to ukázat na osudech slova mír v mé zemi.
Tento svět a především Evropa se v závěru druhého tisíciletí po Kristu ocitá na zvláštní křižovatce: dlouho nebylo tolik důvodů k naději, že všechno dobře dopadne. a nikdy nebylo zároveň tolik důvodů k obavě, že kdyby dopadlo všechno špatně, byla by to katastrofa definitivní.
Není těžké doložit, že všechny hlavní hrozby, jimž musí dnešní svět čelit, od atomové války přes katastrofu ekologickou až po katastrofu sociálně civilizační (tím myslím prohlubující se propast mezi bohatými a chudými jednotlivci i národy), mají kdesi ve svých útrobách skrytu jednu společnou příčinu: nenápadnou proměnu slova původně pokorného ve slovo pyšné.
Pyšně si člověk začal myslet, že jako vrchol a pán tvorstva rozumí kompletně přírodě a může si s ní dělat, co chce.
Pyšně si začal myslet, že jako majitel rozumu je schopen kompletně pochopit své vlastní dějiny a naplánovat pak všem šťastný život a že mu to dává dokonce právo každého, komu se jeho plán nezamlouvá, smést z cesty v zájmu údajně lepší budoucnosti všech, k níž nalezl ten jediný a pravý klíč.
Pyšně si začal o sobě myslet, že když umí rozbít atomové jádro.je už tak dokonalý, že mu nehrozí nebezpečí atomového zbrojního soupeření, natož atomové války.
Ve všech těchto případech se osudově zmýlil. To je zlé. Ale ve všech těchto případech začíná už svůj omyl chápat. A to je dobré. Tím vším poučeni. měli bychom všichni a společně bojovat proti pyšným slovům a vnímavě pátrat po kukaččích vejcích pýchy ve slovech zdánlivě pokorných.
To není, jak zřejmo. úkol zdaleka jen lingvistický. Jako výzva k odpovědnosti za slovo a ke slovu je to úkol bytostně mravní. Jako takový není ovšem zakotven před horizontem námi dohlédnutelnéhosvěta, ale až někde tam. kde přebývá ono Slovo, jež bylo na počátku všeho a jež není slovem člověka.
Nebudu vysvětlovat, proč tornu tak je. Daleko lépe totiž, než bych to byl schopen učinit já. to učinil už váš velký předek Immanuel Kant.
Děkuji vám za pozornost.
Hrádeček. 25. 7. 1989
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Václav Havel
Dankesrede des Preisträgers
Chronik des Jahres 1989
+++ George Bush sen. tritt im Januar 1989 die Nachfolge von Ronald Reagan als 41. Präsident der USA an. +++ Im Iran verkündet Ayatollah Khomeini Mitte Februar eine Fatwa gegen Salman Rushdie und ruft somit die Moslems zur Ermordung des britisch-indischen Schriftstellers wegen seines Romans Die Satanischen Verse auf. +++ Mehr als eine Million Menschen finden sich im Mai 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking zur größten Demonstration seit der Gründung der Volksrepublik China zusammen und fordern demokratische Reformen. Das chinesische Militär beendet die Massenproteste mit einem Blutbad, bei dem nach Schätzungen zwischen 2500 und 7000 Menschen sterben. +++
Die polnische Gewerkschaft Solidarnoœæ wird im April legalisiert. Bei den polnischen Parlamentswahlen im Juni sind erstmals Oppositionsparteien zugelassen. Der Kandidat des »Bürgerkomitees Solidarnoœæ«, Tadeusz Mazowiecki, wird im August zum ersten nichtkommunistischen Regierungschef eines Staates des Warschauer Pakts gewählt. In ihrem Unmut über die vermeintliche Fälschung der Kommunalwahlen am 7. Mai gehen bei den Leipziger Montagsdemonstrationen mehr und mehr Menschen auf die Straße. +++ Im Oktober wird Erich Honecker von Egon Krenz als Generalsekretär der SED abgelöst, kurze Zeit später tritt das gesamte Politbüro zurück. Unmittelbar im Anschluss an die Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober und den Reformen anmahnenden Besuch Gorbatschows (»Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!«) ist die friedliche Revolution nicht mehr aufzuhalten. Am 9. November wird die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland geöffnet. Am Abend des 10. November prägt Willy Brandt vor einer unübersehbaren Menge feiernder Menschen am Schöneberger Rathaus in Berlin den Satz: »Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.« +++ Hunderttausende demonstrieren Mitte November in Prag gegen das Machtmonopol der Kommunisten. Am 28. Dezember wird die Symbolfigur des Prager Frühlings, Alexander Dubèek, zum Parlamentspräsidenten und einen Tag später der Schriftsteller Václav Havel zum neuen Staatspräsidenten der Tschechoslowakei gewählt. Ein paar Tage zuvor wird der rumänische Staats- und Parteichef Nicolae Ceausescu gestürzt. Am 25. Dezember werden er und seine Frau von einem Militärtribunal zum Tode verurteilt und sofort hingerichtet. +++
Biographie Václav Havel
Václav Havel, geboren am 5. Oktober 1936 in Prag, absolviert eine Lehre als Chemielaborant. Aus politischen Gründen lässt man ihn nicht an der Akademie der Musischen Künste studieren. Er absolviert ein Fernstudium in Dramaturgie.
1968 erhält Havel wegen seines Engagements in der Reformbewegung des Prager Frühlings und seiner Kritik an der sowjetischen Invasion Publikations- und Aufführungsverbot, setzt sich aber trotz zahlreicher Repressalien weiterhin stets für die Wahrung der Menschenrechte ein. So gehört er 1977 zu den Wortführern der Bürgerrechtsgruppe Charta 77, die Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten in der ÈSSR fordern. Wegen seines politischen Engagements wird Havel mehrfach verhaftet, so auch 1989. In jenem Jahr steht er an der Spitze der Bürgerbewegung, die Massenproteste der Bevölkerung initiiert und schließlich den Sturz des kommunistischen Regimes herbeiführt.
Im Dezember 1989 wird Havel zum Präsidenten der Tschechoslowakei gewählt und nach der Teilung des Landes zum Präsidenten der Tschechischen Republik. 2003 legt er, nachdem sich bei den Präsidentschaftswahlen kein Kandidat durchsetzen kann, sein Amt nieder. Seitdem arbeitet er vornehmlich wieder als Dramatiker, erhebt aber immer wieder seine Stimme zu politischen Themen.
Václav Havel stirbt am 19. Dezember 2011 in Prag.
Auszeichnungen
(kleine Auswahl)
2011 Jan Langos Award
2010 Franz-Kafka-Preis
2009 Karel Kramar Medaille
2009 Internationaler Demokratiepreis Bonn
2008 Point Alpha Preis
2008 Karel Čapek Award
2008 Jaroslav Seifert Preis der Stiftung „Charta 77“
2007 Dolf-Sternberger-Preis
2006 Brückepreis
2004 Friedenspreis - Mostar
2003 Nationalpreis der dt. Nationalstiftung Weimar
2003 Hans-Sahl-Preis
2002 Cicero-Preis, Lettland
1998 Westfälischer Friedenspreis
1997 Prinz-von-Asturien-Preis
1997 J.-William-Fulbright-Preis, USA
1997 European Statesman Award
1996 Yitzhak Rabin Memorial Medal
1996 Leonhard-Frank-Ring
1994 Indira-Gandhi-Preis
1993 Theodor-Heuss-Preis
1993 Athinai-Preis der Onassis-Stiftung
1993 Adolph-Bentinck-Preis
1991 Raul-Wallenberg-Preis für Menschenrechte
1991 Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen
1991 Freiheitspreis des Wiesenthalzentrums
1990 Simon-Bolivar-Preis
1990 Rotary-Preis, USA
1990 Malaparte-Literaturpreis, Italien
1990 Gottlieb-Duttweiler-Preis, Schweiz
1989 Olof-Palme-Preis
1989 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
1986 Erasmus-Preis, Niederlande
1982 Jan-Palach-Preis, Paris
1981 Pariser Theaterpreis Prix Plaisir du Théâtre
1968 Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur
Bibliographie
Fassen Sie sich bitte kurz. Gedanken und Erinnerungen zu Fragen von Karel Hvížd’ala
Übersetzt von Joachim Bruss, Rowohlt Repertoire, Reinbek bei Hambrug 2018, 414 Seiten, ISBN: 978-3-688-11007-0
Briefe an Olga. Betrachtungen aus dem Gefängnis
Übersetzt von Joachim Bruss, Rowohlt Repertoire, Reinbek bei Hamburg 2018, 330 Seiten, ISBN: 978-3-688-10987-6
Moral in Zeiten der Globalisierung
Übersetzt von Joachim Bruss, Eva Profousová, Rowohlt Repertoire, Reinbek bei Hamburg 2018, 256 Seiten, ISBN: 978-3-688-10981-4